83. Auf Abwegen

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»Was hast du mit mir vor?«, fragte ich leicht nervös. Wie sollte die Bezahlung diese Mal aussehen?

»Das kommt ganz darauf an wie müde du bist«, ließ er mich wissen und ich hörte, wie er den Blinker setzte.

»Nicht so sehr«, informierte ich ihn, denn ich war wieder hellwach, weil ich so aufgeregt war. Mein Herz klopfte schneller als normal. Wo sollte er denn mit mir hin fahren? Er kannte sich hier doch nicht aus.

Harry ging nicht weiter auf meine Frage ein und ich hatte keine Ahnung mehr, wo wir uns befanden. Er fuhr etwas schneller, das konnte ich erahnen. Das hieß, wir waren außer Orts. Doch wo?

»Darf ich wieder schauen?« fragte ich ungeduldig.

»Nein«, erhob er kurz und knapp seinen Einwand. Kurz darauf spürte ich seine Hand auf meinem Oberschenkel. Er drückte ihn sanft.

»Aber du weißt, was du tust?«, versuchte ich weiter zu forschen und griff unruhig nach seiner Hand.

»Nicht immer... Aber keine Angst, ich weiß zumindest, wohin ich fahre«, teilte er mir mit, was mich aber kein bisschen beruhigte. Hatte er überhaupt einen ausgeklügelten Plan?

Die Reifen des Audis verließen festen Boden, das konnte ich hören. Meine Nervosität stieg, wir hielten an.

»Wenn ich dich kurz alleine lasse, versprichst du mir, dass du nicht schaust, wo wir sind?«, fragte er mich.

Ruhelos und mit klopfendem Herz nickte ich. »Wo willst du hin?« Mein Atem war unruhig.

»Lass dich einfach überraschen Engelchen. Ich bin gleich wieder hier«, gab er mir sein Wort und hauchte einen Kuss auf meinen Handrücken, bevor er mich verließ und die Türe hinter sich leise zuknallte. Das Auto verriegelte er nicht. Es kam mir vor wie eine halbe Ewigkeit, bis er wieder bei mir war. Dabei war er sicherlich nur drei oder vier Minuten weg. Im Innenraum des Audis war es ganz ruhig. Nur meinen eigenen Atem konnte ich hören, von außen hörte ich nichts.

Ich erschrak, als die Beifahrertüre neben mir mit Schwung aufgerissen wurde. »Keine Angst, ich bin es Angel«, beruhigte er mich und half mir aus dem Wagen. Gleichauf knirschte Schotter unter meinen Füßen, ansonsten war es still. Außerdem war es etwas kühl und es roch nach Wald. Harry führte mich über eine Wiese, so viel verrieten mir meine Sinne. Doch plötzlich wurde es windstill und ich trat wieder auf einen härteren Untergrund. War es Holz? Es knarzte leise unter meinen Füßen, wenn ich ging. Wir waren nicht länger im Freien und Harry schloss eine Türe hinter uns. Ich hatte keinen blassen Schimmer wo wir uns befanden. Ich hatte mein ganzes Leben hier in dieser Gegend verbracht, aber ich hatte keine Idee und Harry kannte hier eigentlich nichts. Wo hatte er mich hingebracht?

»Harry gib mir wenigstens einen Tipp wo wir sind«, bettelte ich.

»Es sieht ein bisschen wie ein Zimmer aus«, schmunzelte er hörbar.

»Wir sind nicht bei mir... In einem Hotel sind wir auch nicht«, stellte ich fest.

»Nein sind wir nicht.«

»Eine Pension?«

»Nope.«

»Ist es legal?«, fragte ich.

»Für wen hältst du mich?!«, entgegnete er mir. Ein Hauch von Entsetzen klang in seiner Stimme mit.

Ein eindeutiges »Ja« war das nicht gerade, aber Harry ließ sich auch nichts aus der Nase ziehen. Ich lief langsam voran, Harry war dicht hinter mir und leitete mich. Plötzlich blieben wir stehen.

»Und wann machst du mir dein Haar-Dings wieder weg?«, nörgelte ich ungeduldig.

Kaum ausgesprochen, spürte ich seine Hände an meinem Hinterkopf. »Ich finde, das sieht ganz gut aus, dort wo es ist«, teilte er mir mit und zog den Knoten sogar noch ein wenig fester.

The Story Of Our Life - Fata Viam Invenient | Harry StylesWo Geschichten leben. Entdecke jetzt