Bei den Sciuto's

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In Abby's Haus brannten nur einige Kerzen, ansonsten herrschte hier Dunkelheit. ,,Mum und Dad sind gerade nicht da, kannst dich hier also ausruhen.", sagte Abby lächelnd und stieg die Treppenstufen hinauf. Plötzlich sah ich Lynne am Ende der Treppe. Grinsend stand sie da und auf ihrer Schulter lag eine kleine schlafende Fledermaus. Ihre kleinen ledrigen Flügel hatte sie als Decke benutzt.

,,Hey Michael.", grinste Lynne. ,,Alles okay?" ,,Klar, bin nur hingefallen.", murmelte ich und errötete, als sich Lynne die Hand vor die Stirn schlug.

Abby zeigte mir ihr Zimmer und holte aus dem Bad ein Verband, während ich mich auf ihr Bett setzte und mich umsah. Der Schreibtisch war direkt neben dem Bett und das Fenster schien so gut wie immer verschlossen zu sein. Außerdem hingen in den Ecken Spinnweben, die mir natürlich überhaupt keine Angst machten.

,,Da bin ich." Abby ließ die Tür offen, ging zu mir und kniete sich vor mich hin, um mich zu ''verarzten''. Während sie den Verband um mein Bein wickelte, sah sie oft mit einem besorgten und nervösen Blick weg. Ob sie Angst vor Blut hatte? Nein, das kann nicht sein. Dann wäre sie kein Creepygirl.

,,Alles okay mit dir?", fragte ich sie. Genervt rollte sie mit den Augen und sah mich dann an. ,,Jaaaa, immer noch.", meinte sie mit einem versteckten Lächeln in den Augen. Schließlich stand sie auf und sagte: ,,Ich hole uns mal etwas zu trinken." Sie drehte sich um und ging nach unten. ,,Okay.", sagte ich noch, bevor sie verschwand. Da spürte ich, wie es leicht unter dem Verband kribbelte. Obwohl ich Abbys Fürsorge echt schätzte, nahm ich den Verband wieder ab, währenddessen blickte ich mich weiterhin im Zimmer um. Jedoch kam ich nicht weit, da Lynne nach kurzer Zeit im Zimmer auftauchte. ,,Irgendwas ernstes?", fragte sie mich und meinte damit die Schürfwunde, auf der ich immer noch meine Hand hielt. ,,Was? Oh, nein. Wird schon wieder.", grinste ich, doch Lynne wiedersprach. ,,Lass mal sehen." Laut seufzend ließ ich sie nachgucken. Behutsam tastete sie auf der Wunde herum, bis sie plötzlich in das sehr wenige Blut fasste. Ich sah zu ihr und bemerkte erschreckender Weise ihre unnatürlich roten Augen. Irgendwas stimmte hier ganz und gar nicht.

,,Lynne?" Sanft griff ich nach ihrer Hand, doch auf einmal fauchte sie laut und stürzte sich auf mich. Mein Kopf schlug auf den Boden auf und ich konnte Lynnes spitzen Eckzähne sehen. Ihre Finger krallte sie wie Dolche in meine Schultern und so beugte sie sich fauchend zu mir runter. Ich schaffte es, sie mit meinen Füßen wegzutreten, sodass ich genügend Zeit hatte, mein Messer zu greifen. Ich sprang auf Abbys Bett und starrte meine Freundin an. ,,Verdammt, Lynne! Was ist los?" Ich sprang vom Bett auf den Schreibtisch, schaffte den Sprung aber leider nicht ganz. Lynne sprang mit einer übernatürlichen Geschwindigkeit und Kraft auf mich zu und stemmte mich mit ihren Händen an meinen Schultern gegen die Wand. Ich keuchte, mein Messer lag unter mir zwischen Lynnes und meinen Füßen. Während ich krampfhaft versuchte, es mir zu nehmen, kam Lynne mit ihrem Kopf näher und wollte ihre Zähne in meinen Hals vergraben.

Doch plötzlich hörte ich, wie Abby die Zimmertür aufschlug und Lynne von mir wegriss. Ich atmete tief ein und schnappte mir sofort mein Messer, während Abby Lynne mit den Rücken auf den Boden drückte. ,,Lynne, verdammt! Komm wieder zu dir!" Lynne blinzelte und ihre Augenfarbe wurde dunkelgrau. ,,Was? Abby?" Sie setzte sich auf, fuhr sich ein paar Male durch die Haare und sah sich das Chaos im Zimmer an. ,,Oh, kacke! Sorry, Schwesterherz. Ich räume später auch auf.", meinte sie. ,,Wow, wow, wow, wow, eine Sekunde!", unterbrach ich sie und fuchtelte mit meinem Messer durch die Luft. ,,Kann mir mal jemand erklären, was hier abgeht und warum du mich killen wolltest?" Die Messerspitze zeigte auf Lynne. Verlegen grinste sie und ihre Schwester seufzte. ,,Ich mache es.", sagte Abby und ging einen Schritt auf mich zu. ,,Michael? Also, versuche am besten so gut es geht, dein Erschrecken zu verbergen, denn es ist so, dass wir, nun, äh... Wir... Wir sind Vampire."

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