Die Hölle von innen

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,,Holy...", murmelte Jeff mit weit aufgerissenen Augen. Doch bevor wir uns irgendwelche Gedanken darüber machten, wie, wo und wann das passiert ist, stellte sich Chris vor uns auf.
,,Was steht ihr da noch rum, verdammt? Wir müssen zu den anderen bevor wir alle nur noch aus Asche bestehen, kommt schon!" Schlagartig erwachten wir aus dem Staunen und sprinteten ohne zu zögern unserem Freund hinterher. Während wir Chris hechelnd folgten, schrie Grace den Vampiren zu: ,,Abby, Lynne! Fliegt sofort zum Klassenzimmer und schaut, ob die anderen da sind! Scheißegal ob die euch sehen!" Die beiden Schwestern nickten und schossen 15 Meter hoch in die Luft. Ich sah ihnen noch kurz nach, bevor ich mit den restlichen sechs weiterlief. Aus meinem Augenwinkel erkannte ich unsere Mitschüler, die hier ebenfalls den späten Nachmittag verbracht hatten. Sie schlossen sich uns an und als sie uns eingeholt hatten, bellte Jack: ,,Leute, was sollen wir machen?" Ich rief laut zurück: ,,Wir holen die anderen und treffen uns wieder hier! Irgendwie müssen wir hier raus!"

Ich hörte neben mir ein unterdrücktes Schluchzen und ich sah wie sich Graces Augen mit strahlenden Blut füllten. ,,Hailey...", hauchte sie und schluckte. 

Mit einem Mal wird die Tür aufgestoßen und die Hälfte der Klasse stürmte auf uns zu. ,,Da seid ihr ja!" Wir alle rannten aufeinander zu und Dylan ergriff das Wort: ,,Schnell! Lasst uns den Ausgang durch den Keller nehmen!" Mein Herz hämmerte wild, während ich als einer der Letzten losrannte. Im nächsten Gebäude angekommen, sprang ich die Treppe zum Keller hinunter.

Plötzlich hörte ich ein fast lautloses Stöhnen hinter mir. Ich wirbelte herum und entdeckte Charlie auf dem Boden liegend. Der Kleine hatte die Augen geschlossen. Ohne zu zögern lief ich zu ihm, während alle anderen von all dem nichts wussten und weiter Richtung Ausgang verschwanden. Alle außer Jack.

Als Mensch stürzte er sich auf seinen regungslosen Freund, doch ich packte seinen Arm und schleuderte ihn wieder Richtung Fahrradkeller. ,,Raus hier! Ich nehme Charlie!", brüllte ich gegen den sich immer nähernden Lärm des Feuers. Dabei blinzelte ich und Tränen, vom stechenden Qualm verursacht, rannten meine Wangen hinunter. ,,Aber...", brüllte Jack zurück, doch im nächsten Moment drehte ich mich blitzschnell um. Ein lautes Knacken und das Feuer war am anderen Ende des Flures. Das grelle Licht der riesigen Flammen erhellten mein bleiches Gesicht und ließen meine Haare in alle Richtungen fliegen. Ich drehte mich wieder zu Jack. ,,Kein Aber! Jetzt lauf!" Jack sah mir noch kurz in die Augen, dann nickte er und drehte sich um, wobei er sich in einen Werwolf verwandelte. Sobald ihm Fell, Kralle und Schnauze angewachsen waren, sprang er in großen Sätzen davon.

Ich sah ihm kurz nach, bis der laute Knall einer neu entstandenen Flamme mich daran erinnerte, meinen jüngsten Creepyfreund zu retten. Schnell kniete ich mich hin und hob Charlie hoch. Mit ihm in meinem Armen und dem unüberhörbarem Knistern in den Ohren stolperte ich zum Fahrradplatz, bevor mich die nächste riesige Flamme erwischen konnte.

Draußen legte sich der Rauch endlich, ich dankte Gott für die frische Luft und rannte hechelnd weiter Richtung Freiheit. Meine Kehle war so trocken wie Wüstensand, meine Gelenke schmerzten und Charlie war immer noch wie eingeschlafen. Dann, nach Sekunden, die mir wie Jahre vorkamen, stieß ich die Tür des Fahrradkellers auf und rannte auf den Parkplatz vor dem Schulgebäude, wo alle anderen bei dem Türaufstoß sofort aufblickten und mir voller Erleichterung entgegenliefen. Nach kurzem Umherblicken wusste ich, dass jeder hier war. Gott sei Dank.

,,Michael! Alles okay?"

,,Was ist mit Charlie?"

,,Charlie!"

Doch ohne weiteres überließ ich Lilly und Luke Charlie. Ich sah in die angsterfüllten Gesichter meiner Freunde und wirbelte zum Schulgebäude herum, das von innen total in Flammen stand. Vorsichtig ging ich ein paar Schritte auf den Eingang zu, doch anscheinend wollte mich mein Schicksal aufhalten. Als ich die zweite Treppenstufe erreicht hatte, explodierte vor mir das größte Feuer, das ich jemals zu Gesicht bekommen hatte und schleuderte mich zurück. Mit dem Rücken prallte ich auf den harten Bordstein und mir wurde schlagartig übel. Kraftlos blieb ich liegen und blickte verschwommen um mich herum. Ich erkannte die Gestalten meiner Freunde, wie sie aufgeregt auf mich zuliefen, meinen Namen dumpf riefen und mich heftig rüttelten, ich aber nicht antworten konnte.

Meine Augen schlossen sich und ich übergab mich schließlich der Dunkelheit, die mich langsam umhüllte.


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