Kapitel 006. Gefahren auf Berk

153 10 1
                                    

*-*-*-*-*-*-*-*-*-*-*-*-*-*-*-*-*-*-*-*-*-*-*-*

DRACHENREITER DER ZUKUNFT

Akt I: Amerika ist wunderbar

Kapitel 006: Gefahren auf Berk

*-*-*-*-*-*-*-*-*-*-*-*-*-*-*-*-*-*-*-*-*-*-*

In Berk's Wäldern

Ohne Ahnung, was sich am entfernten Strand abspielt, streift die fremde Frau durch das dichte Gestrüpp, unterhalb des Blätterdaches.
Äste zerbrechen knickend unter ihren Schuhen und erfordern ihre Entdeckung.
Gelassen selbstbewusst behält die silber-haarige Zoe die innere Ruhe und sucht weiter nach essbaren Früchten. Mit ihrem Wissen findet man immer was in der Natur, was diese einen bietet. Nebenbei macht sich die orange-brünette Dame Gedanken zu Hicks.
Ich glaube, wenn ich ihm die ganze Wahrheit darüber sage wird er ganz schön doof aus der Wäsche gucken. Immerhin habe ich ihm nur meinen persönlichen Namen im Sand hinterlassen. Er wird wohl es entweder glauben müssen oder selbst einfach abstreiten wollen. Bin mal gespannt wie er darauf reagiert, wenn er das alles hört, ändert sich die Entspannung durch einen ernsthaften Blick. Etwas Finsteres legt sich um die große Frau, was zu Unwohlsein führt. In ihre versunkenen Gedanken versucht die smaragdgrüne Abwesende es abzuschütteln.
„Hm, hier muss es doch etwas geben, was man essen kann?", ändert Zoe ihren Gesichtsausdruck und fängt, mit Selbstgesprächen an.
An einen Strauch findet man auch schon den erlesenen Fund. Essbare Beeren lassen sich vom letzten Jahr sofort erkennen, die sie probiert.
„Na also, hier haben wir doch schon mal was! Hm, mjam, das sind Stachelbeeren, die schmecken jedem!", bestätigt sie ihre Vermutung durch eigene Kostung. Die Ernsthaftigkeit ersetzt sich durch Zufriedenheit und lassen die strengen Gedanken verschwinden. Rasch zieht die Erwachsene ihre Kleidungsstücke oberhalb wieder aus und benutzt ihr militär-aussehendes Unterhemd als Beutel. Jetzt nur für den jungen Hicks da sein, konzentriert sich Zoe für ihn. Mit flinken Fingern pflückt die junge Erfahrene ihre Beute vom überbleibenden Busch ab. Auch ein paar Äpfel, Nüsse und sogar versteckte Pilze findet man erstaunlicherweise noch in der Kälte. Gut verstaut und verfrachtet füllt sich der provisorische Unterhemd-Beutel.
„Es gibt auf dieser Insel doch 'ne Menge zu holen" murmelt die reife Frau erfahren. Wachsam suchen ihre hellgrünen Augen alles ab, was man noch alles finden kann. Nach wenigen Minuten hat die Jugendliche bereits schon so viel gesammelt, das fünf Erwachsene satt davon werden können. Mit reicher, auslesender Beute im Unterhemd breitet sich das zufriedene Gesicht vollkommen aus. Ihren mutigen Lebensretter mit so viel Obst und naturreicher Kost zu beglücken zaubert der Silberhaarigen einen Grinsen auf den Lippen.
„Das wär ja gelacht, wenn ich hier in der wilden Natur nix gefunden hätte... . Mal sehen, wenn ich hier noch die Kräuter dazu einsammle,wird das bestimmt einen herrlich würzig-schmeckenden Wildkräuter-Salat geben. Das wird bestimmt meinen Süßen gut tun und schmecken", schreitet zufrieden die Kennerin durch den dichten Wald.
Die überbleibenden und neu blühenden Kräuter sammelt die junge Frau ein, um ja nichts zu vergessen. Das schneebedeckte Laub und die kalten Äste rascheln knacksend im Unterholz. Ohne dabei die gierige Augen zu bemerken, rückt die zufriedene Ahnungslose weiter vor. Vollständig auf ihre Sammelaktion von Kräutern konzentriert, summt die Zufriedene für sich selbst eine kleine Melodie mit. Dieser Unbekannte atmet den weißen Dunst aus seinen triefenden Mund und nähert sich der Ungläubigen. Unter der eigenen Abwesenheit merkt Zoe nicht, das der fremde Beobachter sich weiter gierig heran schleicht. Die fremden Augen werden größer, strahlen hungrig das junge Fräulein an. Die unaufhaltsam Gier steigt zu der Frau empor, womit die geplante Attacke sitzen muss. Jetzt.
Mit Schnelligkeit stürzt sich das Ungeheuer hervor, auf die weibliche attraktive Frau. Die Abwesende dreht sich erschreckt um. Ein kurzer hoher Schrei.
Ein kleiner quiekender Frischling tippelt mit schnellen Schritten auf sie zu und schnüffelt an dem frischen Obst, das sich im eingewickelten Miltär-Unterhemd befindet. Zoe lacht darauf das Jungtier an.
„Na du, hast du Hunger? Hier! Friss aber nicht alles auf einmal auf", lächelt zufrieden Zoe mit einem Grinsen. Ein paar Nüsse, Pilze und Kräuter legt sie dem pelzigen Tier auf dem Boden. Gierig schlingt das winzige Ferkel das gegebene Obst herunter, bis zwei weitere Frischlinge ebenfalls zu der großen Frau rennen und Früchte von ihr erhofft anbetteln.
Mit gleichen Augen quieken und quengeln sie, womit die schlanke Frau sie etwas erstaunt anlächelt.
„Nanu, ihr seid Drillinge? Na gut, ich werd mal nicht so sein und euch auch was abgeben. Ihr seid bestimmt hungrig vom vielen Spielen."
Mit ein paar Schritten zurück beobachtet die orange-häutige Zoe die Kleinen, wie sie sich über das Obst her machen. Kurz bevor das emsig gesammelte Gut aufgefressen wird, stoßen drei weitere winzige Frischlinge aus dem Gebüsch hervor. Hungrig will jeder der kleinen Tiere von der Erwachsenen bedient werden.
„Huh? Jetzt seid ihr zu sechst? Eure Eltern waren aber ganz schön fleißig gewesen!", lacht mit etwas Unwohl die Schlaue. Sie weiß was passiert wenn die ganzen Frischlinge sich bei ihr versammeln.
Wenn die ganzen jungen Frischlinge sich bei mir rumtreiben, wird wohl die Mutter von ihnen auch irgendwo ganz in der Nähe herumtreiben, steigt ein ungutes Gefühl in der etwas Unruhigen auf. Die gebildete und ausgebildete Frau hat keine Angst vor den jungen, süßen Kleinen, aber den Kampf mit den Eltern aufzunehmen ist eine andere Sache. Gerade hier auf einer fremden, abseits gelegenen Insel, ist die unbekannte Flora und Fauna äußerst gefährlich. Es ist einfach das Beste für beide Seiten, wenn man nicht sieht, wie die kleinen Racker von einer Wildfremden betüdelt werden.
Mit einer kurzen Drehung legt die Frau den drei dazu gewonnenen Frischlingen etwas hin und entfernt sich sicherheitshalber langsam von ihnen.
„So, das müsste reichen! Ich geh dann mal, ich will sie ja nicht verschrecken! Hoffentlich sind in der Nähe nicht wirklich die Eltern. Ich habe nämlich keine Lust den wilden Keiler und die eifersüchtige Bache kennen zu lernen!", geht Zoe Schritt für Schritt langsam rückwärts.
Wenn ich daran denke wie groß so ein Vieh werden kann, wird der Kampf unvermeidlich sein, wenn sie auftauchen und mich entdecken. Die Gedanken über die ausgewachsenen Tiere verwechselt die Wissensreiche mit der griechischen Mythologie der krommyonische Sau, die ihre Abkömmlinge in Form des kalydonischen und erymanthischen Eber los hetzt.
Mit einem selbst fallenden Schrei an Zoe's Ohr ertönt auch ein lauter quiekender Ruf. Sie stolpert ausversehen über ein Frischling, der sich hinten ihr aufhält. Bei dem Fall des rückwärts gehen, fliegen im hohen Bogen die Früchte, und das Obst, aus dem Unterhemd. Zermatscht und gedrückt landet das gesammelte Essen auf der Frau.
„Igitt! Bäh! Na toll, jetzt bin ich von oben bis unten vollgesaut mit matschigen Obst und so. Das heißt ich muss mich, so sehr wie ich mich eingeschmiert habe, wohl doch noch einmal ins eiskalte Meer stürzen" ekelt es die Frau. Überall klebt ihre Kleidung, und der Saft läuft ihr über den ganzen Körper. Überall schlüpft und sickert die fruchtige Süße hinein und verströmt den süßen Duft. Den Frischlingen aber stört die Beschaffenheit des Obstes nicht und lecken und essen es von der Frau. Dabei ist es für Zoe eine unangenehmes, prickelndes Kitzeln. Von den Armen und Beinen, bis hin zum Gesicht lecken die vielen kleinen Zungen sie überall.
„Ha ha ha! Aufhören, ihr kitzelt mich! Ha ha ha ha ha! Last mich!" kriegt die Gutgebaute sich nicht mehr ein. Überall belecken sie die vielen umzingelten Zungen, der neuen Freunde, um das zermatschte Obst zu kriegen. Ein folternde Kitzelattacke gegen die Frau. Aber die kleinen Schweine lecken nicht nur, sondern beißen auch dreißt. Unverschämt und keck knabbern sie, samt Obst, an die am Bodenliegende.
„Ahh! Aua, hört sofort auf damit! Ihr tut mir weh, ihr kleinen verdammten Drecksviecher! Uhh! Ah! Ihr habt doch ganz schön feste Beißzähne. Und dann beißt ihr mich auch noch dahin, wo ich am empfindlichsten bin. Ihr perversen Schweine seid ganz schön dreist und aufdringlich." schreit, ruft und stöhnt Zoe beleidigend, als die kleinen Ferkel sich an ihr spielerisch vergehen. Doch ein agressives, genervtes Schnaufen macht sich hinter der Frau, als Problem, laut bemerkbar. Wer sie als uneingeladener Gast empfangen will ahnt Zoe bereits. Zutiefst wütend grunzen der Keiler und die Bache zu der Fremden. Besonders die pelzige Mutter ist sauer, da dieser Mensch auf eins ihrer eigenen Kinder fällt.
Scheiß! So ein Mist! Die Eltern der kleinen Frischlinge haben mich nun doch entdeckt. Das wird kein besonders zufriedenes Vergnügen für uns beide, verunsichert es die Frau nun doch ein wenig. Auch die zwei wilden Tiere zeigen ihren animalischen Ausdruck. Und dabei sind die Eltern noch recht jung. Ein richtig ausgewachsenes Wildschwein kann Ein-Meter-Siebzig groß werden und dadurch vier- bis fünfhundert Kilo auf die Waage bringen. Gerade auf einer ihr unbekannten Insel ist da alles möglich.
Die am Boden liegende junge Frau rappelt sich schnell auf, wird aber durch die anlaufende Bache wieder umgeworfen. Frontal stößt das Tier ihre große Schnauze in die Magenkuhle, der Smaragdgrün-äugigen und trampelt über sie drauf. Dabei klebt der fremden Gluge noch spritzender Saft vom Obst im Auge. Ohne richtig was zu erkennen, sieht Zoe ganz schlecht etwas.
„Aah! Scheiße! Diese Sau ist ganz schön schwer und stark", spürt die Angegriffene das Ergebnis am eigenen Leib. Quiekend verstecken sich die kleinen Babys im Gebüsch und warten das alles vorbei ist. Jetzt stürmt der schwere Keiler auch auf die wehrlose Frau zu.
Fuck! Der Dicke will mich nun auch plätten. Wenn der auf mich drauf hoppst, ist es aus und vorbei mit mir. Ich muss hier schleunigst weg oder mich verteidigen, befehlt die aufstehende Orange-Brünette sich zu. Sofort zieht die Erwachsene aufeinmal ein scharfes Messer aus einer versteckten Halterung hervor. Direkt am braunen Stiefel angebracht zeigt sich die Chromatophoren-beschichtete Waffe, hervor.
Ein Glück das ich mein eigenes spezial-angefertigtes Kampfmesser, bei dem Unglück nicht verloren habe. Somit kann ich das haarige Schwein kalt machen, entflammt hoffnungsvoll der Angeschlagenen neuer Lebensmut. Die einseitige, wellen-geschliffene, schwarze Klinge brennt förmlich schon für den nächsten Kampfeinsatz. Auch wenn dieses moderne Militär-Messer, von zwanzig Zentimeter, im echten Nahkampf schlechte Optionen bietet, reicht es der Wissensreiche gegen den Keiler vollkommen aus. Die Sägezahnung auf dem Rücken der Scheide hat der junge Frau mehrfach geholfen, andere Sachen problemlos zu durchtrennen. Hierfür erhofft sich die Fremde auch eine Sieges-Chance. Und wenn es nichts bringt, kann Zoe am unteren Griffbereich, den Glasbrecher, aufklappen und aus dem hohlen Griff einen ihrer Trümpfe ausspielen. Doch die junge Dame will es so weit nicht kommen lassen. Jedoch schwankt Zoe's Körper leicht, da der Stoß und die Beiß-Attacken der Verwandschaft die Mitleidende ordentlich getroffen hat. Bevor die Braut mit ihrem Kampfmesser auf das Schwein einsticht, ändert sie ihre Meinung.
„Mist! Ich kann den Kleinen nicht ihre Eltern nehmen, dann würden sie ganz alleine in der Natur sterben" wirbelt Zoe die Klinge wieder in die Halterung zurück und flieht. Der angelaufene Keiler schnauft aggressiv und verfolgt sie. Anders als die schwere Bache, die sie mit der Schnauze in den Magen stößt und überläuft, wird der Keiler sie nicht so glimpflich davon kommen lassen. Ihre Knochen wird er wahrlich zertrümmern. Ihr Verfolger holt Zoe ein, der mit seinen beiden mächtigen Hauern sie kräftig ins Fleisch piekst. Mit Schmerzensschrei der Verletzten wirft das Wildschwein sie vor sich in die Luft, um sie anschließend mit den Hufen zu zerbrechen. Zoe kann mit rollender Überschlagung schlecht erkennen wie sie auf den Boden fallend aufkommt, jedoch verteidigt sie sich.
Mir reicht's! Wenigstens verteidigen kann ich mich.
Die Furchtlose landet mit einem dumpfen Aufprall, wirbelt ihre gestreckten Beine aus und bringt das Schwein zum Fallen. Doch der rollende Kolloss hält auf die schlanke Frau dennoch zu und überrollt Zoe mit der massigen Schwere. Mit einen lauten Schrei von Schmerzen, das Zoe wie eine Zahnpastatube von einen quasi beladenen LKW überfahren wird, quetscht das fette Vieh ihr die Luft aus der Lunge. Knochen knirschen, und brechende Laute ihres Körper signalisieren dem Gehirn noch mehr Schmerzen. Eine unglaubliche Schwere rollt von ihren Füßen hinauf, bis hin zu dem Bauch und Armen, hinweg über ihren Kopf. Aus ihrer vollen Kehle schreit Zoe all die Schmerzen samt Körper raus. Chaotische Gedanken wirbeln wie ein Taifun hinzu.
Es tut so weh! Es tut so verdammt nochmal weh. Wo ist meine Luft? Warum brechen meine Knochen? Ich spüre fast gar nix mehr. Wieso ist es kalt? Mit einen langen Zeitgefühl liegt die Silberhaarige auf den langsam dahin schmelzenden Schnee. Schwindelerregend rasen benommen ihre Gedanken, und ihre Augen richten sich von einem Punkt zum anderen. Zoe richtet sich übel zittrig auf, womit der Keiler sofort auch die Frau fokussiert. Ihre Kraft für die Flucht ist noch nicht verbraucht und läuft sofort los.

Drachenreiter der ZukunftWo Geschichten leben. Entdecke jetzt