Kapitel 012. Zoe's Blick in der Vergangenheit - Teil II: Du musst kämpfen lernen

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DRACHENREITER DER ZUKUNFT

Akt I: Amerika ist wunderbar

Kapitel 012. Zoe's Blick in der Vergangenheit - Teil II: Du musst kämpfen lernen!

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In Miami, Florida; 6 Jahre später (1993)

„Lass mich los! Es ist doch bloß ein Buch! Hier gibt's doch noch tausend andere!“ dokumentiert die kleine diebische Elster zu dem Fänger. Der alte Polizist kann nicht fassen was aus seinen kleinen Mädchen geworden ist. Wütend hält er das freche Gör mit einem Arm hoch und verschärft seinen bösen Blick. Versucht grimmig sie zur Vernunft zu bringen, oder zur Einsicht.
„Dummkopf! Natürlich hat ein Buchladen tausende von Bücher. Trotzdem darfst du keins klauen. Wann kapierst du das endlich, Zoe?“ mahnt der leicht Grauhaarige seine Tochter mit der Standpauke, die sich gewaschen hat. Die schwarze Haarpracht des Einundvierzig-Jährigen verblasst ganz langsam, allmählich und wird durch den alltäglichen Stress sogar dünner und weniger. Seine Dienstkleidung ist noch immer die selbe von damals. Er fühlt sich in seiner alten Uniform einfach wohler, als die neumodischen Fummel anzuziehen, die kratzig an seinen Körper scheuern. Das will der Alteingesessene auch bis zum bitteren Schluss beibehalten. In und Out kennt er nicht, und zieht einfach das an was ihm gefällt. Sein stylischer Geschmack ist für seine neuen Kollegen eher merkwürdig und fragwürdig.
Jetzt beschimpft die kleine Sechsjährige ihren Vater.
„Ich hab aber kein Geld! Alter Geizkragen!“ streckt Zoe ihrem Ziehvater die Zunge raus. Wie sie, hängt ihr schulterlanges Silberhaar locker herunter. Es ist merkwürdig anzusehen das ein Mensch natürliches Silber als Haarfarbe hat. Bei getönten Weis kann man es teilweise verstehen, aber nicht bei einen kleinen Mädchen, das auch noch nicht nur mit ihren Haaren auffällig anzusehen ist. Extreme Haut, die einen intensiv-kräftigen orangen Touch abgibt. Und so kräftig strahlend grüne Augen, das man denkt es wurden ihr Edelsteine implantiert. Anstatt die kleine Zoe alleine nach Hause gehen zu lassen, trägt der Cop seinen kleinen Langfinger persönlich dorthin. Abgeben bei der Mutter und dann wieder zurück auf Patrouille, so ist sein Plan.
„Ich bring dich jetzt nach Hause. Und denk ja nicht, das ich dich allein gehen lassen werde. Sonst klaust du noch wieder Bücher.“ schimpft er mit ihr.
„Ja ja, du musst mich ja immer bei Zandra verpetzen“ nörgelt die kleine Zoe ungehalten. Es dauert nicht wenige Minuten und beide stehen vor der Haustür. Na Zoe wohl eher im Griff. Mit energischer Faust hämmert Flakes dagegen.
„Zandra! Zandra! Komm raus! Zoe, das freche Gör, hat mal wieder geklaut“ schreit der Beamte durch die Tür hindurch. Die energisch, geballte Faust des Mannes lässt die schwache Tür zittern. Langsam öffnet sich die quietschende Holztür und eine sechs Jahre jüngere Frau tritt hervor. Herausstechend zeigt sich zuerst die flippige, ausgefallene Haarpracht. Wie bei rebellischen Punks legt sich ein roter Irokese, womit hinten am Ende ein Pferdeschwanz hängt. Vorne an ihrer Stirn wippen zwei auseinanderragende Strähnen mit. An der Seite ihrer Ohren sind sie sehr kurz gehalten. Allgemein nennt man ihre Frisur selbst Tank Girl. Sie fand den Look einfach cool. Und mit einer qualmenden Zigarette im linken Mundwinkel begrüßt die Fünfunddreißig-jährige Mutter glücklich ihre kleine Tochter.
„Hallo Zoe, meine Süße. Hast du dir einen schönen Tag gemacht“ lächelt zufrieden die Erwachsene. Das breite Grinsen der kleinen Diebin zeigt freudestrahlend ihr geklautes Buch in den Händen.
„Hallo Zandra. Ja, ich habe mir ein neues Buch besorgt“ lächelt die junge Zoe zurück.
Noch immer in der Hand, hält Kevin den kleinen Langfinger, damit sie sich nicht hinter ihrer Mutter verstecken kann. Ihr Ehemann findet es von seiner Ehefrau unvernünftige, das sie diese Unverschämtheit so gelassen und locker durchgehen lässt.
„Schäm dich gefälligst!“
Der Blick verschärft sich zu der Ziehtochter, dann zu ihr.
„Das musst du ihr abgewöhnen Zandra. So geht das langsam nicht mehr weiter. Durch Zoe lachen meine Kollegen schon über mich, das ich so eine diebische Elster als Cop aufgezogen habe“, murrt der Schnauzbärtige unzufrieden. Seinen schwarzen Schnauzer ziert sich bis zum Kinn runter. Er ist alles andere als darüber erfreut das Zoe sich sowas leistet. Durch seine Karriere und Ehre als Polizist, kann er es unmöglich zulassen das sein Ruf sich verschlechtert.
„Sie ist doch bloß ein Kind, Kevin. Hast du in deiner Kindheit noch nie etwas geklaut?“ tätschelt Zandra lächelnd seine Wange. Er kann darüber nicht so locker wegsehen und lachen wie sie.
„Du siehst das alles viel zu locker...“, wird jedoch, als Zandra sein schimpfende Predig unterbricht, aufgehalten.
„Ja ja, ist ja gut. Mach mal halblang. Hast du denn das Buch wenigsten bezahlt?“ fragt sie.
„Natürlich. Was denkst du von mir?“
„Ich geb's dir später, mit einen Kuss und den dazugehörigen Zinsen, wieder“ hauchen ihre betörenden Lippen verführerisch an sein Gesicht. Nervös schwitzt Kevin errötet, worauf Zandra hin seine Gedanken durchschaut hat.
„Ups, du bist ja aufeinmal so rot“ und lacht ihren Mann herzhaft an. Auch Zoe kichert dazu.
„So leicht geht das.“
„Zoe Spatz, geh ins Wohnzimmer. Ich komm gleich zu dir“ und gibt Kevin den versprochenen Kuss.
„Zandra, trotzdem. Rede mit ihr wenigstens“ bittet der wieder gefasste Ordnungshüter.
„Mal sehen“ spielt sie das Thema einfach runter.
„Wir sprechen uns noch. Ich muss meine Spät-Runde jetzt patrouillieren“ gibt Kevin ihr auf die Wange zum Abschied einen Kuss und geht. Bis zu seiner Stelle braucht er nur fünfzehn Minuten. Währenddessen, als Kevin Flakes sie mit ihren Kindern alleine lässt, wechselt sich Zandra´s Blick sich in Enttäuschung. In der Wohnung fokussiert sie die Kleine auf ihren Platz.
„Entschuldige Zandra! Aber ich wollte das Buch so unbedingt gerne haben!" lächelt sie dennoch liebevoll. Das versteht Zandra, wie gerne Zoe ließt, aber ihre Enttäuschung bleibt.
„Du hättest mich doch ruhig darum bitten können!" klingt die Stimme der Niedergeschlagenen traurig .
Bevor ihr die kleine Zoe antwortet, meldet sich eine andere Mädchen-Stimme dazu.
„Zoe ist'n Trottel! Sich so einfach schnappen zu lassen. Mich hätten sie garantiert nicht erwischt“ meint die zwei Jahre Ältere selbstlobend. Die große Achtjährige überragt ihre kleine Schwester um einen Kopf. Mit vorlauten Mund grinst sie frech und legt ihre lockige Strähne zurück. Das hellblaue Haar hat sie, mit Zandra's Einwilligung, tönen lassen. Auch durch die Schwesterliebe zu Zoe, hat die Ältere sich hell-brünette Haut bräunen lassen. Die freche Aussage findet jedoch ihre Mutter unmöglich.
„Ihr sollt gefälligst nicht klauen!“ verpasst sie Zoe und ihrer zweiten Tochter Cloe eine saftig dicke Beule.
„Verdammt, ihr benehmt euch wie Babys“ schimpft diesmal die Hart-Durchgreifende ernst. Beide Mädchen halten schützend ihre Hände über dem Kopf.
„Aua! Das war doch nur Spaß“ schmerzen synchron beide zu ihrer unfairen Mutter, die sie ernst bestraft. Die schmerzliche Beule zeugt vom harten Durchsetzungsvermögen.
Aber genau wie Cloe, weiß Zoe in ihrem zarten Alter bereits Bescheid, wie es um die Familie wirklich steht.
Contra gibt Zoe trotzdem.
„Du hättest mir aber niemals das Buch gekauft“, patzt enttäuschend das kleine Kind es heraus. Die junge Mutter sitzt neben ihnen am Tisch und gibt sich ihrer Näharbeit hin. Ungeniert antwortet sie kontrovers zurück.
„Stimmt nicht. Ich hätte es dir sehr wohl gekauft. Ein paar Kröten hab ich zusammengekratzt. In letzter Zeit gibt's halt einfach zu viele immigrierte Arbeitskräfte, die eben jeden Job annehmen. Ich als zweifache Mutter bekomme da nur das niedrigste vom niedrigen. Vesteht ihr das...? Ich werde versuchen euch alles zu ermöglichen“ vermittelt sie, mit Erklärung, das sie als Aushilfe sehr schlechte Karte hat, finanziell Geld aufzutreiben. Verständnisvoll nickt Zoe und fängt still an das Buch durch zu wälzen. Cloe antwort ihr darauf zuvorkommend.
„Natürlich. Kann ich dir bei etwas denn helfen?“ strahlt sie mit ihren hellblauen Augen hilfsbereit.
„Wir beiden können heute Nachmittag Mittag kochen, wenn Papa von der Arbeit kommt“ freut sich Zandra über Cloe's Worte.

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