135. Gläser im Gesicht

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Total aufgelöst stürmte ich zu Louise, meine Fäuste zertrümmerte fast ihre Zimmertüre. »Lou, bist du da?!«, rief ich. Laut schluchzend stolperte ich durch die Türe, als sie schlagartig aufgerissen wurde, und landete direkt in Lous Armen.

»Hey, hey, hey. Sofort aufhören!«, befahl sie mir und hielt mich an meinen Oberarmen von sich weg um mich zu begutachten.

»Ich kann nicht. Lou... Harry hat– «

»Mein Gott, hör sofort auf zu heulen«, unterbrach sie mich. »Deine verquollenen Augen bekomm' ich doch sonst mit keinem Make-Up der Welt wieder weg.«

»Wozu Lou? Für wen soll ich denn noch toll aussehen?! Harry hat jetzt sowieso gleich ein Date mit einer anderen und er hat mir eindeutig klar gemacht, was er heute Abend noch mit ihr vorhat.« Ich brach fast in einem Heulkrampf vor ihr zusammen. Die Vorstellung, wie er eine andere berühren könnte, auf die Weise, wie er mich berührte, tat höllisch weh. Ich sehnte mich nach seinem Körper, nach seiner Nähe, und gleichzeitig hasste ich ihn gerade.

»Jetzt beruhig dich doch erstmal Angelina«, sagte sie und zog mich zu sich ins Zimmer. »Harry schaut noch nicht mal mehr andere Mädchen an, seit er dich hat.«

»Ach jaaa???!! Glaubst du?!« Aufgebracht zeigte ich in die Ferne, irgendwo hin. »Er hat mich sogar aus seinem Zimmer geworfen, damit er später Sturmfrei hat!«, flennte ich weiter und rieb mir die Tränen aus den Augen. Ich konnte es einfach nicht glauben, dass er mir das antat, bei alle dem, was uns miteinander verband. Wie konnte er sich einfach nach einer anderen umsehen, während ich den Stress meines Lebens hatte, um alles dafür zu tun, damit wir in Zukunft mehr Zeit miteinander verbringen konnten? »Wie kann er mir das antun Lou?! Wie kann er das?!!«

Ich schluchzte und zitterte am ganzen Leib. Wollte er etwa, dass ich mit ihm Schluss machen würde, damit er sich nicht schuldig zu fühlen brauchte, weil er eine neue hatte. Wollte er die Schuld dann auf mich schieben? Ich hatte ihm vertraut, die ganze Zeit über. Er hatte alle Freiheiten der Welt, weil ich ihn nicht einengen wollte, weil ich ihm nichts vorschreiben wollte. Und was hatte ich nun davon? Jaycee hatte Recht behalten. Harry würde mich irgendwann verletzen. Mir zog es den Boden unter den Füßen weg. Mir war heiß, mir war kalt, mir war schlecht.

Von irgendwoher hatte Louise einen Stuhl herbeigezogen. Um mich herum nahm ich kaum noch etwas wahr. Wie in Watte gehüllt ließ ich mich auf den Stuhl nieder. Hätte mich Louise nicht geführt, hätte ich mich einfach auf den Boden gesetzt. Hauptsache nicht stehen. Meine Beine, meine Arme... Ich fühlte nichts außer Verzweiflung und Schmerz. Harrys Stylistin zog meine Hände von meinen Augen weg. »Jetzt hör auf auch noch zu reiben, sonst kann ich gleich wirklich nichts mehr für dich tun«, beschwerte sie sich.

»Wofür denn tun?! Wen interessiert es denn noch, wenn ich wie eine Vogelscheuche aussehe?«, heulte ich. Meine Stimme ging in den Tränen unter, aber Harry interessierte das bestimmt alles nicht.

»Harry wird es interessieren«, widersprach sie meinen Gedanken.

Lou nahm ein Glas vom Tisch und drückt es mir in die Hand. Verwirrt hörte ich auf zu schluchzen, drehte das Glas um, und täuschte vor auszukippen, was nicht da war: »Da ist nichts drin, was soll ich damit?« Das Glas war leer, genauso wie Harrys Herz. Mag sein, dass sein Herz jemanden beherbergte, doch Platz für mich, gab es darin keinen mehr. Louise verdrehte ihre Augen und führte meine Hand mit dem Glas zu einem Auge. Kurz darauf hatte ich noch ein zweites Glas im Gesicht und saß vor ihr, während sie sich, hinter mir stehend, an meinen Haaren zu schaffen machte. »Was machst du Louise?!«, fragte ich sie genervt, als sie meine Haare anfing zu bürsten und daran zerrte. Wenn sie jetzt Versuchsobjekte für ihre Makeup-Künste haben wollte, konnte sie sich auch jemand anderen suchen, und eine neue Frisur wollte ich jetzt auch nicht haben.

The Story Of Our Life - Fata Viam Invenient | Harry StylesWo Geschichten leben. Entdecke jetzt