Der nächste Morgen in der Schule war recht entspannt. Die Clique ahnte sofort, was Sache war, als Lynne und ich Hand in Hand in die Glashalle, wo wir uns öfters trafen, eintraten. Jeff heulte vor Entsetzen, doch Leah konnte ihn zurecht prügeln.
Die erste Stunde war Chemie. Während wir die endlosen Formeln von der Tafel abkritzelten, zischte Grace in der Bank rechts von mir etwas zu. Ich blickte zu ihr und sie reichte mir unterm Tisch mein Messer weiter. Ich bedankte mich grinsend und steckte es ein. Einige stille Minuten vergingen, schließlich drehte sich die Lehrerin zu uns um. In ihren älteren grauen Augen spiegelte sich der Hass von Schüler wieder. ,,So, ihr schreibt die Formeln zuende ab und wartet ruhig, bis ich wieder da bin. Ich hole eben das Material für unser Experiment." Sie drehte sich wieder um und schlurfte aus dem Raum. Kaum fiel die Tür zu, brach in der Ecke der hintersten Bänke lautes Gemurmel aus. Wir alle blickten zu John, Dylan, Ryan, Tom und Luke. ,,Soll ich es wirklich machen, Jungs?", grinste John breit. ,,Ja, mach schon, Mann!", feuerten ihn Tom, Luke und Dylan an. ,,Alles klar!" John sich noch einmal um, schloss die Augen und war auch schon mit einem Plopp-Geräusch verschwunden. Die violetten Partikel des Teleports schwebten über die Tische und auf uns herab, sodass ich einen Hustenanfall bekam. ,,Wo ist er hin?", fragte MR, während mir Leah und Jeff hart auf den Rücken schlugen. Ryan lachte. ,,John musste unbedingt auf's Klo." Im nächsten Moment stieß unsere Chemielehrerin die Tür auf und schob einen Wagen mit Materialien vor sich hin, der laut quietschend und ächzend in den Raum rollte.
Wir alle erschraken, da unser Mitschüler unentschuldigt fehlte. Oh, Mann!
,,So, das sind die Materialien für das Experiment von der Verbindung mit Spinnensekret und... Hm?" Sie blickte durch die Gläser ihrer Brille hindurch und warf einen Blick auf unsere Namensliste. ,,Wo ist John?" Mit verstecktem Grinsen sahen wir uns alle an. ,,Wissen wir nicht." Die Lehrerin seufzte genervt und wandte sich wieder den Chemieformeln zu.
,,Also, die Materialien für unser Sekret sind einmal Blutegelsaft..." Weiter jedoch kam sie nicht, da die gesamte Klasse in schallendes Gelächter fiel. Verwirrt drehte sich die Frau zu uns um. ,,Was habt ihr denn jetzt?" Sofort sah sie John grinsend zwischen Ryan und Luke sitzen.Nach der Pause hatten wir Mathe. Da wir die Aufgaben unter uns lösen mussten, machte niemand einen Mucks, während der Lehrer herumging. Bei einer Aufgabe mit einem Koordinatensystem kramte ich im Etui nach meinem Geodreieck. Dabei stieß ich aus Versehen mit dem Ellenbogen gegen Leahs Wasserflasche, worauf sie mit einem lauten störenden Geräusch zu Boden fiel. Sleana verdrehte hinter uns genervt die Augen und Leah drehte sich mit ihrem Dein Ernst, Michael?-Blick zu mir. Melina hielt sich mit rötlichem Gesicht vor Lachen den Mund und ich musste wohl oder übel in einer peinlichen Stille aufstehen, um die Flasche aufzuheben.
Kurze Zeit später stupste mich Leah mit ihrem Bleistift an. Ich blickte zu ihr und zeigte mir eine Aufgabe aus dem Mathebuch, wo ernsthaft drin stand: ,,Ist diese Funktion ein- oder zweideutig?" Leah musste sich ihr Lachen unterdrücken, als sie meinen Dein Ernst, Leah?-Blick sah und zeigte Melina und Chris die Aufgabe. Die beiden starrten ins Buch, nicht glaubend, dass so etwas in einem Schulbuch steht und machten daher schnell weiter.
Als unser Lehrer kam, fragte Ben laut: ,,Sir? Ist diese Funktion ein- oder zweideutig?" Meine Freunde und ich starrten uns an, bevor wir losprusteten, als wären wir irgendwelche gestörte Grundschüler.Als nächstes stand Deutsch auf dem Programm. Beziehungsweise stände Deutsch auf dem Programm, da aus irgendeinem unerklärlichen Grund unser Lehrer nicht auftauchte. Und was macht für gewöhnlich jede Klasse, wenn der Lehrer nicht auftaucht? Richtig. Sie sind ausnahmsweise mal nicht die liebsten Engel, die es gibt, sondern sind die lautesten Geschöpfe auf dem Planeten. Gemeinsam warfen Chris, Jeff, Grace, Hailey und ich uns einen Fußball quer durch den Raum zu. Was ziemlich witzig war, wenn der Ball zu weit flog und der, der am nächsten war, ohne zu Zögern auf die Regale sprang und ihn auffing.
So ging es einige Zeit und nachdem es geklingelt hat, kam eine nicht gerade glücklich aussehende Lehrerin herein, worauf wir alle schlagartig verstummten. ,,Was ist das denn für ein Krach? Es ist schon längst Unterricht! Wo ist euer Lehrer?", meckerte sie, während wir alle genervt stöhnten und die Augen verdrehten. Stress ohne Grund, das war mal wieder typisch Erwachsene. ,,Äh, nicht hier?", antwortete Hailey neben mir und ich konnte mir mein Grinsen nicht verkneifen. ,,Ich werde mich darum kümmern.", meinte die Frau mit zusammen gekniffenen Augen. ,,In der Zeit verhaltet ihr euch bitte ruhig!" ,,Sie können sich auf uns verlassen, Miss.", versicherte ich ihr und kurz nachdem sie verschwunden war, schloss ich hinter ihr die Tür und ließ mich auf meinen Platz fallen. Die meisten machten es mir nach, doch einige machten murmelnd weiter.
Plötzlich hörte ich hinter mir Grace und Hailey lachen, sodass ich mich zu ihnen umdrehte. Die beiden Mädchen standen von ihren Plätzen auf und kletterten auf ihre Tische. ,,Leute, was macht ihr da?", lachte ich, worauf sich alle anderen ebenfalls zu den Freundinnen umdrehten. ,,Wir spielen ,Nicht den Boden berühren!'", lachte Hailey und bewegte sich von den Tischen auf die Fensterbank. Jeff und ich blickten uns an. ,,Gar keine so schlechte Idee."
Zehn Minuten später war die ganze Klasse mucksmäuschenstill auf Tische, Stühle, Regale und Fensterbänke unterwegs.
Wir sollen ruhig sein, also sind wir auch ruhig. Konzentriert spielten wir weiter, Abby und Lynne flogen durch den Raum. ,,Yo Leute, wann haben wir gewonnen?", grinste Lynne breit und ließ sich schwebend auf einem Schrank nieder. ,,Oh Mann, Leute, ihr schummelt voll!", beschwerte sich Jeff und sprang auf IWs Tisch.
Plötzlich öffnete jemand die Tür und der Lehrer stolperte hinein. MR erschrak so sehr, sodass sie vom Stuhl runterfiel und wir alle uns lachend hinsetzten. Der Lehrer warf seine Tasche auf den Tisch. ,,Entschuldigt, für die Verspätung, aber..." Er verstummte und sein Blick wanderte zur Decke. ,,Jack, mach sofort, dass du da runterkommst!"
Jack seufzte, ließ die Decke los, an der er sich mit einer Werwolfspfote gekrallt hatte und landete auf seinen Platz.In der letzten Stunde hatten wir Sport und das Ende war wirklich erbärmlich, zumindest für mich. Nachdem ich mir mit Schweiß am ganzen Körper die Nase schnäuzte und ich schonmal lostrappte, um das Taschentuch wegzuschmeißen, blieb ich abrupt stehen. Moment mal. Der einzige Mülleimer hier befand sich in der... ,,Mädchenumkleide, shit." Schnell sah ich um mich herum und verschwand blitzschnell im Raum. Hier roch es stark nach Deo und auch ein bisschen nach Parfüm. Ich rümpfte mir die Nase und verbarg meinen Mund und meine Nase in meinem T-Shirt, um nicht zu ersticken. Sofort warf ich das zerknüllte Papier in den Mülleimer, traf und drehte mich um, worauf ich alle Mädchen aus der Klasse mit fragenden Blicken und verschränkten Armen erblickte. Mir wurde warm, als niemand etwas sagte und Leah enttäuscht den Kopf schüttelte. ,,Also, Michael, von dir hätte ich das echt nicht erwartet." Ich starrte sie mit offenem Mund an. ,,Wa-? Ich war nur mein Taschentuch wegwerfen, ehrlich!" ,,Jaja, das sagen sie alle.", meinte Jane nur grinsend und machte sich direkt unsichtbar, worauf ich aufhörte, alles zu erklären, sondern nur noch mit vor Scham knallrotem Kopf in die Jungskabine rannte.
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CREEPY-KLASSE
HumorEine kleine Horrorstory, die aus der Sicht des 14-jährigen Michael Dawsons erzählt und erlebt wird. Mit seinen Freunden und seiner Klasse erlebt er viele coole, lustige und natürlich bescheuerte Momente. Was steckt hinter den beiden Schwestern Abby...