Der größte Lachflash der Geschichte

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Freiheit! Könnte man so sagen und trotzdem mussten wir wieder in die Schule. Leider.
Wir hatten nun eine neue Direktorin und langsam lebte sich der normale Schultag wieder ein. Gleich als wir das halb reparierte Schulgebäude betraten, kam Liu auf uns zugelaufen.
Natürlich hatten wir uns schon bei ihm bedankt. Wäre er nämlich nicht gewesen, säßen wir immer noch in dieser bescheuerten Verhandlung. Und dann wäre Leah erst richtig ausgerastet.

Liu rannte, bis er bei uns war. ,,Morgen, Leute!", begrüßte er uns freundlich. Wir erwiderten den Gruß, dann holte er etwas Luft. ,,Alles klar, hört zu, ich wollte mich eigentlich nur bei euch entschuldigen. Ihr wisst schon, weil ich so ein Idiot war und nicht zu euch gehalten habe, ohne wirklich darüber nachgedacht zu haben. Besonders bei euch, Abby und Lynne. Ich hatte einfach... Angst wegen..." ,,Schon vergessen. Du kannst ja nichts dafür. Ich glaube, jeder hätte in so einer Situation wie du gehandelt.", meinte Abby. ,,Na ja, er war ja schon ziemlich blöd, als er...", murmelte Jeff, doch mit einem Fußtritt bekamen wir ihn zum schweigen. Liu grinste erleichtert.

,,Jap, leg dich trotzdem niemals mit Vampiren an.", lachte Lynne und wir anderen starrten sie an. ,,Mit wem?", fragte Liu, als hätte er das vorletzte Wort nicht verstanden. Nun kapierte auch Lynne. ,,Oh, äh, nur so eine Redensart.", antwortete sie schnell. Liu nickte langsam, was zeigte, dass er nichts verstand. Zum Glück klingelte es im nächsten Moment. Wir verabschiedeten uns schnell von Liu und ließen ihn stehen, während wir zur Turnhalle sprinteten. Denn jetzt hatten wir Sport.
Unser neuer Lehrer, Coach Mike, bestand förmlich nur aus Muskeln. Wir schätzten dass er sieben mal die Woche ins Fitnessstudio geht und dort Krafttraining hoch 100 machte.
Als wir uns umgezogen hatten und in der Halle auf ihn warteten, kam er in seinem dunkelblauen T-Shirt mit Kapuze und seiner kofferraumgroßen Sporttasche herein. ,,Guten Morgen, Schüler!", sagte er laut, sodass sein Ruf durch die Halle hallte, stellte seine Tasche ab und baute sich vor uns auf, während wir ihn murmelnd zurückgrüßten.
,,Alles klar, lasst uns anfangen! Neun von den kleinen Judomatten zu einem sauberen Quadrat zusammenlegen, auf geht's! Heute wird gekämpft!" Alle stießen einen Jubel aus und rannten dann zum Mattenwagen. Einige kletterten hinauf und ließen sich in die Mitte der Halle ziehen, wo wir uns schließlich die Matten jeweils zu zweit oder einzelnd schnappten und sie bereit legten. ,,Sehr gut, nun kommt alle her!", rief unser Coach. Wir versammelten uns um die große Matte und Coach Mike begann ausführlich Tipps und Tricks des Kämpfens zu erzählen und zu zeigen.
,,Als ob wir das nicht schon kennen würden.", zischte Jeff neben mir und unterdrückte ein Gähnen. ,,Jeder weiß doch, dass wir jeden Tag mindestens zwei Stunden Shootergames zocken. Und mit Wrestling will ich gar nicht erst anfangen!" ,,Hast recht.", stimmte ich meinem Kumpel zu. Dann aber erschien ein breites Grinsen auf meinem Gesicht. ,,Von den Mädels kann man das eher weniger erwarten." Wir beide unterdrückten ein Lachen und sahen kurz zu den Mädchen auf der anderen Seite der Matte. Sie alle standen brav da und hörten unserem Coach aufmerksam zu.
,,Stimmt. Die haben ihre Nägel und Zähne." Jeff warf sich in eine übertriebenhafte Mädchenpose und tat so, als würde er seine Fingernägel überprüfen. ,,Ohhhh, mein Nagel ist abgebrochen! Ich bin nur ein Mädchen! Ich kratze, beiße und trete, sonst nichts!" Jeff und ich hielten uns den Bauch voller Anstrengung nicht laut loszulachen, doch auf einmal fragte der Coach: ,,Michael, wie wär's mit dir?" Mein Lachen erstarb schlagartig und ich blickte hektisch fragend zu Jeff, doch dieser könnte mir auch nicht weiterhelfen. Glücklicherweise flüsterte mir Chris ins Ohr: ,,Du sollst auf der Matte kämpfen." Erleichtert atmete ich aus. ,,Ach so! Klar, kein Problem." Gelassen ging ich auf die Matte und tat die Hände verschlossen hinter den Rücken, darauf wartend meinem Gegner gegenüber zu treten.
Vielleicht war es ja Jeff? Immerhin hat er auch Mist gebaut, witzig wäre es auf jeden Fall. Oder vielleicht doch John? Ihm würde ich sogar gerne eins auswischen. Ich hätte jeden nehmen können, außer...
,,Mal sehen... Lynne, hast du Lust?" Sofort verschwand mein Selbstbewusstsein und ich fühlte, wie mein Inneres explodierte und meine Beine wackelig wurden. Ich kann doch nicht gegen Lynne kämpfen!
,,Sehr gerne.", antwortete Lynne lächelnd und kam grinsend auf mich zu. Schluck. Coach Mike klatschte ein weiteres Mal in die Hände. ,,Sehr gut! Dann setzt euch mal Rücken an Rücken hin." Wir taten ihm den Gefallen und ich lehnte mich gegen Lynne. Innerlich hoffte ich, dass sie mein Herzklopfen nicht mitbekam. Ich blickte hoch zu den anderen. Melinas unsicherer Blick und Jeffs und Chris' Daumendrücken machten mir allerdings nicht sehr viel Hoffnung.
,,Alles klar?", rief unser Trainer in die Halle. ,,Auf die Plätze, fertig, kämpft!" Lynne und ich wirbelten herum und wir mussten leider Gottes auf Knien kämpfen. Alle feuerten uns an und Lynne fasste meine Schultern, um sie runterzudrücken. Ich aber wich gerade noch unter ihr aus und rollte geschickt zur Seite, um wieder aufspringen zu können. Ich blickte angespannt in ihre Augen, in Gedanken stöberte ich nach einer guten Attacke, doch mir wollte einfach keine einfallen. Stattdessen griff Lynne mit einem Arm unter meine Schulter und zog in der nächsten Sekunde meinen anderen Arm weg, sodass ich drehend hinfiel, irgendwo ein Knacken hörte und Lynne sich mit der Seite auf mich legte, damit ich mich nicht befreien konnte. Alle bis auf Chris und Jeff jubelten Lynne zu. Sie lachte strahlend und stand von mir auf. Dann beugte sie sich nochmal zu mir und fragte grinsend: ,,Geht's dir gut?" ,,Äh, jaja, ich komm schon klar.", sagte ich schnell. Sie lachte und rannte zu Abby, Grace, Hailey, Melina und den restlichen Mädchen aus der Klasse. ,,Alter, Lynne, das sah geil aus!" ,,Nice!" ,,Super gemacht, Schwesterherz!" ,,Du hast Michael richtig umgehauen!" Ich hatte mich wieder aufgestellt und bin zu meinen Jungs und Leah getrottet. Meine Freunde sahen mich mit gekräuselten Lippen fragend an. Ich tat wortlos meine Hände in die Hosentasche meiner Shorts. Ihre Blicke sagten so viel wie: ,,Was war das?" Ich drehte mein Gesicht zu den Mädchen. Sie und Lynne standen kichernd und lachend als Gruppe da. Ich sah wieder zu Leah und den Creepyboys. ,,Keine Ahnung! Ich konnte sie doch nicht verlieren lassen. Das wäre... nicht sehr fair gewesen." Chris verschränkte die Arme vor die Brust und wie er grinsten auch alle anderen. Etwas rot im Gesicht blickte ich sie fragend an, doch zum Glück mischte sich Coach Mike ein:

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