Vampir-Training

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Am nächsten Schultag fuhr ich durch meine braunen Haare, als ich durch das große Schultor schlenderte und bereits die anderen sah. Melina, Chris, Leah, Jeff und MR saßen auf den roten Schulbänken und quatschten miteinander. Ich ging auf sie zu und begrüßte jeden. ,,Hey Michael, hast du Abby und Lynne gesehen?'', fragte mich Chris, doch ich schüttelte langsam den Kopf. ,,Nö, wie-...'' ,,Hey Leute!" Wie auf Kommando drehten wir uns alle um und sahen die Vampire kommen. ,,Was ist denn mit euch los?'', fragte Jeff verstört, als die beiden ihr eiliges Tempo verlangsamten. ,,Wieso?'', fragte Lynne leicht außer Atem, legte ihren Arm um mich und küsste mich, ihren verdutzten Freund. ,,Ihr seid sonst nie so spät.'', erklärte Leah skeptisch, sodass Abby lachen musste. ,,Warum gleich so misstrauisch? Du bist ja schlimmer als ich bei Fremden!" Ich schnaubte belustigt, worauf jeder mich ansah. ,,Bestimmt brauchten die Mädels mal wieder zwei Stunden, um sich perfekt für uns zu schminken.'', lachte ich und obwohl Jeff und Chris leicht in mein Lachen einstimmten, machte Abby einen großen Schritt auf mich zu. Sie hielt mir ihre geschwungene Hand entgegen und plötzlich tauchte unter ihrem herausforderndem Grinsen eine leuchtende Feuerkugel, die über ihre Handfläche schwebte.

,,Was hast du gesagt?'', fragte Abby immer noch vielsagend grinsend, während ich schnell einen Satz zurück sprang. ,,Wow, was zur Hölle!" Staunend betrachteten wir alle, wie Abby lächelnd mit der fliegenden Feuerkugel herumspielte und sie zum Schluss in die Luft warf, wo sie als einziger qualmender Rauch erlosch. ,,Wow...Das ist mega!", rief MR und ich sah begeistert zu den Schwestern. Lynne legte lässig ihren Arm auf Abbys Schulter und beschwor mit ihrer linken Hand eine elektrische Lichtkugel hervor. ,,Das ist mega mega!", lachte Lynne. ,,Dad hat uns die Kräfte heute Morgen geschenkt.'',,Aber wir brauchen noch etwas Training dafür.'', meinte Abby dazu. ,,Darf ich mitkommen?'', fragte ich lachend. ,,Wohin?'' ,,Na, zum Training!" ,,Ach so, klar! Oder, Abbs?" ,,Von mir aus gerne.'', grinste Abby mich an und Jeff klopfte mir lachend auf die Schulter. ,,Pass bloß auf dich auf, Dude. Man spielt nicht mit Feuer.", meinte er und im nächsten Moment klingelte es.


Im Englischunterricht saßen wir alle im lauten Gemurmel auf unseren Plätzen, die Mädels schminkten sich und wir Jungs warfen uns mit Papierkugeln ab. Unser Lehrer erhob sich und schlug auf den Tisch. ,,Stop talking!" ,,Oder was?'', fragte Melina frech zurück. ,,Werden Sie uns umbringen?'' Lachend schlugen wir bei ihr ein, doch unser Lehrer brüllte mit hochrotem Kopf: ,,Melina! Shut Up!" ,,And dance with me!", sang Melina laut weiter und wir alle lachten wegen ihrem perfekten Diss. Sie stieg auf ihren Tisch und rief laut: ,,Shay Mitchell is my destiny! She says...'' Wir heulten als Antwort wie ein Rudel Wölfe mit und wie geprobt klingelte es erneut und jeder applaudierte.


Wie abgesprochen ging ich mit den beiden Vampiren nach Hause. Um ehrlich zu sein, hatte ich noch nie so direkten Kontakt mit ihren Eltern. Jedenfalls war ein gemeinsames Mittagessen eine nette Einführung. Zu fünft saßen wir an dem aus Edelholz geschnitzten kreisrunden Tisch, ich zwischen Abby und Lynne und vor uns ihre Eltern. Ihr Vater saß in einem edlen schwarzen Anzug und einer roten Krawatte auf seinem Stuhl und beäugte mich schon die ganze Zeit.

,,So'', fing Mr Sciuto an, während ich mit meiner Gabel meine davonrollenden Erbsen aufspießte. ,,Was macht denn der Freund meiner jüngeren Tochter?'' Ich schluckte zuerst mein Essen hinunter, dann lächelte ich gelassen. Aber natürlich kam mir Lynne zuvor. ,,Er ist professioneller Messer-Killer.'', erklärte sie stolz grinsend und ich bestätigte mit Nicken. Ihr Vater sah uns misstrauisch an, doch dann zogen sich seine Mundwinkel nach oben. ,,Das gefällt mir.''


Nach dem Mittagessen zogen mich Abby und Lynne zu einer nahe liegenden leeren Halle. Ich folgte den beiden mit meinem Rucksack hinein, bis wir ungestört alleine drinnen waren. Hier gab es einen großen Platz und eine schmale Bank.

,,Hier trainieren wir!", stellte Abby fest und drehte sich mit ausgestreckten Armen um sich selbst. Mit Händen in den Hoodietaschen ging ich zu den beiden und sah mich um. ,,Und was genau trainiert ihr?'' Die Schwestern stemmten die Arme in die Seiten und sahen sich grinsend an, dann blickten sie mich an.

Kurz darauf lehnte ich mit dem Rücken gegen eine der Wände, breitbeinig und die Arme erhoben. ,,Ist das euer Ernst?'', fragte ich genervt, als sich beide einige Meter vor mich stellten. ,,Fang an, Lynne.'', forderte Abby ihre Schwester auf und diese stellte sich in meine Richtung. Ihre Augen leuchteten mich an, als sie beide Hände nahm, sie zusammentat und mit ein wenig Anlauf schickte sie einen mittleren Elektro-Feuerball auf mich zu. Dieser flog direkt auf mich zu und ich kniff die Augen zusammen, doch ich hörte einen Knall und ich öffnete die Augen wieder. Ich blickte unter mich und entdeckte einen kohlrabenschwarzen Fleck zwischen meine Beine.

Voller Schreck hob ich meinen Kopf und sah zu Abby. ,,Ich bin dran.'', grinste sie und bereitete sich vor. 

So ging das etwa sieben Minuten, sprich eine gefühlte Ewigkeit. Und ich hatte schon bestimmt 50-mal das Gefühl gehabt, ich würde meinen Körper durch Verbrennungen verlieren. Als der letzte Elektro-Ball über meine Schulter donnerte, fragte ich hustend: ,,Leute? Wie wär's mit einer Pause?" ,,Einverstanden. Ich hole eben ein paar Getränke!", meinte Lynne und war schon weggeflogen. Während ich mich auf die Bank gesellte und ein wenig Wasser trank, blieb Abby ein, zwei Schritte neben mir stehen und blickte nachdenklich auf ihre Hände. ,,Probleme mit den Pikachu-Kräften?'', scherzte ich und packte einen von Mum's besten Apfelpfannkuchen heraus. Gierig biss ich in den kalten Teig und schmeckte den süßen Apfel. Ein Traum!

Abby verdrehte die Augen. ,,Nein, aber ich muss tatsächlich noch ein wenig daran feilen. Sieh mal, wenn ich nämlich...'' Sie schnipste einmal kräftig mit beiden Händen, worauf ein Knall ertönte und mein Pfannkuchen sich sofort heiß anfühlte. Begeistert aß ich weiter und bemerkte nicht Abbys erschrockenes Gesicht. Ich hörte auf mit mampfen und schnupperte. ,,Ist hier irgendwas am verbrennen?'', fragte ich sie und Abby schüttelte hastig den Kopf. ,,Nein, nein! Du, äh, verriechst dich nur!" Im nächsten Moment hörten wir ein schrilles Klirren und wir wirbelten unseren Kopf herum. Lynne stand an der Hallentür, vor ihr die Scherben der Gläser, die sie mit sich getragen hatte. ,,Michael! Was ist mit deinen Haaren passiert? Die sind ja total schwarz! Auch wenn das cool aussieht, aber was hast du gemacht?" Langsam drehte ich mein Gesicht wieder zu Abby, die mich erwischt angrinste. ,,Ich verrieche mich nur, Abby?'', wiederholte ich kalt.

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