Die Ferien verliefen zunächst wie immer, zumindest für die ersten zwei Wochen.
Eines warmen Mittwochnachmittags hatten Lynne und ich uns bei mir verabredet. Als wir schließlich nach unten zur Haustür gingen und ich meine Freundin zuerst rausließ, fragte ich: ,,Soll ich dich noch nach Hause bringen?" Lynne lächelte breit und wie immer blitzten mich ihre spitzen Vampirzähne an. ,,Es wäre mir eine Ehre." Lachend gingen wir Hand in Hand los und schlenderten die bereits leeren Straßen entlang. Es war ein perfekter Sommerabend: Die Sonne schwebte als orange-goldene Kugel über dem Horizont und es wehte ein warmer Wind in unser Gesicht. Einige Minuten gingen wir ohne zu reden, stattdessen genossen wir die perfekten 20 Grad mit dem leichten Wind.
Daraufhin begann Lynne zu erzählen, und zwar dass sie und Abby ein Praktikum bei der Kriminalpolizei angefangen hatten. Ich hörte ihr grinsend zu, während sie begeistert davon schwärmte. Doch irgendwann meinte sie weniger fröhlich: ,,Aber seit wir dort sind, habe ich immer so ein mulmiges Gefühl. Ich denke immer, dort ist irgendwas. Manchmal glaube ich sogar, ich werde be-" Weiter kam sie nicht, da ich im nächsten Moment gegen den breiten, schwarz umhüllten Arm einer Person stieß. ,,Oh, Verzeihung, Sir!", sagte ich schnell, als ich in das Gesicht des Mannes sah.
Der Mann drehte sich langsam zu mir und für die Dauer einer Millisekunde blickte ich in ein rot auffunkelndes Augenpaar. Leicht verschreckt sah ich zu, wie sich die Augenfarbe zu einem neutralen braun tönte. Aus Reflex und zur Sicherheit griff ich in meine Hoodietaschen, um den Griff meines Messers zu fühlen. Sicher ist sicher.
,,Pass lieber das nächste Mal auf.", sagte der Mann im schwarzen Mantel. Ich musterte lange seine rotbraunen Haare und den ja eigentlich attraktiv aussehenden Menschen vor mir. Außerdem sah er ungefähr wie 20 aus. Seine Stimme warnte mich zwar, doch sie klang nicht streng, sondern eher ruhig. Und äußerst merkwürdig.
,,Wer sind Sie?", fragte ich daraufhin misstrauisch. Der Mann legte den Kopf leicht schräg. ,,Ich denke nicht, dass das wichtig sein sollte.", antwortete er genauso ruhig wie vorher. ,,Und ich würde an deiner Stelle das Messer wegpacken, Junge. Es soll sich doch keiner verletzen, oder?" Ohne auf eine Antwort von mir oder Lynne zu warten, drehte er sich wieder und setzte seinen Weg fort.
Lynne und ich starrten ihm nach, wie er weiterging und daraufhin um eine Häuserecke bog. Er hatte unmöglich mein Messer sehen können, es war doch in meinem Pullover.
,,Ähm, Lynne?", fragte ich, immer noch den Blick auf die stille Straße gerichtet. ,,War...dieser Mann ein Vampir?" Lynne sah mich von der Seite an, sodass ich ebenfalls mein Kopf zu ihr drehte. Sie schüttelte den Kopf. ,,Nein.", sagte sie. ,,Ich hätte es sofort erkannt." Ich nickte verständnisvoll und drehte meinen Kopf wieder weg. Diesen Kerl werden wir so schnell nicht vergessen.
Am nächsten Morgen stand ein Treffen mit der Clique auf dem Programm. Zum Glück waren wir alle noch zuhause und noch nicht im Urlaub. Wir hatten extra alles sauber mit unseren Eltern besprochen, dass wir Freunde ja genug Zeit hatten uns zu sehen.
Lynne musste extra zu mir nach Hause kommen und mich wecken.
Komisch, dass ich so etwas nicht peinlich fand.
,,Hey Messerfreak. Aufwachen!", hörte ich sie sagen. Ich blinzelte aus meinem Schlaf und stützte mich mit den Händen ab. Noch ein wenig verschlafen sah ich durch das Zimmer und entdeckte Lynne kniend direkt neben meinem Kopfkissen. Ich war froh, dass sie trotz diesem Sommerwetter immer ihren Umhang mit Kapuze trug.
,,Wie spät ist es?", murmelte ich und Lynne musste lachen. ,,Kurz vor 12, du Faulpelz!" Noch während ich mit geschlossenen Augen mich streckte, zog Lynne mir die Decke vom Körper. Danach ging sie zu meinem Kleiderschrank, öffnete ihn und warf mir Hoodie, Jeans und Unterwäsche zu. ,,Na komm, mach dich fertig. Wir anderen warten schon mal unten auf dich." Grinsend verließ sie mein Zimmer und im nächsten Moment sackte ich seufzend zurück ins Kissen.
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CREEPY-KLASSE
HumorEine kleine Horrorstory, die aus der Sicht des 14-jährigen Michael Dawsons erzählt und erlebt wird. Mit seinen Freunden und seiner Klasse erlebt er viele coole, lustige und natürlich bescheuerte Momente. Was steckt hinter den beiden Schwestern Abby...