Halloween

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Endlich war es soweit. Der Tag war gekommen. Und ich meine nicht, dass die Ferien angefangen haben. Nein, ich meine den Tag. Halloween. Der beste Tag im ganzen Jahr, fast schon besser als der eigene Geburtstag. Die schaurigen Nächte, die besten Horrorfilme, die leckersten Süßigkeiten.

DAS ist Halloween.

Für dieses Jahr haben wir eine Party bei mir geplant. Bereits um sieben Uhr abends war es stockdunkel, wenn man die schwach leuchtenden Straßenlaternen nicht mitzählte. Ich stand draußen und zog mein Messer aus dem Fleisch. Das Opfer schrie, ich fasste ihn an den Nacken, drückte seinen Kopf hinunter und stach erneut auf ihm ein. Ich genoss das Schluchzen, das er quälend mit sich trug, bis sein Inneres genug hatte. Ich packte die Leiche am Jackenkragen, zerrte sie von unserem Vorgarten weg und versteckte sie in einen geeigneten Busch am Straßenrand.

,,Fertig, Bro?"

Ich drehte mich um und sah meine Clique vor mir stehen, bewaffnet mit Schlaf- und Rucksäcken. ,,Auf jeden Fall.", grinste ich zurück. Lynne kam zu mir und umarmte mich. ,,Nice!" Wir ließen uns wieder los und die Clique versammelte sich um uns, worauf wir einen Kreis bildeten. ,,Alles klar, meine Eltern sind bei meiner Tante und meinem Onkel und mein Bruder bei seinen Kumpels. Das bedeutet..." ,,STURMFREIE BUDE!" Im nächsten Moment ertönte im Haus ein lautes Poltern, gefolgt von einem langen Schrei. Meine Freunde sahen mich fragend an. Ich zuckte grinsend mit den Schultern. ,,Mein Dad hat ne' Folterkammer." Lynne starrte mich wie der Rest an. ,,Was?! Kann man da ein Praktikum machen?" Wir lachten los und stürmten ins Haus.

Ihre Sachen feuerten meine Freunde ins Wohnzimmer, auf das riesige Sofa meiner Eltern und trotteten dann wieder zu mir zurück. Ich stand vor einem langen weißen Tisch, der mitten im Raum stand. Eilig ging ich um ihn herum und fasste an das Ende des hauchdünnen weißen Laken. ,,Und jetzt passt auf!"

Ich zog das Laken vom Tisch und schmiss es zur Seite. Meine Freunde starrten mit ungläubigen Blick auf das krasse Bufet. Eine riesige Auswahl an Getränken, Schalen voller Chips, Monstermuffins und Kuchen.

,,Oh mein Gott, das ist ein Traum!", strahlte Leah und Jeff und Chris gönnten sich sofort die Erdnussflips und die Chips mit Sour Cream. ,,Was ist der Plan für heute?", fragte Abby schließlich, nahm sich eine Weingummifledermaus und biss ihr den Kopf ab.

,,Wie wäre es mit einem Ausflug nach draußen?", grinste ich und sofort waren die anderen dabei. Wir sprinteten also erneut jubelnd durch das Haus und nach draußen. Dort rannten wir vor Freude durch die Straßen, sprangen über Mauern und Autos. Nach einer Weile Laufen verlangsamten wir allerdings unser Tempo. ,,Hey, Leute!" Wir schauten zur Seite und sahen Chris uns zuwinken. Sofort schlichen wir zu ihm und blieben zwischen einigen Sträuchern vor dem Zaun eines Wohnhauses stehen.

Chris machte ein Zeichen, das er rübergeht und war auch schon über den Zaun geklettert. Er blieb vor einem geschlossenen Fenster stehen und kramte in seiner Hosentasche herum. Stolz hielt er eine Haarklammer hoch und drehte sich damit grinsend zu uns. ,,Manchmal hat es doch Vorteile, eine Schwester zu haben." ,,Hallo?", fragten Abby und Lynne gleichzeitig und verschränkten die Arme.

MR, Melina, Leah, Jeff und ich lachten, während Chris in Null Komma Nichts das Fenster aufbrach und leise hinein kletterte. Im nächsten Moment befand er sich im Zimmer. Wir alle drückten uns näher an den Zaun und klammerten uns an ihm, um besser etwas sehen zu können. Chris schlich einige Schritte zur Seite und wir erkannten einen Teenager in unserem Alter, der seelenruhig in seinem großen Bett schlief. Noch. Chris beugte sich über den Schlafenden und flüsterte ihm etwas zu.

Doch seine Stimme war nun nicht mehr so tief und normal wie sonst, sondern leise, hauchend, creepy halt.

,,I'm watching you. You can't leave. I'm here, with you. I'll always be here..."

CREEPY-KLASSEWo Geschichten leben. Entdecke jetzt