Ich schlug die Augen auf. In meiner Hand hielt ich das Messer. Mein Opfer bewegte sich hastig im Gebüsch, sodass die Blätter laut raschelten. Meine Augen blitzten als zwei gelbe Punkte in der Dunkelheit auf und ich schlich vorsichtig auf den Menschen vor mir zu. Er drehte sich schnell um, in seinen Augen flackerte blankes Entsetzen. Ich holte mit meiner Waffe aus, um auf ihn niederzuschlagen, doch auf einmal spürte ich ein leichtes Kitzeln auf meinen Wangen. Ich versuchte es zu ignorieren und wollte mein Opfer niederstechen, während das Kribbeln sich auf meinem ganzen Gesicht verteilte, aber dann zwickte etwas spitzes meine Nase.
Um mich herum schlagend setzte ich mich in meinem Bett auf und riss die Augen auf. Ich war aufgewacht und Easy und Pando sprangen hastig auf der Decke auf meinem Schoß herum, immer auf und ab. Ich rieb mir das Gesicht und murmelte: ,,Mann Leute, was habt ihr denn?" Pando quieckte und bewegte ihren Kopf leicht zu meinem Wecker, als wollte sie mir etwas zeigen. Ich folgte ihrem Blick und spürte, wie ein schwerer Stein in meinem Magen plumpste. ,,Fünf nach halb acht?! Ich komme zu spät!" Ich rollte mich aus dem Bett, rannte zu meinem Stuhl und zog mir den Hoodie an, während ich die Treppen hinunter stolperte.
Ich war der einzige zuhause, wie ich bemerkte, als ich die kurze Nachricht meiner Eltern in der Küche entdeckte.
Guten Morgen, Michael!
Dad und ich mussten leider schon um vier Uhr in die Arbeit und Phil ist in der Uni.
Bis später!
Mum
Guten Morgen, dass ich nicht lache! Hastig schmiss ich den Toast auf den Tisch und schmierte es flüchtig mit Erdnussbutter, bevor ich einen Bissen nahm und den Rest auf dem Weg zum Badezimmer aufaß. Ich schlitterte um die Ecke und rutschte an der Badezimmertür vorbei, als ich bemerkte, wie nass der Boden war. Wütend kam mir die Idee, dass Mum ihren Morgensputz noch machen musste. Ich sprang ins Bad und kam zwei Minuten wieder hinaus, um mich endlich auf den Weg machen zu können.
Seit dem ,,Unfall" bei Abby und Lynne hatte ich kein Fahrrad mehr und es fuhr kein rechtzeitiger Bus, was hieß, ich musste rennen.
Tausende Seitenstiche begleiteten mich bis zur Schule, bis ich dachte, ich könnte nicht mehr atmen. Beim letzten Klingeln stieß ich in den Klassenraum, völlig außer Atmen hielt ich mir die Knie. ,,Michael?" ,,Hi Leute. Ich habe... etwas verschlafen.", keuchte ich und stellte mich wieder auf. Die gesamte Klasse stand vor mir und starrte auf meine Beine. ,,Was ist?", fragte ich verwirrt und sah an mir herunter, worauf es sich anfühlte, als würde mir so warm werden, dass ich Fieber bekam. Ich hatte, außer meine Boxershorts, vergessen eine Hose anzuziehen.
Nach der Schule und nach den Hausaufgaben saß ich im Park auf einem Steinfelsen und schärfte mein Messer. Bei jedem Strich kratzte es, doch ich genoss nur dieses Geräusch. Es glänzte immer mehr und zufrieden hielt ich es hoch gegen die Sonne, wo es anmutig glänzte, wie ein stolzes Schwert. ,,Hey, Kleiner!" Ich sah hinter mich und entdeckte drei Männer in Polizistenkleidung. Seufzend stellte ich mich auf den Stein. Das wird wieder ne' Show.
,,Guten Tag, Officers.", sagte ich sanft wie ein braver Fünfjähriger. ,,Kleiner, leg das Messer weg. Es ist nicht angemessen, dass Minderjährige wie du Waffen tragen, also her damit." Einer der Polizisten hielt mir die Hand hoch, damit ich ihm mein geliebtes Messer abgebe. Ich sah ihn mit erhobener Augenbraue an und stach stattdessen in seine Handfläche. Das Blut quoll spritzend heraus und der Mann sank schreiend in die Knie. Die beiden anderen erschraken fürchterlich und zückten ihre Pistolen, doch ich sprang vom Felsen und rannte über den leicht mit Schnee bedeckten Rasen davon. Die beiden holten mich allerdings schnell ein und griffen mich mit ihren Armen von hinten, sodass mir das blutige Messer aus der Hand rutschte. Ich boxte beiden mit meinen Ellenbogen in ihren Magen, während sie keuchten, ich solle mich verdammt nochmal beruhigen. Das Messer hatte einer von ihnen weggetreten. Als mein rechter Arm frei war, löste ich den Knopf meines Haifischzahn-Armbandmessers und mit der Spitze des Dolchs strich ich den Magen des Polizisten. Das Blut färbte seine Uniform dunkelrot, doch er ließ mich nicht los, bis ich ein Klicken an meinem Rücken hörte und meine Hände in Handschellen gefesselt waren. ,,So, und jetzt halt still! Du wirst voreilig wegen minderjährigem Waffenbesitz festgenommen!" ,,Na toll.", knurrte ich zu Tode genervt und warf einen letzten Blick auf mein Messer zwischen den beiden schwerverletzten Beamten.
(Sichtwechsel)
Meine Freunde standen am Stadtende vor einem kleinen Café, wo wir uns alle eigentlich treffen wollten. Das klitzekleine Problem an der Sache war, dass ich vor zwei Minuten festgenommen wurde. Meine Freunde kickten sich kleine Steine zu, während Leah zum wiederholten Male auf die Uhr blickte. ,,Oh mann, wo steckt Michael? Wir hatten doch abgemacht um vier beim Eiscafé!" ,,Wo bleibt er denn?", fragte auch Lynne leicht genervt und sah nach rechts und links. ,,Bestimmt hat er sich gemault und will nicht mehr aufstehen.", meinte Jeff gelassen und ließ seinen Messergriff auf der Stirn balancieren. Abby verdrehte die Augen. ,,Ja, klar, du Psycho. So faul ist noch nicht mal er." ,,Ähh, Leute?" Chris stupste die anderen mit seiner Schulter an und deutete vor sich. Ein Mann im Wintermantel umhüllt inklusive Schal und Mütze befand sich auf einer Sitzbank, vor seinem Gesicht hatte er die Tageszeitung aufgeschlagen. Auf der Titelseite dieser Zeitung erkannte man mich, wie man mich mit Handschellen abführte. Genervt sah sich meine Clique an.
,,Na, kommt. Dann lasst uns mal den Dummkopf aus dem Knast holen.", seufzte Leah und joggte los. Der Rest blickte sich kurz an und lief dann hinterher.
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CREEPY-KLASSE
HumorEine kleine Horrorstory, die aus der Sicht des 14-jährigen Michael Dawsons erzählt und erlebt wird. Mit seinen Freunden und seiner Klasse erlebt er viele coole, lustige und natürlich bescheuerte Momente. Was steckt hinter den beiden Schwestern Abby...