Wir krachten schmerzhaft ins Heu und tauchten wenige Sekunden später mit unseren Köpfen, Armen und Beinen wieder auf. Keuchend spuckte ich das getrocknete Gras aus. Lynne zog es sich aus den Haaren. ,,Mir vertrauen heißt nicht so lange an mir zu ziehen bis wir abstürzen! Eine der wichtigsten Vampir-Regeln des Fliegens.", meinte sie. Ich hustete und spuckte noch mehr Heu aus. ,,Ja, stimmt. Hast recht, ich glaube, die muss ich mir nochmal gründlich durchlesen."
,,Hey Leute!"
Abby kam mit Chris, Melina, MR, Leah und Grace angerannt. Sogar Jeff war wieder auf den Beinen. Ich glaube, Grace hat ihn zurecht geschlagen. Als sie bei uns waren, blieben sie vor dem Heuhaufen stehen. Leah war immer noch etwas vertäumt wegen dem Flug. ,,Wow, ich kann es immer noch nicht glauben.", schwärmte sie. Chris nickte. ,,Stimmt. Echt geil, dass ihr uns das erzählt habt." Abby und Lynne lächelten und ich sah ihre Vampirzähne im Sternenlicht strahlen. Für kurze Zeit hörten wir nur das Zirpen der Grillen und den flüsternden Wind. Erst als wenige Sterne leicht verblassten, meinte Abby grinsend: ,,Hey Lynne, Michael. Wie ist es so im Heu?" Ihre kleine Schwester lachte. ,,Besser als du denkst, Schwesterherz. Willst du auch kommen?" ,,Ach nee, lass mal.", lehnte Abby dankend ab, doch da bekam sie schon die erste handvoll Heu mitten ins Gesicht. Wir alle lachten und Abby schrie: ,,Na warte! Das bekommst du zurück!" Sofort holte sie sich so viel Heu wie in ihren beiden Händen reinpasste, um Lynne zu attackieren. Melina nahm sich ebenfalls etwas und warf es Grace in die Kleidung, ins Gesicht, eiegntlich überall hin. ,,Bist du eigentlich...?", regte sie sich lachend auf, doch antstatt zu fluchen, packte sie sich ebenfalls Heu. Ich sah auf und bemerkte erschrocken, wie Lynne auf mich zurannte, nachdem sie ihre Schwester abgehängt hatte und diese nun einen Kampf mit Chris und MR führte. Ich sprang auf und flüchtete lachend, obwohl Lynne mich früher oder später sowieso einholte und mich mit Heu vergrub. ,,Ist ja gut, Lynne! Du hast gewonnen!", ergab ich mich scherzend, als ich bemerkte, dass wir uns erneut unserer Clique entfernt hatten. Lachend ließ sich Lynne neben mich fallen. ,,Wer sagt's denn!" Ich grinste sie an. ,,Beeindruckend. Das muss man dir lassen." Lynne sah herzlich lächelnd zu mir und ihre gelben, leicht rosafarbenen Augen schimmerten.
,,Hey Kinder! Was tut ihr hier? Das ist privates Grundstück, kein Spielplatz!" Lynne und ich drehten uns erschrocken um und standen schnell auf. Wir erblickten einen jungen Mann, der mit einer rostigen Laterne in der Hand auf uns zukam. Er wirkte ziemlich angepisst. ,,Jetzt sagt schon!", bellte er. Doch Lynne und ich sahen uns nur amüsiert an. ,,Nach dir.", sagte ich mit einer Handbewegung. Fauchend blickte Lynne zu ihrem Opfer.
Ihre Augenfarbe wechselte innerhalb einer Sekunde zu einem dunklen Blutrot. Mit aufgerissener Kehle stürzte sie auf den jungen Mann, der wie angewurzelt auf der Stelle stand. Seine dunkelbraunen Augen waren weit aufgerissen und jeder Anwesende spürte förmlich die Angst. Einige Augenblicke später sakte die Leiche leblos zu Boden und der Blick des Opfers wurde stumpf. Zufrieden richtete sich Lynne auf, leckte sich das Blut von den Zähnen, bevor sie den Staub von der Hose klopfte. Sie schaute zu mir und ich erwiderte ihren mordlustigen Blick. Aber es spiegelte sich noch etwas anderes in ihren Augen wieder. Kurz herrschte Stille, dann wandte sie sich ab. Der Moment war verflogen und als sie sagte: ,,Lass uns zu den anderen gehen." hörte sich ihre Stimme emotionslos, fast schon etwas traurig an. ,,Alles in Ordnung?", fragte ich leise. ,,Jaja." Schon wieder dieser komische Unterton in ihrer Stimme. ,,Lynne", wollte ich erklären, doch sie hob nur die Hand. ,,Lass es gut sein, Michael." Mit diesen Worten entfernte sie sich von mir. Ein seltsames Gefühl breitete sich in meinem Bauch aus. Ein Gefühl, das ich noch nicht kannte. Noch nicht. (Hier ein kurzes, aber großes Danke justNeele für die megageile Stelle! :))
Die Schulglocke war unsere Rettung. Erleichtert seufzte die Klasse auf. Wir nahmen unsere Rucksäcke und gingen Richtung Klassenzimmertür, doch der Mathelehrer bäumte sich bedrohlich auf, die Hände zickig in die Seiten gestemmt. ,,Wo wollt ihr denn hin? Ich beende den Unterricht, nicht das Klingeln!" Doch Chris ging nur lässig grinsend an ihm vorbei. ,,Digga, wozu ist denn eine Klingel da? Wenn die Schule schon eine besitzt, wieso dürfen wir dann nicht einfach gehen?" Lachend folgten wir ihm nach draußen, wo ich etwas sah, was ich für kurze Zeit nicht glaubte: Luke und Abby gingen zusammen vor Leah, Jeff und mir und sie hielten tatsächlich Händchen!
Jeff, Leah und ich sahen uns erstaunt an und unser Blick sagte so viel wie: ,,Das ging mal schnell!" Krass, denn es waren fast erst zwei Wochen vergangen, nachdem wir das Geheimniss der Vampirschwestern entdeckten.
Als wir um die Straßenecke bogen und den verschiedenen Läden entlang gingen, blieb Leah plötzlich stehen. Jeff und ich drehten uns um. ,,Leah! Was hast du?", fragte Jeff besorgt. Unsere Freundin hielt sich den Bauch und erschrocken bemerkte ich ihre sonst so roten Augen, die jedoch leicht verblassten. ,,Leah, geht's dir gut?", fragte ich und hielt sie leicht an der Schulter. ,,Jaja...", meinte sie mit einer schwachen und müden Stimme. Sehr überzeugend war das nicht.
,,Mir... geht's gut. Mach dir keine Sor..." Plötzlich musste sie stark husten und dickflüssiges Blut quoll aus ihrem Mund. Sie keuchte noch mehr und hielt sich schnell die Hände vor den Mund. Doch die rote Flüssigkeit spritzte weiter zwischen den Fingern hindurch. ,,Ach du scheiße, Leah!", rief ich und Jeff sprang zu ihr.
,,Michael! Ruf das Krankenhaus an!"
,,Du meinst den Notarzt?"
,,Als ob das irgendeine Rolle spielt!"
,,Stimmt auch wieder."
Ich krallte mir meine Tasche und suchte mein Handy. Da ist es ja! Hektisch tippte ich die Nummer ein und als ein Mann abnahm, schrie ich ihm alle Informationen, die er brauchte, ins Handy. Leahs Blut tropfte aus ihrem Mund und durch ihre Hände auf den Boden, wo es sich schon als kleine Pfütze ausgebreitet hatte. Dabei lag sie halb in Jeffs Armen.
Endlich kam der Krankenwagen. Die Sanitäter stießen die Tür auf und erschraken sich sofort beim Anblick von Leahs kreidebleichen Körper, der mit Blutflecken übersät war. Die Leute zogen Jeff von ihr weg, um sie zu untersuchen. Ich konnte einige Gesprächsfetzen mithören.
,,Oh mein Gott..."
,,... sie kann nicht tot sein..."
,,Warum nicht?"
,,Bist du verrückt?"
,,Dieses Mädchen sieht schrecklich aus."
,,Pass auf, ihr Kopf!"
Sie hoben mit gestülpten Handschuhen Leah hoch und hievten sie auf eine Liege. Sie sah echt schrecklich aus. Ihr leuchtender Körper verlor die Strahlung und ihre Augen waren bereits geschlossen. Was war nur los, verdammt? Ich wollte mit Jeff zu ihr, doch einer der Sanitäter versperrte uns den Weg. ,,Ihr dürft nicht mitfahren.", meinte er allen Ernstes. ,,Wir wollen aber vielleicht wissen, was mit ihr los ist?", wiederholte Jeff meinen Gedanken mit geballten Fäusten. ,,Jetzt weiß aber niemand irgendwas. Wir nehmen sie mit und morgen könnt ihr sie besuchen." Mit diesen Worten drehte sich der Arzt um, verschwand mit Leah und den anderen Sanitätern in den Wagen un fuhr davon.
,,Was für ein Opfer.", murmelte Jeff, während wir beide dem Krankenwagen hinterher sahen, der mit Blaulicht wegfuhr. ,,Ich rufe die anderen an.", beschloss ich schließich und zückte bereits mein Handy. Bevor ich Lynnes Nummer anrief, sah ich zu Jeff. ,,Hey, sollen wir heute Abend vielleicht mit Charlie und Ryan ein paar Leute umlegen?" Mein Kumpel steckte aber nur die Hände in die Hosentaschen, wandte sich von mir ab und während er dem Fußgängerweg folgte, murmelte er: ,,Meinetwegen."
Seufzend legte ich das Handy ans Ohr und ging in die andere Richtung nach Hause.
,,Hey Lynne, hör mal, gerade ist etwas echt krasses passiert..."
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CREEPY-KLASSE
MizahEine kleine Horrorstory, die aus der Sicht des 14-jährigen Michael Dawsons erzählt und erlebt wird. Mit seinen Freunden und seiner Klasse erlebt er viele coole, lustige und natürlich bescheuerte Momente. Was steckt hinter den beiden Schwestern Abby...