Der nächste Tag. Die Klasse saß ungewöhnlich still an ihren Gruppentischen und sie alle sahen nach vorne. Der Platz neben Melina war leer. Es wunderte mich etwas, dass sich John nicht zu seiner Freundin setzte.
Der Geschichtslehrer schrieb irgendeinen Text über Germanen an die Tafel seit er die ersten zwei Minuten der Stunde damit verbracht hatte uns zu begrüßen und Leah ins Klassenbuch einzutragen.
Nach einiger Zeit unterbrach Innocent Wiebke die Stille und sie fragte den Lehrer: ,,Wo ist Leah?" Die ausdruckslosen Gesichter der 12- bis 14-jährigem sahen zu ihr. ,,Entschuldigt.", antwortete der Lehrer nur, in Gedanken wohl immer noch in Rom. IW rollte genervt mit den Augen.
Die rasselnde Schulklingel dröhnte später in meinen Ohren. Der Lehrer packte seine Umhängetasche und eilte hinaus, die Tür ließ er offen. Nick, der muskulöse Sportsmann der Klasse wollte gerade mit seiner Freundin June und seinen Kumpanen John, Ryan, Dylan und Jack ebenfalls raus, doch Chris schloss noch vor ihnen die Tür. ,,Was soll das, Chris?", seufzte Nick genervt. June blickte fragend zu Chris, ihre Hand mit der genähten Haut klebte an Nicks.
,,Wir werden jetzt IWs Frage klären.", sagte unser Kumpel bestimmt. ,,Muss das jetzt sein?", fragte Dylan. ,,Nick hat gleich sein Training!" ,,Und überhaupt", meinte John auf einmal und stellte sich vor Chris auf. ,,Was wenn wir uns gar nicht dafür interessieren? Hm? Willst du uns trotzdem hier stehen lassen?" Jack sah zum Boden: ,,Na ja, eigentlich möchte ich schon wissen, was mit Leah..." ,,Klappe, Werwolf. Wer hat dich gefragt?", zischte John. ,,Lass ihn." Er drehte sich zu Chris um. ,,Wie bitte?" ,,Du sollst ihn in Ruhe lassen!", wiederholte Chris mit fester Stimme und fügte eiskalt hinzu: ,,Unternimm mal lieber etwas mit deiner Freundin." Drohend ging John einen Schritt nach vorne, aber schnell stellte ich mich zwischen ihnen, bevor John noch weiter ging.
,,So, ich denke, das reicht.", sagte ich entschlossen und sah zu Chris. ,,Lass sie einfach gehen. Sie können machen, was sie wollen. Habt ihr gehört?" Ich drehte mich wieder zur Klasse um, deren Augen alle auf mich gerichtet waren. Normalerweise hasse ich solche Momente. ,,Ihr könnt alle gehen! Ob ihr wollt oder nicht, das ist eure Sache." Keiner rührte sich. Nur Nick zog mit John und Dylan an mir vorbei, John's Schulter prallte gegen Chris'. Jack blieb bei seiner neuen Entscheidung und kratzte sich ungeduldig hinter dem Ohr. Jeff sprang auf das Lehrerpult und sah sich breitbeinig zur Klasse. ,,Also, gestern nach der Schule hatte Leah einen kleinen... Anfall. Sie hat sich den Bauch gehalten und dann plötzlich Unmengen von Blut gekotzt. So etwas hatte sie echt noch nie. Zumindest glaube ich das..."
,,Was?" Die beiden Freundinnen Lilly und Lucy sahen sich erschrocken an. Ich sah zu Lynne, die neben mir stand. Sie hatte die Augen geschlossen, wahrscheinlich dachte sie gerade an Leah, wie sie halbtot und zuckend im Bett liegt. Tröstend legte ich meine Hand auf ihre.
Die Klasse hatte inzwischen angefangen zu reden. Natürlich über Leah, wen sonst?
,,Ernsthaft?"
,,Alter, ist die tough."
,,Und jetzt?"
,,In welchem Krankenhaus liegt sie?"
,,KLAPPE!"
Jeff stampfte kurz, aber laut auf den Tisch, worauf die Klasse wieder leise wurde. Mit gedämpfter Stimme fuhr mein Kumpel fort: ,,Also, ich habe keinen Plan, wie das Krankenhaus heißt, verdammt. Es steht auf jeden Fall gegenüber von dieser großen Eisdiele..." ,,Meinst du das Coranen-Krankenhaus?", fragte Charlie aus der Menge, den Finger hoch in die Luft gestreckt. ,,Äh, jaja. Danke, Charlie.", grinste Jeff. ,,Ich werde jetzt gleich dahin fahren, um nach ihr zu sehen. Scheißegal, was die Opfer sagen. Also, wer kommt mit?" Tolle Rede, Gentleman, dachte ich mir und hob die Hand. ,,Ich komme auch mit.", beschloss Grace und Hailey, Abby, Lynne, Chris, MR, Melina und Charlie schlossen sich ihr an.
,,Ich kann leider nicht.", gestand Jack. ,,Muss mit meinem kleinen Bruder in den Wald. Könnt ihr ihr trotzdem gute Besserung von mir..." Hinter ihm ein Räuspern. Er drehte sich um und sah den ganzen Rest der Klasse mit genervten Blicken, überkreuzten oder in die Seite gestemmten Armen. Jack seufzte und wandte sich wieder Jeff zu: ,,...uns ausrichten?" ,,Klar, machen wir.", lachte ich. ,,Dann kommt schon!" Chris drehte sich, um die Tür zu öffnen. Wir folgten ihm, nachdem wir uns von den anderen verabschiedet hatte und liefen hinaus.
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CREEPY-KLASSE
HumorEine kleine Horrorstory, die aus der Sicht des 14-jährigen Michael Dawsons erzählt und erlebt wird. Mit seinen Freunden und seiner Klasse erlebt er viele coole, lustige und natürlich bescheuerte Momente. Was steckt hinter den beiden Schwestern Abby...