Die Rückfahrt verlief sauber und ruhig. Jeff erholte sich noch von seiner Tracht Prügel in der Disco und... generell, jeder war einfach nur K.O. Lynne lag mit ihrem Kopf auf meiner Schulter und döste vorsich hin. Selbst unser Lehrer ruhte auf seinem Platz ganz vorne. Wahrscheinlich haben er und seine Kumpanen sich ein wenig zu viel zugemutet, was das alkoholische Trinken anging.
Grace schlief mit einer pinken Schlafmaske, auf der mit geschwungenen Glitzerbuchstaben PRINCESS stand. Sie saß neben Hailey und sogar ich dachte mir zum ersten Mal mit einer genervten, katerähnlichen Stimmung: ,,Wann sind wir endlich da?''
Unsere Eltern erwarteten uns bereits mit der genau umgekehrten Laune auf dem Parkplatz. Dort, wo der Fahrer den Bus zum stehen brachte, wir uns alle gegenseitig wecken mussten und schließlich zu unseren Familien schlurften. Sogar Speed wartete extra auf Leah, dabei hielt sie ein riesiges, kirschrotes Kissen mit der Aufschrift ,,Welcome back!'' darauf. Unsere Creepyfreundin kam auf sie zu und sank in ihre Arme. Die Eltern schwangen mit einem breiten Lächeln ihre Arme auf um uns zu umarmen, doch wir machten es genau wie Grace. Sie drückte ihrem verdutzten Vater die große rosafarbene Tasche, in der bestimmt zwei ausgewachsene Doggen hinein passten und erklärte: ,,Hier, bitte. Ich brauche meinen Schönheitsschlaf.''
Meine Eltern warfen sich einen fragenden Blick zu, während ich meinen Rucksack ins Auto donnerte und mich bäuchlings auf die Rückbank warf. Gute Nacht, Welt.
Einige Wochen vergingen seit wir aus der Herberge zurück in unsere Heimat kamen. Eines Tages gingen Jeff und Leah gemeinsam zur Bibliothek, Lynne und Abby begleiteten mich auf dem Weg zu meinem Onkel. Ich sollte bei ihm noch Stricke für Dads Folterkammer abholen und das Haus der beiden Vampire lag auf dem Weg.
Nachdem wir uns verabschiedeten, ich die Seile mitnahm, mein Onkel mir noch eine Limo mitgab, schlenderte ich die Straßen hinab, zwischen mir die vielen hohen Bäume der Waldrände. Ich wollte mir gerade meine Kopfhörer in die Ohren stecken, als ich ein leises Rascheln im Gebüsch hinter mir wahrnahm. Ich ließ mein Headset schnell sinken, führte mein Hand zur Messerklinge und drehte mich skeptisch um.
Die Zweige zitterten und bevor ich überhaupt richtig mitbekam, was gerade abging, stand plötzlich ein riesiger, muskelbepackter Werwolf vormir. Sein Kopf sah auf mich herab und ich erwiderte den Blick nur selbstbewusst und neutral. Die Kreatur holte etwas Luft und knurrte mit kehliger Stimme: ,,Hey, Michael.''
Sofort erschienen weiß-blaue Schleier um den Werwolf, als er sich verwandelte und nun befand sich mein Kumpel Jack vor mir. Grinsend steckte ich mein Messer wieder ein und ging auf Jack zu, der mich mit unserem Handschlag begrüßte.
,,Hey Jack! Na, was geht?'' ,,Alles was Beine hat!'', lachte Jack. ,,Nee, war nur Spaß. Hör zu, ich wollte dich und Lynne eigentlich mit zu mir nach Hause mitnehmen und euch was zeigen. Hast du Lust?'' ,,Was für ein Zufall, mit ihr bin ich gerade zu meinem Onkel gegangen.'', lachte ich und Jack grinste. ,,Egal, wir schreiben ihr einfach. Also, wie sieht's aus?'' ,,Bin dabei.'', willigte ich ein und gemeinsam klatschten wir ein, bevor wir die Straße hinunter rannten.
Eine ungefähre halbe Stunde später traf auch Lynne wieder ein und gemeinsam standen wir nun in seinem gewöhnlichen Jugend-Zimmer. ,,Also, Jack? Was wolltest du uns zeigen?'', fragte Lynne und setzte sich auf seinen Stuhl vom Schreibtisch.
Grinsend wanderte Jack zu einer Steckdose über seinem Bett, ließ sich eine Kralle anwachsen und mit der Spitze fasste er hinein. Ein Klicken ertönte und eines der Poster, die an der Wand hinter uns hingen, rollte hinauf und vor uns lag ein geheimer Eingang. Mit offenem Mund starrte ich von dem Geheimgang zu Jack, der nun immer noch grinsend zu dem Eingang ging und hinein stieg. ,,Wollt ihr noch eine Stunde darum stehen oder folgt ihr mir?'' Lynne und ich blickten uns für einen Moment an, dann begleiteten wir ihn. Der Tunnel folgte tief nach unten, kühle, dreckige Erde umhüllte uns, bis wir einen Raum betraten. ,,Willkommen in meiner Werkstatt!", meinte unser Freund und drehte sich einige Male um sich selbst. Lynne und ich sahen uns alle die Möbel an, die eine wirkliche Werkstatt ausmachte. ,,Wow, das ist der hammer!'', staunte Lynne und strahlte. ,,Danke.'', meinte Jack und steckte die Hände in die Taschen seiner Kleidung. ,,Um ehrlich zu sein... Die Werkstatt wollte ich euch zeigen, wenn ich euch... nun, wirklich vertraue.'' ,,Aww.'', machte Lynne, fasste sich ans Herz und warf sich in die Arme von Jack. Lachend umarmte er sie und wir beide gaben uns ein High-Five. ,,Okay, tut mir einen Gefallen: Geht durch die Hintertür nach draußen und wartet dort auf mich. Jetzt kommt es zur Überraschung.'' Lynne und ich sahen uns erneut an und ich sagte langsam: ,,Okay, dann bis gleich.''
Draußen standen Lynne und ich nebeneinander und warteten auf unseren Kumpel. ,,Bin gespannt, was er vorhat.'', meinte Lynne zu mir und sah mich von der Seite an. ,,KeineAhnung.'', meinte ich und überlegte. ,,Wer weiß, vielleicht will er ja...'' BUMM! Machte es und Lynne und ich zuckten zusammen. Wir sahen zur Tür, aus der Jack kam. Er besaß ein rußgeschwärztes Gesicht und vom Kopf abstehende Haare. ,,Jack, alles okay?'', fragte ich ihn erschrocken, doch Jack winkte ab. ,,Keine Sorge, war nur ein Kurzschluss. Passiert mir andauernd.''
Grinsend hob er seine Hand und hielt mir eine kleine Roboter-Kreatur hin. Fragend blickte ich auf seine Hand und entdeckte eine kleine metallische Ratte, die sich erhob und mich mit ihren pechschwarzen Augen anblinzelte. ,,Ohhh.'', machte ich und nahm sie zu mir. Diekleine Ratte drehte sich einmal, als sie in meinen Armen lag und schloss die Augen. ,,Danke, Jack.'', sagte ich und grinste meinen Kumpel an.
Von nun an besuchte ich Jack immer öfters. Wir gingen zusammen zur Schule oder nach Hause, töteten Opfer und verbrachten einfach mega viel Zeit.
Irgendwann saß ich in meinem Zimmer und überlegte mir, wie es wohl wäre, wenn Jack Hundetricks könnte. Nach einer Partie Walking Dead mit meinem VR-Set, schrieb ich ihn an. Doch ich hörte beim tippen auf, als mir der Gedanke kam, Jack würde höchstwahrscheinlich nicht so zufrieden damit sein, sich wie ein Haushund zu benehmen. Kurz darauf schrieb mich zur gleichen Zeit Lynne an:
,,Hey, Michael! Wollen wir uns treffen? (Herzchen)''
Ich biss mir auf die Lippen und schrieb: ,,Nee, sorry, keine Zeit. Muss Jack Hundetricks beibringen.''
,,Warte, was?''
Also, löschte ich meine Nachricht für Jack wieder und fragte ihn stattdessen, ob er Lust hätte, mit ins Kino zu kommen. Er bestätigte und so verabredeten wir uns für drei Uhr bei mir.
Einige Zeit später schlenderten wir durch die Straßen, Richtung Stadt. ,,Also, in welchen Film wollen wir überhaupt rein?'', fragte Jack und kickte eine leere Cola-Dose vor sich dahin. Sofort wurde mir warm vor Aufregung. ,,Ähh... Na, den neusten Hunde- ähh, Werwolffilm! Das Grauen vor Mitternacht, kennst du den nicht? Soll ziemlich gut sein.'' ,,Äh, nö...'', murmelte Jack, unsicher grinsend und ging still weiter.
Einige Minuten später trafen wir auf Lynne, die mit ihrer weißen Umhängetasche von Adidas uns entgegen kam. ,,Oh, hey Jungs!'', begrüßte sie uns und gab mir einen Kuss.
,,Na, geht ihr zur Hundeschu-'', wollte Lynne fragen, doch ich schnitt ihr das Wort ab, indem ich ihr hektische Zeichen gab, die Klappe zu halten. Sie bemerkte dies sofort und fragte schnell: ,,Ähm, ich meinte, geht ihr ins Kino?'' Ich klatschte mir die Handfläche gegen meine Stirn und Jack blickte misstrauisch zwischen uns her.
,,Leute, was geht hier ab?'' ,,Nichts! Komm mit, sonst ist der Film gleich vorbei!", rief ich und zog Jack mit mir mit. ,,Wir schreiben noch,Lynne!'', rief ich ihr noch hinterher, während meine Freundin mir durch die Haare wuschelte.
Wir kamen an der Hundeschule an und das erste, was passierte, war ein genervter Blick von Jack. ,,Was wollen wir hier?'', fragte er und ich legte grinsend meinen Arm um seine Schulter. ,,Ich habe mir überlegt, ob wir beide dir keine Hundetricks beibringen könnten. Was meinst du?'' ,,Zuerst'', fing Jack an und stieß meinen Arm weg. ,,bin ich kein Hund und schon gar kein blöder Welpe, den man mit sich herumschleppen und knuddeln kann.'' ,,Du bist aber ein Werwolf und das zählt auch.'', grinste ich breit und wir traten vor die Eingangstür, aus der wir bereits lautes Bellen und Knurren hörten. ,,Los geht's.''
30 Minuten später
,,Ich kann's nicht fassen!", rief ich und wir beide verließen die Schule. ,,Wir haben gerade zehn ausländische, professionelle Hundetrainer für dich ausprobiert und du hast jedem einzelnen den Kopf abgebissen!" ,,Sorry.'', entschuldigte sich Jack murrend. ,,Aber die zogen mich wie ein Kleinkind auf und außerdem hatte ich nichts gegessen.'' Ich verdrehte die Augen und sah zur Seite, als unserneut zwei Gestalten über den Weg liefen. Diese beiden Gestalten hießen Abby und Lynne und sie beide teilten sich einen nachtschwarzen Sonnenschirm. Die Schwestern kamen sofort auf uns zu, als sie uns erblickten. ,,Hey, Leute.'', sagte Abby und blickte zu uns, dann auf die Hundeschule, die hinter uns lag. ,,Was tut ihr hier?'' Kurz und knapp erklärte ich ihnen die Situation und so sahen sich Abby und Lynne vielsagend grinsend an. Kurze Zeit später waren Jack und ich (Ja, wir beide) so handzahm und niedlich wie verspielte Hundewelpen.
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CREEPY-KLASSE
HumorEine kleine Horrorstory, die aus der Sicht des 14-jährigen Michael Dawsons erzählt und erlebt wird. Mit seinen Freunden und seiner Klasse erlebt er viele coole, lustige und natürlich bescheuerte Momente. Was steckt hinter den beiden Schwestern Abby...