Aus der Psyche heraus

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Ich musste mich ziemlich anstrengen um ins grelle Licht zu blicken. Blinzelnd sah ich mich im weißen Raum um. Wenn es denn überhaupt ein Raum war.


Michael


Erschrocken fuhr ich herum und entdeckte Lynne. Lächelnd stand sie mehrere Meter von mir entfernt und streckte die Hand nach mir aus. Es ist alles gut.

Schluchzend erwiderte ich den Blick. ,,Lynne...", hauchte ich und wollte nichts sehnlicher als zu meiner Freundin zu rennen. Ich nahm beide Beine in die Hände und lief zu ihr. ,,Ich bin so froh, dass dir nichts fehlt." Doch sobald ich meine Arme um sie tun wollte, verblasste ihre Gestalt und löste sich ganz leise in Luft auf. Ich starrte Lynne nach und dann auf meine Hände. ,,Was?", keuchte ich und konnte es nicht fassen.

,,Sie war nur reine Vorstellung gewesen, Michael.", ertönte Tracks Stimme. Ich wirbelte augenblicklich herum und sah ihn dort stehen, wo ich noch vor kurzem war. Track hatte beide Hände in die Manteltaschen gesteckt und besaß keinen einzigen Kratzer. Es verstörte mich zusehen, dass seine riesigen Wunden komplett weg waren. Auf diese Art sah ich Track an. Er lächelte. ,,So wie es jeder für dich ist."

Stirnrunzelnd überlegte ich. ,,Wovon redest du? Und wo sind wir hier?"

Track setzte sein hinterhältiges Grinsen auf. ,,Wir befinden uns in deinem Gewissen beziehungsweise deiner Psyche. So verrückt es auch klingt, es ist so."

Er machte eine kurze Pause um meine Reaktion darauf zu beobachten, doch ich sah ihn nur misstrauisch an. ,,Verstehst du es immer noch nicht, Michael? Deine ganzen Mitmenschen... Freunde, Familie. All dies hat doch keine Bedeutung für dich. Sie sind dir nicht wichtig. Du interessierst dich doch nur für's töten."

Ich starrte ihn an und jede Silbe seiner Sätze versetzte mir einen kurzen Schlag auf's Herz. Doch bevor ich etwas erwidern konnte, setzte Track fort: ,,Ich werde dir zeigen, wie es sich anfühlt ein Opfer zu sein." Und ehe ich mich versehe, krümmte ich bereits auf dem grellen Boden. Schreckliche Einschläge hämmerten auf meine Seele ein und ein unbeschreiblicher Schmerz fuhr durch meinen gesamten Körper. Ich schrie so laut ich konnte, doch es half nichts. Kopfschmerzen brachten fast meinen Kopf zum explodieren. Es fühlte sich wie Stunden an bis es aufhörte. Schwitzend lag ich seitlich auf dem Boden und keuchte. Ich musste husten und schmeckte eine widerliche Säure in der Kehle. Das kann nicht wahr sein. Bitte lass es nicht real sein.

Doch bis jetzt war ich aus diesem Albtraum noch nicht aufgewacht, also riss ich mich zusammen. Ich setzte mich seufzend auf, stützte mich auf die Knie und stellte mich auf. Nasse Haare klebten unter meiner Kapuze und auf meiner Stirn. Ich fasste nach meinem Messer in der Hoodietasche und behielt Track dabei im Auge. Im nächsten Moment lief ich brüllend auf ihn zu und wollte ihn erstechen, doch er teleportierte sich weg. Kurz darauf erschien er in einer anderen Ecke und sagte: ,,So einfach geht's nichts, Michael.'' Ich brüllte nochmal und lief erneut auf ihn zu, doch Fehlalarm.

Ich tat es nochmal und nochmal. Bis ich bemerkte, dass es nichts nützte.

Beim letzten Mal warf ich das Messer einfach auf Track zu, doch in der letzten Sekunde verschwand er und meine Waffe landete klirrend auf dem Boden, während ich in die Knie sank und das Gesicht schluchzend in Händen vergrub.

Tränen rannten meine heißen Wangen hinunter, mir war kotzübel und ich hatte folternde Kopfschmerzen. Und ich wusste bereits, es war vorbei.

Track erschien hinter meinem Rücken und beugte sich zu meinem Ohr hinunter.

,,Gib es auf.", flüsterte er mir zu und bei seinem warmen Atem bekam ich eine Gänsehaut. ,,Du bist ein Nichts."

Ich nahm meine feuchten Hände von meinem Gesicht und blinzelte. Ob er wirklich Recht ha-

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