Kapitel 004. Diebe auf Berk

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https://m.youtube.com/watch?v=mAGaKX1mJGo - Alles wird gut


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DRACHENREITER DER ZUKUNFT

Akt I: Amerika ist wunderbar

Kapitel 004: Diebe auf Berk

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Auf der kleinen Insel Berk beginnt sich das schlafende Dorfleben allmählich wieder zu regen. Und der neue frische Morgen strahlt die helle Röte hervor, womit sich erholte Wikinger aus ihren wohlfühlenden Betten erheben. Denn früh einen neuen Tag zu beginnen erntet man mit Lob und Anerkennung. Ausgeruht und fit für den neu anbrechenden Tag.

Im großen Haus des vermählten Paars sieht aber nur einer nicht gut aus. Hicks hat die ganze Nacht lang wach gelegen und sich pausenlos mit unzähligen vielen Fragen bombardiert. Angestrengt weicht auch sein fester Blick keine Sekunde von der holzverarbeitenden, braunen Zimmerdecke, die er angestrengt anstarrt. Dabei liegt Astrid seelenruhig schlafend neben ihn.
Wieso hat Vater mir die Karte entrissen? Warum sträubt er sich so sehr, vor diesen unbekannten Ländern? Warum hat er solche Angst davor? Ohne den vielversprechenden Erfolg bleiben diese berechtigten Fragen ewig unbeantwortet, die er versucht in sich selbst zu finden. Astrid dreht sich zu seiner Seite und wacht langsam blinzeln ihrer hellblauen Augen auf.
„Guten morgen mein Schatz!" begrüßt die ausgeschlafende Maid ihn liebevoll. Der ernste Blick zur gerichteten großen Eichen-Decke bemerkt Astrid sofort und weiß Hicks hat kein Auge zu getan.
„Schon Morgen?" äußert sich Hicks überrascht. Durch seine tiefen, müden Augenränder sieht seine junge Ehefrau in ein erschöpftes Gesicht.
„Sag mir nicht du hast die ganze Nacht wach gelegen und über die Sache mit deinem Vater nachgedacht?" erübrigt sich die Frage, mit dem Ergebnis des Abbildes ihres Mannes. Das verwundert die schöne Wikingerin selbst gerade.
„Es tut mir leid, Astrid, aber ich kann einfach nicht aufhören, an diese verflixte Karte zu denken, und wie Vater darauf reagiert hat!", erklärt Hicks nachdenklich zu ihr zurück.
„Mensch, Hicks, fängst du schon wieder damit an? Lass es gut sein! Dein Vater möchte einfach nicht, dass du dich so weit von Berk entfernst!"
„Aber wieso? Wir sind zur Dracheninsel geflogen, und sind sogar weiter, bis zu Draco hin in die Eiswüste gefolgt! Wieso also darf ich dann nicht weiter die Welt da draußen erkunden?", will der junge, erfahrene Mann wissen und wartet darauf, dass Astrid ihm diese Frage beantwortet.
„Vielleicht will Haudrauf nur nicht, dass dir noch was Schlimmes passiert!", kommt es von ihr fürsorglich.
„Bitte?! Ich habe den roten Tod besiegt und habe sogar gegen Viggo und Draco erfolgreich gekämpft und gewonnen! Also, wieso darf ich nicht die Welt erkunden? Er hat Angst, das habe ich in seinen Augen gesehen. Doch wenn es dort draußen andere Feinde gibt, müssen sie zu unseren bisherigen Gegnern richtig grausam sein!", schlussfolgert der Wikingerjunge neugierig, mit seinen ernstes Gesicht. Es ändert sich zu einer bösen Miene.
„Hicks, es bringt nix wenn du dich so aufregst. Und solange dein Vater diese Karte bei sich hat, kannst du sowieso hier nicht weg! Du weißt ja nicht einmal wohin du fliegen musst und wie lange es dauert!", schimpft nun das einzöpfige, blonde Mädchen zu ihm. Sie hat Recht, das weiß Hicks. Der erfahrene Junge muss sich nun überlegen wie er seinen Vater überzeugen kann ihm die Karte wieder auszuhändigen. Und falls dieser ihm es weiterhin verbietet, muss er einen anderen Weg finden, um an sie zu gelangen.

Inzwischen in Haudraufs und Valkas Haus

Seid zwei quälenden langen Stunden schläft ungefähr Haudrauf. Mit nie endenden Alpträumen windet er sich immerzu auf dem Bett, wie er und seine mutigen Männer um ihr wertvolles Leben kämpfen. Es hört jedoch einfach nicht auf. Immer wieder sieht er sich und seine treuen Männer, wie sie einer nach dem Anderen grausam umgebracht werden. Als nun schließlich die liebe Ehefrau vom Häuptling, Valka, aufwacht, sieht sie schmunzelnd ihren bärtigen Mann, wie er immer noch im weiten Land der Träume verwahrt bleibt. Das zaubert ein zufriedenes Grinsen in ihr wertvolles Gesicht. Mit zwei schmalen langen Fingern tippelt sie nach oben entlang auf Haudraufs großen Bauch und freut sich einen so treuen, ehrlichen Mann an ihrer Seite zu haben. In Haudraufs tiefen Alpträumen aber fühlen sich die zarten Finger der langen Braunhaarigen jedoch wie durchschlagende Kugelschüsse an. Nacheinander treffen sie ihn und erreichen seinen Kopf. Mit fürchterlichen Schrecken durchzieht es seinen Leib, als er hochschnellend aufwacht.
„Uahhh! Hah, hah, hah!", schnauft er schnell laut auf. Sofort merkt Valka dass ihr Mann keine so angenehmen Träume hat wie sie selbst. In seinem kreidebleichen Gesicht laufen entsetzt Schweißperlen entlang. Völlig verblasst. Weit aufgerissene Augen mit geweiten Pupillen erschrecken sie, als ihr Mann urplötzlich, wie von der Tarantel gestochen, hochschreckt.
„Schatz! Was ist passiert? Du siehst so elend aus! Was hast du im Traum erlebt?", fragt sie ihren Ehemann besorgt, der noch gar nicht sie richtig realisiert.
„Puh! Es ist nichts! Ich habe nur schlecht geträumt!", stöhnt erleichtert Haudrauf und weiß, dass es wieder nur ein schrecklicher Alptraum gewesen ist.
Wieso musste mir Hicks unbedingt diese Karte zeigen? Warum kommen meine Erinnerungen von früher wieder hoch? Wird dies nun so endlos weiter gehen?
Ruhig atmet Haudrauf, der Stoische, weiter und lässt sich ins Bett wieder zurück fallen, als Valka ihn aufdringlich ansieht.
„Komm schon, Liebling, erzähl's mir! Was hast du gesehen?", sagt sie besorgt zu ihren Mann und hat Angst um ihn. Angst, dass er nun täglich an solchen Träumen leiden und durch Schlafmangel sicherlich zusammenbrechen wird.
„Ich sagte doch, es ist nichts!", kommt es laut vom Anführer der Wikinger.
Ist er wütend? Warum verschweigt er mir etwas? Was hat er denn so schreckliches geträumt was er mir nicht erzählen kann? Darüber ist Valka zugleich schockiert als auch wütend. So etwas kennt sie von ihrem Mann nicht. Es gibt unter ihnen auch mal Streit, doch dieses mal ist es was anderes, als er sich so laut abwendet. Ohne eine weitere Reaktion auf Valka zu warten legt sich Haudrauf zur Seite und riskiert von seiner Frau einen zugleich schockierten wütenen Blick.
„Na gut! Wenn der Herr meint, er muss sich in seine Selbstmitleidphase verkriechen, dann soll dieser Herr das jetzt tun, aber ohne mich!", trotzt ihn Valka wie ein bockiges, kleines Kind. Haudrauf bleibt dennoch einfach still liegen, während die Launische sich erhebt und anzieht. Der Mann schweigt weiterhin, wissend das sie nicht weiß, was er gerade durchmacht.
Soll sie mich doch ruhig wütend anmotzen. Verachte mich dafür, das ich dir nichts von meiner Vergangenheit erzählen kann die mich so unermüdlich quält. Glasig leer wie ein Untoter, starrt sein Augenpaar die vor sich stehende Holzwand an, wo festsitzende Gedanken immer wieder die gleichen schrecklichen Szenen und Bilder projizieren, die ihn so abwesend traumatisieren. Wieder und wieder, in der schicksalhaften Nacht gleicht es. Aus den Augen des Wikingers rinnen heimlich Tränen an der Wange entlang.
Ist das das Ende von Haudrauf, dem Stoischen, dem mutigen und starken Wikingeranführer, der Berk immer in der dunkelsten Stunde beiseite gestanden hat? Vor der Tür bleibt Valka kurz noch einmal stehen „Wenn du mit deiner jetzigen Phase nicht schnellstens ein Ende findest, werden die Leute in Berk nervös! Also lass dir hier nicht zu viel Zeit!" und hält inne bevor sie wütend das Haus verlässt. Die Tür knallt laut zu. Wenn Valka die Frau des Häuptlings weiß was ihr Mann gerade durchlebt wird sie bestimmt nicht so denken und reden. Doch Haudrauf ist mit sich und den Nerven am Ende. Vor ihrer Haustür trifft Valka ihren Sohn.
„Hicks? Was willst du denn hier?", wundert sich die aufgeregte Mutter, als sie ihren Sohn vor sich sieht.
Ich will zu Vater! Aber Moment mal..., ist was passiert? Sonst seid ihr doch unzertrennlich, seit ihr euch wieder zusammen gefunden habt!", wundert sich der Fünfundzwanzig-Jährige selbst.
„Ach, dein Vater ist auf einmal ganz komisch! Er redet nicht mehr mit mir und hat sich in sein Bett verkrochen. Dabei starrt er die ganze Zeit die Wand still an! Lass ihn heute bloß in Ruhe!", muffelt die Frau ihren Sohn an und lässt auch so gleichzeitig Dampf ab.
„Okaaay? Seit wann verhält er sich so merkwürdig?", fragt Hicks nach.
„Seit gestern, als er diese Karte gesehen hat! Komischerweise hat er mir selbst nicht erzählt, wieso er sich so verhält! Als ob er vor irgendwas Angst hat! Doch wenn er sich nicht bald einkriegt, Hicks, musst du fürs Erste ihn als Häuptling ersetzen!", murrt sie mürrisch weiter.
Ich, Anführer? Ich soll Berk leiten? Für Hicks kommt diese Ansage seiner Mutter unerwartet plötzlich und überraschend.
„W-was? Ich soll Berk anführen?", stottert er kurz nach. Natürlich will er gerne seinen Vater als Anführer ersetzen und zeigen das er Stolz auf ihn sein kann. Doch als er das gerade hört, ist ihm dies noch viel zu früh.
„Natürlich! Oder traust du dir das nicht zu?", fragt Valka ihren großen Jungen. Manchmal sieht sie ihn immer noch so, als wäre er immer noch ihr kleiner süßer Bubi wo er klein und unschuldig wirkt.
„Doch, natürlich trau ich es mir zu. Aber...!", verteidigt der junge Mann sich. Da unterbricht ihn dringlich eine Stimme, die dies alles mit angehört hat und sich äußert.
„... es ist noch zu früh, um solche riesige Verantwortung zu übernehmen! Und solange du das nicht kannst, werd ich dies übernehmen!", spricht der dazu gestoßene Mann mit seiner typisch tiefen Stimmlage brummig. Die beiden Verwandten staunen nicht schlecht als sie sich zusammen umdrehen. Hinter ihnen steht Haudrauf und hat das gesamte Gespräche mit angehört, als seine Frau und ihr Sohn sich vor der Haustür getroffen haben.
„Schau mal an, wer da ist! Schön, dass Sie auch mal rauskommen, mein Herr, oder wollen sie uns nun zusammenfalten, da wir so schlecht über sie geredet haben?", schnippt die Frau zu ihrem Gatten. Haudrauf's Blick bleibt ernst und schreitet mit schweren großen Schritten zu seiner Frau.
„Was ist? W-willst du mich etwa einschüchtern, da du die Wahrheit nicht ab kannst?", stottert die 43-Jährige zu ihm. Was er aber nun tut, erschreckt beide förmlich. Haudrauf reißt Valka an die Brust und hält ihren Kopf fest. Dann küsst er sie direkt auf den Mund. Vor den Augen ihres Sohnes. Für Hicks ist dies nichts Neues, da er mit Astrid viel Zeit verbringt und sie sich ebenfalls mit leidenschaftlichen Küssen liebkosen. Doch sieht er beide mit großen weiten Augen an. Als Haudrauf von ihr wieder ablässt, sieht die Frau ihn verwirrt wunderlich an.
„Wofür war das denn?", fragt Valka ihn.
„Dafür, dass du in meiner schwierigsten Stunde zu mir gehalten hast und dafür, dass du mich wieder wach gerüttelt hast!", meint der dickbäuchige Mann nur zurück. Noch einen liebevollen Kuss auf der Wange erhält die Perplexe. Überhaupt nicht was er meint und was sie getan hat, legt Valka unbewusst ihre rechte Hand auf die geküsste Wangenseite. Dennoch dankt Haudrauf ihr, wofür auch immer.
„Kommt bitte wieder ins Haus ihr beiden, wir müssen uns unterhalten!", öffnet er den beiden die Tür. Zurück, setzen sich Hicks und Valka mit Haudrauf an den Esstisch.
„Okay, wie fange ich an? ... Am besten ist ich erzähl euch die ganze Geschichte", sagt Haudrauf. Er erzählt alles und lässt ihnen kein Detail unbeachtet zurück. Über die Walküren und den Drachenangriff bis hin zu dem Land, in dem er war und von diesen grausamen und brutalen Menschen, wenn auch nur kurzzeitig, die ihn und seine Männer fesselten und aufs Schrecklichste umbrachten.
Bis auf ihn natürlich. Die Münder und Kinnladen bleiben Hicks und Valka offen stehen.
Ist das wirklich wahr? Ist die Welt so fortschrittlich da draußen? Warum erschießt man Wehrlose und Unschuldige? Sind die Menschen wirklich so verkommen und böse? Hicks überlegt nun doch, ob er sich mit seinen Freunden, und Ohnezahn ein neues Abenteuer da draußen suchen will. Haudrauf erzählt auch, dass sie für diese Welt nicht mehr tragbar sind und dass das Drachentöten nur für das Überleben von Berk abhängt.
„... Dies ist nun schon mehr als vierundzwanzig Jahre her." Nun fängt Hicks an, sich in seine Geschichte einzumischen.
„Aber Vater, wenn diese Menschen so fürchterliche Feuerwaffen besitzen, wie du erwähnt hast, die mit einen Schlag töten können, dann müssen wir uns wehren. Wir können uns nicht verstecken und warten, bis sie kommen, um uns abzuschlachten! Vielleicht haben sie bereits schon bessere gebaut! Und solange wir hier uns verstecken und warten, bis irgendwann der Feind vor unserer Haustür steht, müssen wir dagegen ankämpfen!", haut Hicks energisch auf den Holztisch, um ihm klar zu machen, dass sie dagegen halten müssen. Fest entschlossen blickt der Junge seinen Vater an.
„Du hast sie nicht gesehen, Hicks! Du hast nicht gesehen, wie sie damals einen nach dem anderen meiner Männer getötet haben, mit diesen... diesen... Feuerwaffen! Du hast auch nicht gesehen, wie grausam und brutal sie vorgingen! Du... du weißt überhaupt gar nichts!", brüllt Haudrauf seinen Sohn wütend entgegen. Hicks meinte damit auch eher die Männer, die Haudrauf gesehen hat und will sich dies nicht grundlos gefallen lassen.
„Du hast Recht, ich weiß nicht, was du gesehen hast! Ich weiß auch nicht, was für Schmerzen und Qualen du erleiden musstest! Ich weiß überhaupt nicht, was du damals alles gefühlt hast! Aber willst du dir dies alles so einfach nehmen lassen? Willst du dir von solchen Menschen vorschreiben lassen, wie du dich ihnen zu fügen hast? Wir sind Wikinger, es ist unsere Berufung, den Frieden zu wahren! Egal, ob es sich um Drachen, Verbannte oder Berserker handelt! Es ist egal, ob es sich um solche Menschen aus fernen Ländern handelt, die meinen, sie müssen sich durch irgendeinen bescheuerten Krieg kämpfen, um ihr Ziel zu erreichen! Ich werde nicht tatenlos zusehen, bis sie irgendwann hier auftauchen und uns alles nehmen, was uns lieb und teuer ist! Ich will Ohnezahn, Astrid und meine Freunde nicht verlieren! Ich will euch nicht verlieren! Ich will einfach meine Heimat nicht verlieren!", brüllt aufgeregt Hicks und schnauft erschöpft, dass seine Aufregung die Kapazitäten der Lungen nicht stand hält. Haudrauf weiß, wie sein Sohn sich fühlt und will ihn beruhigen.
„Hicks beruhige dich! Wir können..." versucht der Häuptling, wo Hicks es gar nicht mehr wahrnimmt. Doch obwohl Hicks immer noch keine Ahnung hat, was alles auf der Welt verkehrt läuft, verlässt der Aufgebrachte ohne Diskussion wütend das Haus. Wut ist kein Ausdruck dafür, was er gegenüber dem fühlt, was man seinen Vater angetan hat. So sauer ist er, dass er sogar an Astrid vorbeigeht und sie nicht beachtet. Selbst die Anderen, die ihn entweder den Weg kreuzen oder nur flüchtig sehen und ihn begrüßen wollen, ignoriert er unbewusst. Seine Gedanken kreisen nur zu diesen Menschen, die so grausam und skrupellos sind. Sogar Ohnezahn, sein Nachtschatten, der freudig zu ihm rennt, ignoriert er. Traurig sieht der der Drache seinen besten Freund hinterher, wie er in Richtungen Strand geht. Er merkt, dass Hicks irgendwas erfahren hat, was ihn kopflos macht, dass er so durch die Wege von Berk geht. Damit läuft Ohnezahn nach Hause und schmollt vor sich hin. So lange bis Astrid nach Hause kommt und sich über Hicks Freund wundert.
"Ohnezahn? Du bist hier? Ich dachte, du wärst bei Hicks?", verwirrt es dem Wikingermädchen, als sie durch die Tür tritt und den schwarzen Drachen sofort bemerkt. Der sieht sie jedoch mit sehr traurigen Blick an und ist den Tränen nahe.
„Ich weiß, wie du dich fühlst, Ohnezahn! Mich hat Hicks auch komplett ignoriert!", tröstet sie den Drachen und setzt sich zu ihm auf den Boden. Der Nachtschatten legt seinen Kopf auf die schwarzen Vorderbeine und gurrt traurig zu Astrid, um zu verdeutlichen, dass es ihm auch schlecht geht.
„Ach Ohnezahn, bestimmt ist Hicks wegen irgendwas aufgebracht und muss einfach mal alleine sein!", spricht sie ihm weiter ruhig zu und legt ihren Arm um seinen Körper. Astrid mag Ohnezahn, dass er sich dadurch aufgemuntert fühlt und ihr Gesicht ableckt.
„Ha, ha, ha! Nicht Ohnezahn! Ist schon gut!", wird die lachende junge Frau von den doppelt so großen Drachen auf den Boden umgeworfen, als er sie abschleckt und sich über ihr stellt. Astrid hält sein Gesicht fest und lächelt ihn freudig an.
„Weißt du was? Wir beide machen uns heute mal alleine einen schönen Tag! Was hältst du davon?", fragt sie zu dem Reptil. Mit einen freudigen Grinsen erwidert es Ohnezahn und schleckt sie komplett über den ganzen Körper ab.

„Ha, ha, ha! Okay! Ich mach dir heute deinen Lieblingsfisch und ein wenig Pastete dazu! Dann fliegen wir eine Runde ums Dorf! Was meinst du, mein Freund?", schlägt sie vor und erntet einen kleinen Drachenbrüller als Ja von ihm. Freudestrahlend hüpft Ohnezahn durch die ganze Wohnung und wartet auf den bereits leckeren Fisch, den Astrid für ihn macht. Der roh zubereitete Lachse ist besonders ein Gedicht. Kein anderer Mensch kann so guten Lachs zubereiten und mit Pastete servieren wie Astrid. Die beiden genießen den Tag für sich allein, bis der Abend über Berk herein kommt. Die Stunden vergehen und das Dorf schläft langsam ein, als die Sonne sich längst ins Meer gestürzt hat und den Himmel in ein tiefes Schwarz einhüllt. Alles ist still. Naja, fast alles. Ab und zu hört man die Grillen zirpen oder ein paar Nutztiere oder Haus-Drachen durch die Tiergeräusche aufwachen. Ansonsten hört man nichts auf der Insel. Doch es scheint nicht jedermann das schlafende Traumland erreicht zu haben. Im Schutze der Dunkelheit schleichen sich drei merkwürdige Gestalten durch das Dorf. Als Ersatz für die Kommunikation geben sie sich Handzeichen und laufen mit leisen Schritten über den staubigen Erdboden. Selbst die Drachen, die durch feines Gehör fast alles mitbekommen, bemerken diese Gestalten nicht und schlafen seelig weiter. Auch der sonst immer klar am Sternenhimmel stehende Mond, versteckt sich heute hinter den dicken Wolken, und lässt noch nicht mal sein helles Licht über die Insel scheinen.
Geduckt laufen die drei Personen weiter und versuchen durch ihr Schuhwerk nicht allzu viele Geräusche zu machen. Sie schleichen bis sie an das zielgerichte Haus ankommen. Unbedingt wollen sie was von dort zurück holen was man vor ihnen versteckt hält.
„Wir sind da! Seid leise, wenn ihr da reingeht!", flüstert die erste Stimme.
„Geht klar!", sichert die zweite männliche Stimme durch ein Daumen-Hoch-Zeichen. Vorsichtig öffnen sie die leicht knarrende Tür und huschen in den Wohnraum. Schleichend sehen sich erst mal um. Die erste Person hält Wache und gibt sofort ein Zeichen, wenn sich was rührt oder bemerkbar macht. Die Personen nummer Zwei und Drei durchsuchen weiterhin das Haus und sehen überall nach. In den Schränken, in den Schubladen, ja sogar unter dem Teppich. Geheime Verstecke in Räumlichkeiten erwarten sie, die man ausbaut um was Wertvolles zu verbergen. Schließlich trennen sie sich in verschiedene Räume und durchsuchen diese ebenfalls sorgsam. Jedes unachtsame Detail nehmen sie genaustens unter die Lupe. In der Speisekammer sucht Person Drei nach Hinweisen, obwohl die Gedanken des Unbekannten gerade was anderes zuflüstert. Hier wird sich bestimmt was Brauchbares finden lassen. Person Zwei hingegen sieht ein Pärchen im Bett des Schlafzimmers liegen. Aufmerksam beobachtet man die Frau, die neben ihren Mann liegt. Obwohl sie Dreiundvierzig ist, strahlt die schöne Schlanke noch immer eine edle Jugend aus. Das lange teak-farbige braune Haar fühlt sich voluminös weich an, wo die Person vorsichtig an sie traut. Von reichen Kurven, der anmutigen Schönheit verführt die Person den sanften Körper und streichelt behutsam sie. Eine duftende Frau die jederman beneidet. Ihr Mann ist genau das Gegenteil. Stämmig und dickbäuchig, mit kräftigen Armen und Beinen. Seine vielen kastanienrote, bis braune Haare liegen, mit einigen geflechten Strähnen auf dem darunter verschwindenen Kissen, zottelig umher. Der Hüne wirkt einfach wie ein zotteliger Bär. Auf Zehenspitzen schleicht besonders vorsichtig Person Zwei, um das Ehepaar ja nicht zu wecken. Wonach die Leute suchen findet man schließlich an Haudraufs Gürtel. Eingeklemmt sieht man das Pergament, was bestimmt was ganz Besonderes abbilden muss was sie vermuten. Langsam schleicht sich auf den riesigen Fünfundvierzig-jährigen Bären die Person zu. Inne hält der Unbekannte als er nach der Pergament-Rolle greifen will und sich Haudrauf nach links dreht. Für den geheimnisvollen Mann ist es noch ein Glück das der Riese sich nicht auf der Rolle legt. Nochmal versucht man vorsichtig die Karte zu greifen. Die Schweißtropfen laufen nervös an dem unbekannten Gesicht entlang, wo die Karte ganz langsam oder aber mit einen anderen Gegenstand schnell ausgetauscht werden muss. Sie zu erhalten entscheidet der Unbekannte für sich die erste Variante.
Bloß nicht aufwecken, denkt der Mann und berührt sacht die Karte, um zu sehen, ob der riesige Hüne nicht doch dadurch aufwacht. Zum Glück nicht. Aufgeregt läuft der Schweiß des Diebes ungehindert weiter, die Anspannung ist zum zerreißen. Person Drei kommt ohne ergebnisreichen Ertrag aus dem Nichts in den Raum und sieht gespannt zu. Nur noch zwei Zentimeter fehlen noch, dann zieht Person Zwei wieder leicht dran. Geschafft! Tatsächlich hat der unbekannte Mann es unbemerkt geschafft Haudrauf die Karte von seinem Körper zu entwenden. Nicht viele schaffen es, diesen schlafenden Muskelberg zu hintergehen. Leise schreiten sie aus dem Haus raus, wo die Person Nummer Eins Wache hält.
Habt ihr Erfolg gehabt?" nuschelt er.
„Wir haben sie!" symbolisieren beide Gestalten mit Daumen. Zufrieden entspannt sich das nervöse Gesicht, als die erbeutete Karte vor seinen Augen die Sicherheit ausdrückt.
„Dann lasst uns hier verschwinden!" Im Schutze der tiefen, dunklen Nacht verschwinden die drei Unbekannten, diesmal aber noch schneller und leiser.

Drachenreiter der ZukunftWo Geschichten leben. Entdecke jetzt