75. Flaschenpost und andere Nachrichten

3.9K 197 117
                                    

»Doch will ich. Wann zuletzt Harry?«, fragte ich ihn erneut.

Er drehte sich und sah mir nun tief in die Augen. »Bist du dir wirklich sicher, dass du es wissen willst?«

Ich nickte.

»Angel, ich– !«, fing er an sich zu verteidigen.

»Harry?«, unterbrach ich ihn, bevor er jetzt noch nach Ausflüchten suchen konnte.

»Vor zweieinhalb Wochen«, sagte er ganz leise und beobachtete mich genau.

Dann herrschte unangenehme Stille.

Ich wendete mein Blick von ihm ab, weil ich ihm einfach nicht in die Augen sehen konnte und starrte mein Lenkrad an, dabei hatte ich wirklich mit mir zu kämpfen. Das Kopf-Kino, das ich gerade von ihm und dieser Frau hatte, versetzte mir kleine Stiche mitten ins Herz. Harry drängte mich nicht, mich dazu zu äußern.

»Danke«, sagte ich dann ganz ruhig vor mich hin, nachdem ich diese Nachricht einen Moment lang verdauen konnte.

Harry sah mich irritiert an. »Danke, wofür?«

»Dafür, dass du ehrlich zu mir bist. Du hättest mir so etwas nicht sagen brauchen.«

»Angel, es tut mir leid, dass es ausgerechnet an dem Wochenende vor Berlin war! Es ist einfach passiert. Aber hätte ich gewusst, dass ich dort die Liebe meines Lebens treffen würde, dann– «

Ich legte eine Hand bei ihm aufs Knie. »Harry, es ist ok«, versuchte ich ihm glaubhaft zu machen. Auch wenn es mir natürlich lieber gewesen wäre, wenn es ein Stück weiter zurück gelegen hätte. Aber es war wirklich ok für mich. Vor Berlin, war vor Berlin, auch wenn es nur ein oder zwei Tage waren. Trotzdem tat es irgendwie weh und wahrscheinlich sah er mir das an.

»Angelina, ich würde es rückgängig machen, wenn ich könnte.« Er selbst, quälte sich damit nun fast mehr, als ich mich. Anscheinend bereute er die Affäre mit seiner Ex.

Im Augenwinkel sah ich die Uhr vorne im Auto, die jetzt kurz vor 10 anzeigte. Ich deutete darauf: »Wir müssen los Harry, sonst kommst du zu spät.«

»Scheiß doch auf die Uhrzeit Angelina! Mir ist es egal, wenn ich zu spät komme. Hauptsache du bist nicht sauer auf mich.«

Ich lehnte mich zu ihm rüber und grinste ein wenig. »Also ich finde ja, dieser riesen Arsch, über den sie geschrieben hat, ist in Wirklichkeit gar kein sooo schlechter Typ.«

Harry konnte ich damit wieder etwas zum Lächeln bringen, dafür bekam er von mir auch ein kleines Küsschen. Und er ließ meine Lippen gar nicht mehr gehen. Er hatte meinen Kopf fest gehalten und presste seine Lippen sanft auf meine. Dann schloss er mich in seine Arme und drückte mich feste an sich. »Glaub mir Angel, wenn ich gewusst hätte, dass ich dich irgendwann in den Armen halten kann, dann hätte ich nie mit irgendeiner anderen Frau geschlafen.«

Ich löste mich von ihm und legte meine Zeigefinger auf seine Lippen. »Harry, du kannst doch nichts dafür, dass es so kurz vor Berlin war. Es ist nicht das, was ein Frau hören will, aber ich bin dir deswegen doch nicht böse.«

»Okay«, hauchte er irgendwie verlegen und spielte erleichtert mit meinen Händen. »Ich bin froh, dass du weiß, dass es noch nicht so lange her ist. Und nicht, dass dir Jay wieder irgendeinen Blödsinn erzählt: Taylor war die einzige in letzter Zeit. Die ganzen anderen Frauen sind nur eine Erfindung der Presse.«

Natürlich war ich nicht böse auf ihn. Eigentlich war ich sogar eher froh darüber, dass er mir wirklich alles erzählte. So wusste ich auch, dass uns keiner etwas anhaben konnte. Jay nicht, und auch keine unwahre Schlagzeile. Nur wenn er ehrlich zu mir war, wusste ich immer woran ich bei ihm war. So konnte ich ihn besser mit meinen eigenen Augen sehen. Nur ihn... und nicht ihn, beeinflusst durch die Meinung der anderen. Seine ehrlichen Worte waren mehr, als irgendwelche missverständlichen Bilder, verfälscht durch die Linse der Medien, bei der es nur ein Geradeaus gab; kein Links und kein Rechts, und schon gar kein Blick um die Ecke. Eine Momentaufnahme seines Lebens, total aus dem Zusammenhang gerissen, schwer möglich sie richtig zu interpretieren. Und manchmal lag der Fokus dabei wohl auch auf der falschen Stelle. Unwichtiges wurde oftmals schärfer dargestellt, als das eigentlich Wichtige... Wie missverständlich war ein falscher Aufnahmewinkel? Doch egal aus welcher Richtung das Bild geschossen wurde, sein großes Herz, war auf keinem der Fotos zu sehen. Aber ich konnte fühlen, dass es da war. Harry hatte das größte Herz, das ich kannte, und er machte sich so viele unnötige Sorgen... Wie irreführend konnte auch ein falscher Bildausschnitt sein? Und was brachte mir eine Großaufnahme seiner Augen, wenn ich nicht wusste wohin er sah, und was er sah. Was brachte ein Foto seiner Hand, auf dem man nicht erkennen konnte, wonach er griff und auf dem man nicht sehen konnte, was ihm im Leben wichtig war... Keiner konnte in seinen Kopf hinein sehen. Auch ich nicht, so scharf ich meinen Fokus auch auf ihn richtete. Seine Gedanken waren privat. Wahrscheinlich war es das einzig private, was er noch besaß. Und ich freute mich, wenn er mir davon erzählte. Auch wenn es Dinge waren, die mir im ersten Moment vielleicht wehtaten. Hauptsache er war immer aufrichtig zu mir und war sich seinen Gefühle mir gegenüber sicher, dann konnte uns nichts auf der Welt auseinander bringen.

The Story Of Our Life - Fata Viam Invenient | Harry StylesWo Geschichten leben. Entdecke jetzt