Abbys Geburtstag

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Chris, Jeff und ich hatten die Nacht durchgezockt. Doch jeder Spaß hat nun mal ein Ende und so mussten meine Bros um fünf Uhr morgens mein Heim verlassen. Ich begleitete sie ein Stück nach Hause und verbrachte einige Stunden von diesem Morgen im Park. Mit meinen Kopfhörern in den Ohren sprang ich von Felsen zu Felsen, balancierte auf umgefallenen Baumstämmen und ließ flache Steine über den See flitzen. Nach einiger Zeit aber ging mein Akku aus und ich musste nach Hause. Dort setzte ich mich an den Laptop, schaltete ihn ein und checkte meine Emails und Nachrichten, bevor ich mir die neusten Videos von CreepTube reinzog. Plötzlich stieß jemand so heftig meine Zimmertür auf, dass ich stark zusammenzuckte und mir fast die Maus runtergefallen wäre, ich sie aber gerade noch an der Schnur auffangen konnte. Easy und Pando quiekten ebenfalls erschrocken auf. Gereizt setzte ich mich auf. ,,Mum! Wie oft habe ich dir gesagt, dass du kurz klopfen und dann warten sollst bis ich 'Herein!' oder 'Ja?' sage?"
Meine Mutter kam schmunzelnd hinein und hielt mir einen Briefumschlag entgegen. ,,Verzeih mir, mein Schatz, aber du hast Post von Abigail." ,,Von Abby?" Etwas verwirrt nahm ich den Umschlag aus ihrer Hand, während mein Inneres loslachte, bei dem Gedanken, dass Mum Abby Abigail genannt hat, was sie überhaupt nicht leiden konnte.
Meine Mutter sagte mir noch Bescheid, dass es bald Essen gibt und verließ mein Zimmer, ohne die gottverdammte Tür zu schließen!! Laut stöhnend raufte ich mir die Haare unter der Kapuze, knallte die Tür wie jeder normale Teenager zu, ließ mich mit dem Bauch auf mein Bett fallen und packte Abbys Brief aus. Währenddessen kam Easy angerannt und kletterte auf meine Schulter, als wolle sie mitlesen. Lächelnd begann ich herauszufinden, was Abby nun genau wollte.

Hey Michael,
da ich heute 114 geworden bin, hatte ich vor heute Abend mit der Clique die Stadt unsicher zu machen. Hier und da ein paar Leute umbringen und nachher Pizza essen bei uns. Ich habe noch keine Ahnung wie lange wir noch Party machen. Also um 8 Uhr bei mir.

Vampirische Grüße
Abby

,,Ach du Scheiße! Abbys Geburtstag!" Easy und ich schlugen uns mit der Pfote/Hand auf die Stirn. Schließlich sprang ich vom Bett, während meine Ratte zu Pando ins Bücherregal flitzte und ich mich erneut an den Laptop setzte, um mich bei Skype einzuloggen. Dort rief ich sofort die Clique zusammen, außer Abby und Lynne, die keinen Account besaßen.
,,Hi!" Wir begrüßten uns, bevor das Planen losging. ,,Yo, Leute, habt ihr auch schon die Einladung von Abby bekommen?", fragte ich sie. ,,Jap, freu mich schon total! Endlich wieder Pizza essen!", grinste Chris. Melina, Leah, MR und Jeff lachten. Grinsend verdrehte ich die Augen. ,,Okay. Habt ihr denn schon ne' Idee, was wir ihr schenken können?" Keine Antwort. ,,Das war so klar!", seufzte Leah. ,,Hey, ich hab was!", rief plötzlich Jeff ins Mikro rein, sodass wir alle erschraken und MR ihr Handy fallen ließ. Typisch Psychos. Schnell hob sie es auf und Jeff rückte näher an den Bildschirm. ,,Alles klar, passt auf. Wir könnten ja..." ,,Nice Idee, Kumpel!", sagte ich begeistert, nachdem Jeff fertig war. Auch die anderen waren sehr zufrieden. ,,In Ordnung, dann lass mal später in der Stadt treffen und zu Abby und Lynne fahren.", schlug Chris vor. ,,Ruft dann noch wer Lynne an?", fragte MR und ich nickte. ,,Jap, kann ich machen." ,,Okay, also um vier dann in der Stadt. Bis später, Leute!", verabschiedete sich Leah und wir alle erwiderten den Abschied.

Die Fußgängerzone war mit Menschen überfüllt. Staubige Abgase der Autos vermischten sich mit der frischen Luft, sodass ich kurz vorm übergeben war. Als ich mich noch von Mum verabschiedete und dann die Autotür zuschlug, drehte ich mich um und schritt voran, um die anderen aufzusuchen. Nach einigen Minuten fand ich schließlich Lynne neben dem Kinoeingang. Sie hatte den Rücken zu mir gedreht und holte gerade ihr Handy heraus. Im nächsten Moment musste ich grinsen, als meins klingelte. Ich nahm ab, hielt es an mein Ohr und schlich langsam auf sie zu.
,,Hey Michael, wo steckst du?" ,,HINTER DIR!", brüllte ich, sobald ich hinter ihr stand und sie dabei an der Schulter packte. Lynne wirbelte herum, musste jedoch erleichtert lachen, als sie mich erblickte. ,,Du verdammter Köter! Erschreck mich nicht so!" ,,Sonst?", fragte ich frech zurück. Lynne kam näher, ein böses Lächeln auf den geschwungenen Lippen und in den leuchtenden Augen eine Mischung aus Farben, deren Stimmung ich nicht identifizieren konnte.
,,Sonst sauge ich dir dein Blut aus, bis du um Gnade bittest!", knurrte sie aus Spaß. ,,Okay, verstanden, Mylady!" Abwehrend hob ich die Hände und lachte. ,,Hey Turteltäubchen!" Erschrocken wirbelten wir herum und sahen Melina, Jeff, Leah, Chris und MR auf uns zukommen. ,,Geil, sie hören auch noch darauf!", lachte Jeff. Lynne und ich verdrehten genervt die Augen. Könnten diese Idioten jemals damit aufhören?
,,Ich freue mich auch dich zu sehen, Jeff.", gab ich kühl zurück. Leah lachte. ,,Kommt, lasst uns das Geschenk holen, bevor sich die Jungs noch verkloppen." Alle anderen nickten lachend und dann gingen wir los, um die nächsten Stunden in Geschäften zu verbringen. Komischerweise hatte ich dabei Graces und mein Nachmittag in der Stadt die ganze Zeit im Hinterkopf.
Nachdem wir also fertig waren, Jeff hunderttausendmal gestolpert ist und MR um Haaresbreite einen CD-Ständer umgeschmissen hat, machten wir uns langsam auf den Weg zu Abby und Lynne nach Hause. Als ich nach Lynnes Geschenk für ihre Schwester fragte, grinste sie mich nur breit an und meinte: ,,Überraschung!" Schmunzelnd hörte ich auf weiter nachzufragen. ,,Hey Leute, schaut mal!" Wir folgten MRs Blick und entdeckten eine fast leere Gasse.
Am anderen Ende stand eine kleine Gruppe 15- bis 16-jährige, mit dem Rücken zu uns. ,,Kommt, das schauen wir uns an." Ich nickte zu den Leuten und wir gingen auf sie zu. Wir stellten uns so hin, dass wir durch die Menge hindurch sahen und unseren Klassenkameraden Tom erkannten. Der Joker-Clown stand hinter einem weißen Tisch und auf diesem Tisch lagen etwa sieben klassische Spielkarten. Ohne viele Worte hob er die Karten hoch, warf sie in die Luft und jonglierte mit ihnen, während er die Jungs und Mädchen schief, aber creepy angrinste. Mit einem coolen Move fing Tom eine Karte auf, die anderen verschwanden in seinem Ärmel. Er legte die gefangene Karte verdeckt auf den Tisch und schob sie langsam zu einem der vorne stehenden Jungs zu. Dieser nahm lässig die Karte und schaute sich das darauf abgebildete Bild an. Durch die Leute konnte ich zwei Personen erkennen. Die eine hatte ein riesiges Messer in der Hand und hielt es ihrem Gegenüberstehenden am Hals. Die andere Person war das Opfer und somit der Junge. Dieser kapierte so gut wie nichts: ,,Wow, echt schönes Bild, Joker. Aber jetzt gib mir mein Geld zurück!"
In der nächsten Sekunde hob das Mädchen neben ihm den Kopf, in den Augen besaß sie nun schlitzartige Pupillen, die sie nach vorne richtete. Sie griff in ihre Tasche und holte ein Messer heraus, genau das gleiche, wie auf der Karte. Das Mädchen schnitt dem Jungen die Kehle auf, das Blut strömte aus dem Rachen. Mit weit aufgerissenen Augen fiel der Junge zu Boden. Die restlichen seiner Freunde standen immer noch da, waren jedoch nach seinem letzten gurgelnden Atemzug schreiend geflohen.

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