Michael Dawson (15), hat sich mal wieder ein Spielzeug gekauft. So würde es wahrscheinlich im Fernseher stehen, doch es stimmt. Es dauerte keine zwei Stunden, da habe ich mir schon eine nigelnagelneue Nerf-Armbrust gekauft. Und nicht nur irgendeine Armbrust, sondern die der Zombie-Strike-Kollektion. Und es dauerte auch aufgrund eines Sonderpreises keine zwei Tage, als mein neues Spielzeug ankam. Vor Freude quieckend wie ein Mädchen, das ein pinkes Einhorn sieht, riss ich dem Postboten das Paket aus der Hand und donnerte ihm die Haustür vor die Nase zu. Rasend verschwand ich im Wohnzimmer, weil es für mich komplette Zeitverschwendung wäre, extra noch die Treppen hochzuhecheln. Voller Adrenalin zückte ich mein Messer aus dem Hoodie wie ein Schwert aus meiner Rüstung und schnitt den Karton sauber auf. Weiße Styroporkügelchen wirbelten herum und was erblickte ich? Eine chinesische Wasserfolter. Ein Folterinstrument für meinen Vater. Ich konnte es nicht glauben.
Und wenn man vom Teufel sprach, kommt dieser meistens. Besser gesagt der unschuldige, liebe Teufel, der gerade die Treppen hinunter kam. ,,Ah, Michael! Da ist ja das gute Stück! Danke, dass du es angenommen hast, ich habe mich schon gefragt wann es wohl ankommen wird.'' Sollte das nicht eigentlich mein Text sein?
Dad grinste mich an, nahm sich die Wasserfolter und stieg zurück in seinen Keller.
Ich legte mit geschlossenen Augen den Kopf in den Nacken, schmiss mich auf das Sofa und wollte eigentlich auch liegen bleiben. Als sich mein Gesicht jedoch gerade in das weiche Kissen vergrub, klingelte es erneut. Ich riss meinen Kopf hoch und rappelte mich schnell hoch, um zur Tür zu stolpern und diese zu öffnen.
Der Postbote stand zum wiederholten Male bei unserem Haus und hielt mir einen zweiten Karton hin, ein wenig größer als Dads. ,,Den hatten wir noch im Wagen.'', grinste der Typ vor mir. Ohne etwas zu erwidern, grinste ich breit und schloss mit einem Knall die Tür zu, sobald ich das Heiligtum in Händen hielt. Diesmal, betete ich und fuhr mit der Messerspitze unter dem Klebeband hervor. Bitte lass es diesmal die Armbrust sein.
Langsam und angespannt hob ich den Kartondeckel und meine Mundwinkel schienen beim grinsen meine Augenlider zu berühren. Ich fasste hinein und hob eine stolze Nerf-Zombie-Strike-Armbrust heraus. 4 Schuss mit giftgrünen Darts und das Design der Waffe war der Wahnsinn. Mit klopfenden Herzen strich ich mit der Hand über die glatte grün-orangene Farbe und dem schwarzen, fast vernebelten Z. Ich baute den Bogen der Armbrust inmitten einer Sekunde auf und lud die Pfeile ein.
Es wird Zeit für die Zombiejagd.
Wie man mich kennt, nahm ich am folgenden Schultag meine neue Armbrust zur Schule mit. Diese band ich kurzerhand auf meinem Rucksack fest, sodass ich schon fast wie Daryl Dixon aussah.
Zu Fuß an der Schule angekommen ging ich lässig hinein, während ich die Augen aller anderen Schüler im Nacken spürte. Ich stieg die Treppen zum Klassenraum hinauf, doch bereits nach dem ersten Absatz eilte Chris auf mich zu. ,,Hey Bro, was ist denn das für ein schniekes Teil?'', fragte mich mein Kumpel. Ich grinste nur und hob die Armbrust über die Schulter um sie meinem Freund zu überreichen. Der staunte ungläubig und betrachtete sie von allen Seiten. ,,Ist gestern angekommen.", erzählte ich ihm währenddessen und tat meine Hände in den Hoodie. ,,Schießt mega sauber und sieht auch noch verdammt nice aus." ,,Da kann ich nur zustimmen.", schmunzelte Chris, drehte sich und zielte durch das kleine Visierloch auf die Lehrertoiletten. ,,Was meinst du? Soll ich den Lehrern einen Schrecken einjagen?" Er prustete und ich lachte mit. ,,Naa, lass mal. Vielleicht finden wir ja noch in der Pause Zeit dafür.''
Im nächsten Moment öffnete sich die Tür der Toilette und unser Klassenlehrer trat heraus. Als er uns mit einer grimmigen Miene erblickte und auf uns zukam, nahm Chris die Nerf verlegen runter und gab sie mir schnell zurück.
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CREEPY-KLASSE
HumorEine kleine Horrorstory, die aus der Sicht des 14-jährigen Michael Dawsons erzählt und erlebt wird. Mit seinen Freunden und seiner Klasse erlebt er viele coole, lustige und natürlich bescheuerte Momente. Was steckt hinter den beiden Schwestern Abby...