Am nächsten Morgen schrie mein Wecker los. Ich kroch murrend unter meiner Bettdecke hervor und tastete mit geschlossenen Augen nach ihm. Endlich fand ich die klirrende Nervensäge und schlug so heftig zu, sodass er mit einem Mal verstummte. Ich setzte mich auf die Bettkante und rieb mir die Augen.
Gestern, nachdem wir von den Dächern gesprungen und durch die Nacht gewandert sind, hat Jeff mir erzählt, Luke wäre mal wieder zu schüchtern um Abby anzusprechen. Unser Mitschüler ist schrecklich in sie verliebt, doch was er leider nicht weiß: Sie ist ebenfalls in ihn. Ich denke, ein paar aus der Clique wissen es, sonst niemand. Um ehrlich zu sein, ich habe die beiden noch nie zusammen richtig reden sehen. ,,Luke sagt immer, die Mädels machen den ersten Schritt.", hatte mir Jeff gestern erzählt. ,,Aber in Wirklichkeit müssen es beide machen."
,,Hey, Bruderherz!" Mein älterer Bruder Phil streckte seinen Kopf durch meine Zimmertür. ,,Essen steht auf dem Tisch. Komm schon, Michael. Sei nicht so ne' Schnecke!", meinte er zu mir und drehte sich um. Ich stand gähnend auf, fuhr einmal durch mein Haar und schlurfte durch mein Zimmer.
Die dunklen Wände wurden wegen den Sonnenstrahlen, die durch das riesige Fenster schienen, erhellt. Ich ging an den Postern von meinen Lieblingssängern, -spielen und -creeptubern vorbei, hinüber zu meinem Schrank. Dort zog ich mein pechschwarzes T-Shirt aus und tauschte es gegen den Hoodie.
Da hörte ich ein leises Fiepen. Ich sah nach hinten und entdeckte meine beiden Ratten Easy und Pando. Das Double-Trouble kletterte an Ästen herum, spielten kämpferisch oder sie machten es ganz gechillt und fraßen oder schliefen. Befinden tun sie sich in einem XXL-Vogelkäfig, aber wenn sie Lust haben, können sie genau so gut durch die vielen Röhren auf mein Bett, auf meinen Schreibtisch oder was weiß ich noch wohin.
Nachdem ich sie gefüttert und gestreichelt hatte und in der Küche und im Bad war, holte ich schnell meinen Rucksack und rannte auf die Straße, wo ich in den Schulbus sprang, der gerade abfuhr. Ich kletterte in den letzten Abteil, wo meine Clique saß, die gechillt vor sich hin döste. Ich gab John, Chris, Ben, Jeff und Charlie einen Handschlag und für Leah gab es eine kurze Umarmung.
Nein, wir sind nicht zusammen, dafür ist sie meine beste Freundin seit ich vier war.
Ich setzte mich auf den freien Platz neben Jeff, mit dem Rücken zum Fenster. Die Mädchen Abby, ihre jüngere Schwester Lynne, Melina und MR schlossen uns in einen Sitzkreis ein. Wir redeten über Creepyzeug und lachten natürlich. ,,Was habt ihr so für die Mathearbeit gelernt?", fragte Abby nach einer Weile und ihre Augenfarbe änderte sich von sonnengelb zu türkis. Während die anderen antworteten, blickte ich nachdenklich in Abbys Augen.
Bei ihr und Lynne war es mega komisch, denn irgendwie änderte sich deren Augenfarbe immer. Doch die beiden meinten immer nur, dass es in der Familie üblich war. Mehr nicht.
,,Ähh, Michael? Wieso starrst du mich so an?" Erschrocken fand ich mich in der Realität wieder. Ich blickte durch die Runde, in die fragenden Gesichtsausdrücke meiner Freunde. ,,Äh, Apfelpfannkuchen!", rief ich schließlich. ,,Apfelpfannkuchen? Was?" Lynne und die anderen kapierten nun gar nichts mehr. Ich spürte wie ich rot wurde, doch ich grinste. ,,Na ja, das sage ich immer, wenn ich nicht weiß, worüber wir reden." Dann mussten alle lachen.
Als wir nach zehn Minuten Fahrt ankamen und der Bus anhielt, sprangen wir (beziehungsweise quetschten wir uns) aus dem Bus und gingen gemeinsam Richtung Schule. John und Melina hielten natürlich Händchen. Abby blickte ausdruckslos auf die geschlossenen Hände. ,,Hey, ist alles okay?", fragte Leah, die hinter ihr auftauchte und sie an der Schulter fasste. Abby lachte. ,,Natürlich ist alles okay! Mach dir keine Sorgen." Sie lächelte und ging dann hinter Charlie und Lynne her.
In der Klasse war eine super Stimmung. Die 32 Schüler/-innen waren alle verschieden. Zum Beispiel gab es die beiden Clowns Fred und Tom, den Dämon Dylan und den Jungen Jack, der sich wann immer wollte in einen Werwolf verwandeln konnte. Natürlich gibt es auch die Mädchenclique mit IW, Sleana, Alice und Skye. (Kleine Unterbrechung: Über IW aka Innocent Wiebke hab ich auch auf meinem Account eine kleine Story. Falls ihr Bock habt, könnt ihr die ruhig lesen, um ein besseres Bild von IW zu haben:) Okay, weiter geht's!) Wir alle zusammen ergeben eine chaotische, verrückte und saufreche Klasse.
Ich setzte mich zwischen Jeff und Luke hin, der gerade noch rechtzeitig mit seinem Skateboard angekommen ist. ,,Hey, Leute!", keuchte er und ließ sein Board mitsamt Rucksack unter dem Tisch verschwinden. ,,Wie war's im Bus?" ,,Nichts Besonderes.", sagte ich, doch Jeff streckte sich an mir vorbei und zischte Luke zu: ,,Michael hat Abby voll angestarrt!" ,,Du hast was?!", brüllte Luke, aber dann meinte er schnell: ,,Äh, ich meine, was?" ,,Komm schon, Mann." Plötzlich teleportierte sich John in ein lilafarbenes Licht neben Luke und legte lässig seinen Arm auf Lukes Schulter. ,,Wir wissen doch alle, dass du auf sie stehst." ,,Hör jetzt endlich auf mit dem Scheiß!", brüllte Luke. Die Antwort: Stille. Wir vier sahen auf und bemerkten, dass die Klasse bereits stand um die Lehrerin zu begrüßen.
Überraschenderweise hatte der heutige Schultag Spaß gemacht. Gleich in der ersten Stunde hat Jeff Sleana mit Papierkügelchen attackiert. Sie hat sich immer wieder umgedreht und uns angeblitzt. ,,Jungs, ihr seid so peinlich! Macht in eurem Leben doch irgendwas vernünftig!" ,,Das, was wir machen, ist vernünftig!", grinsten Jeff und ich.
In der Pause habe ich ein Gespräch von Luke und John mitgehört. Natürlich ging es wieder um Luke's Liebeskummer. John schien der beste dafür geeignet zu sein, da er mit Melina zusammen ist. Auch wenn er wegen seinem Kumpel ziemlich genervt war.
,,John, verdammt! Bist du verrückt? Ich kann nicht einfach zu ihr gehen und sie ansprechen!"
,,Wieso denn nicht? Tu es einfach!"
,,Nein!"
,,Dann halt nicht."
,,Ich meine, was soll ich ihr schon sagen?"
,,Das, was ich dir gesagt habe!"
,,Du meinst: Hi Kumpel! Was geht? Au!!"
John gab ihm eine Backpfeife und damit war das Thema beendet.
Nun bin ich erneut auf den dunklen Straßen der Nacht. Gerade hatte ich mich von Jeff und Leah verabschiedet. Ich habe meine Freunde begleitet, da sie noch ein paar Opfer töten wollten. Danach fuhren wir noch mit unseren Mountainbikes durch die pechschwarze Nacht, doch nun war ich alleine unterwegs. Schnell und fauchend jagte mich der Wind. Wie wild preschte ich durch die Felder. Ich hörte die Schreie der Opfer, die in diesem Moment umgebracht wurden. Dann fing es an zu regnen. Es regnete wie unter einer Dusche. Ich spürte, wie mein Haar trotz Kapuze pudelnass wurde. Ich jauchzte vor Begeisterung und fuhr schneller, als ich die Siedlungen erreichte, wo die wenigen Lampen lichterloh brannten.
Doch irgendwann war es soweit. Irgendwann passierte das, was jedem irgendwann passieren wird:
Ich fiel auf die Fresse.
Mein Rad schleuderte davon und ich rutschte über die Straße, solange, bis ich vor einer Haustür bremste, die sich öffnete und ich die Silhouette von Abby erkannte. ,,Michael? Oh scheiße, du bist ja sauber hingeknallt!", meinte sie und half mir auf, nachdem ich eine handflächengroße Schürfwunde fühlte. Ich drückte meine Hand drauf und humpelte Abby hinterher in ihr Haus.
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CREEPY-KLASSE
HumorEine kleine Horrorstory, die aus der Sicht des 14-jährigen Michael Dawsons erzählt und erlebt wird. Mit seinen Freunden und seiner Klasse erlebt er viele coole, lustige und natürlich bescheuerte Momente. Was steckt hinter den beiden Schwestern Abby...