Kapitel 011. Zoe's Blick in der Vergangenheit - Teil I: Die Geburt

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DRACHENREITER DER ZUKUNFT

Akt I: Amerika ist wunderbar

Kapitel 011. Zoe's Blick in der Vergangenheit - Teil I: Die Geburt

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Miami - Florida (1987)

Das stürmische Gewitter zieht um das Hialeah-Hospital und bedroht es mit eigener starker Macht es samt Menschen niederzureißen. Wie der allmächtige Tod, zerrt es die schwachen Opfer allgegenwärtig in das finstere Totenreich. Die Fensterscheiben erzittern unter der brachialen Gewalt, das sie selbst vor den Böen kurz vor dem zerbrechen stehen. Mit ganzer Kraft rüttelt der Wind an das Glas.
In ganz schlechter Verfassung des Gebäudes ist dort die ausgebrochene Lage kaum noch unter Kontrolle zu bekommen. Die labilen Neonröhren des brüchigen Hauses schwanken leicht hin und her, womit der unterbrochene Stromzufluss immer wieder flackert. Dieser entstehende Notstand ist das ergebnisreiche Chaos von zwei rivalisierenden Straßen-Banden, die in ihren territorialen Bezirken einen kriegerischen Kampf angefangen haben. Erbitterte hat die Straßenschlacht der Falcons und BloodCuter unbeteiligte Zivilisten eingefordert, die als Opfer zu beklagen sind. Hoffnungslos sind sie den Gangs ausgeliefert worden. Menschenleben die in diesen schrecklichen Katastrophen ihr wertvolles Leben lassen mussten. Schwer verletzt, bis hin zu tödlichen Wunden, die hier behandelt werden müssen. Doch mit diesen außergewöhnlich starken Sturm, der in der Stadt sich plötzlich niedergelegt hat, hat niemand gerechnet. Schlagartig hat das Unwetter über deren Köpfe getobt. Und nun scheint das gesamte Krankenhaus im würgenen Griff des todbringenden Sturms zu sein. Als ob ein schrecklicher Fluch oder böses Omen die Verletzten mit Angst infiziert und eine negative Aura ausstrahlt. Die Ärzte und Schwestern scheuchen sich alle mit chaotischen, befehlerischen Rufen über die Flure.
„Schwester! Ich brauche hier dringend zwanzig Milligramm Tirentinol!" ruft der Arzt zu seiner Zugeordneten.
„Dr. Homuis! Schnell, der Patient Brauch eine Bluttransfusion!" bittet auffordernd eine Krankenschwester zu ihrem Arzt.
„Dr. Webber! Herzstillstand! Wir müssen ihn schleunigst reanimieren!"
ruft eine weitere Schwester zu ihrem Arzt.
„Wo ist Dr. Gluma?"
„Er ist gerade in einer OP!"
Direkt auf den vollen breiten Gängen müssen sie die neu-hinzukommenden Patienten versorgen, die schwere Verletzung mit sich tragen. Denn die Räume und Betten sind alle belegt. Von oben bis unten ist das unterbesetzte Krankenhaus mit kranken Menschen überflutet, die dringend Hilfe benötigen. Selbst die einfache Pflege- und Hilfskräfte tun alles Menschenmögliche, um die überfüllte Menge zu retten.
„Kommen sie Miss Godthi! Helfen sie beim Verband!" ruft der Arzt zu der Putzkraft.
„Jawohl" beendet sie die Näharbeit am Bein des Opfers. Jeder versucht hektisch zu helfen, wo jedoch weitere Arme und Equipment fehlen.
In einem anderen Zimmer herrscht jedoch anderes aufregendes Treiben. Ein neues Leben wird geboren.
„Pressen. Noch einmal pressen" bittet zu der Schmerz-schreienden Frau der müde, überarbeitete Arzt. Sie schreit mit höllischen Schmerzen qualvoll. Mit aufgeregten Schnaufen und Keuchen zerren die Wehen an ihr. Diese Qualen lasten unerträglich an ihren Körper.
„Ich versuch's."
Die junge Siebenundzwanzig-Jährige sammelt ihre letzten Kräfte und presst angestrengt. Völlig erschöpfte fällt die Entkräftet in's Bett zurück. Die Geburt verlangt zu viel von der langen Silberhaarigen.
„Ich kann nicht mehr. Es geht einfach nicht. Ich hab dazu keine Kraft mehr" gesteht sie vergebens mühevoll. Der jungen Dame laufen im Gesicht die verschwitzten Schweißperlen entlang. Sie ist am Ende. Durchnässt vom eigenen Schweiß klebt ihr angespannter Körper förmlich im Bett. Mit größter Anstrengung versucht sie ihr kommendes Baby auf die neue Welt zu bringen. Das schwindene Glück scheint jedoch die Familie vollkommen verlassen zu haben. Immer wieder schreit und stöhnt die Ausgelaugte entsetzlich.
„Es tut so weh, so schrecklich weh!" klagt die schöne Frau mit Schmerzen. Ihre Temperatur sinkt weiter, womit sich auch der Gesundheitszustand verschlimmert. Immer schlechter geht es ihr. Deswegen versucht der beauftragte Arzt sie zu motivieren.
„Komm sie Miss Doublefinger, versuchen sie's weiter. Sie schaffen das schon. Nur noch einmal" bittet er die Flehende. Die Gedanken der schlanken Dame kreisen jedoch beim aufgeben.
Ich schaff es einfach nicht. Ich will's ja, aber es kommt einfach nicht. Es will nicht raus. Das ist so schrecklich, das ich weinen könnte. Ich muss mich geschlagen geben.
Auf der linken Seite hält ihr die besorgte Krankenschwester die Hand und auf der anderen Seite ihr nervöser Ehemann. Beide haben sie Angst, doch der Erwachsene bangt sorgenvoll mehr um sie. Den Verlust sie und das gebärene Kind zu verlieren überdeckt er mit falscher Hoffnung.
Ich muss sie unterstützen. Ich muss mein Schatz irgendwie dazu bewegen das sie weiter macht. Ich darf sie beide nicht verlieren, egal was es kostet. Aber sie darf auf keinen Fall aufgeben.
Der Fünfunddreißig-Jährige versucht seine Gemahlin mit Mut aufzubauen.
„Gib bitte nicht auf Schatz. Du hast bisher jede deiner Geburten geschafft. Also meisterst du auch diese. Denk an uns und das Kind, dann schaffst du es auch."
Der zugesprochene Mut gibt der Angestrengten Hoffnung, die mit letzten Auftakt die letzten Reserven sammelt und kraftvoll presst.
Die junge Frau schreit so schmerzvoll laut, presst aber so stark weiter das sie kurz vor einem Ohnmachtsanfall steht. Ihr Hände krallen sich beißend in deren Unterstützer das man ihr Leid mitfühlt. Wie eine Kämpferin stöhnt sie schmerzverzerrt, das ihr pressen nicht hilft.
„Es tut mir so unendlich Leid."
Die Siebenundzwanzig-Jährige gibt auf. Sie kann nicht mehr und sackt mit Schmerzen zusammen. Ihre bemühenswerten Leistungen sind längst ausgeschöpft, die sie ihrem Körper abverlangt. Stille. Ganz in sich eingekehrt, fühlt merkwürdigerweise die Orange-Brünette Frau jedoch Erleichterung. Liegt es daran das sie sich mit dem Schicksal abgefunden hat? Nein, mit einen weiteren lauten Schrei erkennt sie das für sie längst nicht Schluss ist. Die Frau schreit so lautstark das fast jeder sie im Krankenhaus gehört hat.
Mit einem Schlag löst sich die Qual. Es ist geschafft. Das neue erschaffene Leben erblickt das Licht dieser Welt. Das kleine, junge Quengeln des Säuglings schreit verdeutlicht: Hallo hier bin ich und mir ist kalt. Schnell hechelt mit Keuchen die Erwachsene, womit sich ihre trüben Augen langsam wieder mit Klarheit sammelt.
„I-ich hab's geschafft?"
Erleichtert atmet der fünfunddreißigjährige Ehemann als er das Baby sieht.
„Ja. Ja, du hast es hinter dir."
Völlig fertig fällt die Erschöpfte schnaufend in das Bett zurück.
„Ein Glück. Ich dachte es ist mit mir aus und vorbei", pulsiert das aufgeregte Blut ihr bis zur Brust. Trotz unregelmäßiger Atmung ächzt sie verschnauft. Nun kann sich die Angestrengte endlich erholen.
„Sie haben sich hervorragend geschlagen Miss Doublefinger. Sie haben ein gesundes Mädchen zur Welt gebracht" und überreicht das von der Nabelschnurr-abgetrennte Kind seiner freundlichen Kollegin. Die Schwester bringt es kurz zum säubern in den Nebenraum.
Der erneute frisch gewordene Vater wiederholt leise die Neuigkeit mit Flüsterstimme.
„Hast du gehört? Es ist ein weiteres hübsches Mädchen geworden. Das hast du sehr gut gemacht, meine Süße. Ich bin so stolz auf dich, du bist so eine starke Kämpferin", schenkt er lächelnd seiner Gemahlin einen Kuss auf die verschwitzte Stirn.
Keuchend erwidert sie mit schmalen Finger das Lob durch das Streicheln seiner drei-tage-bärtigen Wange.
„Du warst aber auch klasse. Wie du die ganze Zeit über, tapfer meine Hand gehalten hast. So einen tollen Mann verdien ich einfach nicht" küsst die Silberhaarige sein schmales, kantiges Gesicht.
„Ach was. Hauptsache ihr beide seid gesund und munter" küsst er zurück.
„Ich will sie sehen. Ich will mein neues kleines Mädchen sehen" strecken sich sehnlichst ihre Hände danach. Jetzt will sie es unbedingt in den Armen halten.
„Keine Sorge Miss Doublefinger sie bekommen ihr Baby gleich, aber jetzt muss sie erstmal sauber gemacht werden." spricht der Arzt unbesorgt leise zu der Mutter. Für das Wohlbefinden des Säuglings muss die Angestelltin die Erschöpfte ignorieren, kommt aber nach wenigen Minuten, mit dem eingewickelten Kind, zurück und überreicht es in ihre Arme.
„Vielen Dank" flüstert beruhigt die Siebenundzwanzig-Jährige. Mit freundlichen Lächeln eilt sie mit dem Doctor zur Tür, womit sie bereits den nächsten Patienten zugewiesen sind.
„Wenn sie etwas benötigen oder brauchen, betätigen sie neben dem Bett ruhig den Knopf" erklärt sie kurz ihr. Eifrige verlässt die Belegschaft hastig den Raum, um die nächsten behandelbaren Patienten zu versorgen. Ruhe kehrt ein. Das eingewickelte Baby gluckst zufrieden und gibt glückliche Laute von sich.
„Sieh nur wie glücklich sie ist" freut sich die Mutter.
„Ja. Sie scheint Spaß daran zu haben uns mit ihren gegluckse anzustrahlen" grinst freudig der schwarzhaarige Mann zu dem Kind zurück. Gemeinsam glücklich fokussieren beiden Eltern ihr kleines Wunder. Ihre Freude ist groß das fast alles reibungslos funktioniert hat. Leise öffnet sich die weiße Holztür und ein kleiner sechsjähriger Junge tappst zu den Erwachsenen.
„Lex, komm ruhig näher. Sieh nur, du hast wieder eine neue Schwester. Bald kannst du wieder zusammen mit jemanden spielen" winkt der kräftige Mann seinen jungen Spross zu ihnen.
Vorsichtig leise huscht er zwischen seiner Mutter und Vater und betrachtet seine kleine Schwester. Mit den gleichen hellen saphir-grünen Augen strahlt der Kleine das eingewickelte Würmchen an.
Die ganze Familie ist glücklich und zufrieden mit den neuen Zuwachs. Aber am glücklichsten ist die Mutter, die sie neun Monaten in ihren Bauch getragen hat. Ein Mädchen das sie sich so lange sehnlichst gewünscht hat. Und nun ist es da. Das daddelnde Glucksen des Neugeborenen wandelt sich zum schläfrigen Gähnen, womit es langsam einschläft. Miss Doublefinger fühlt das ihr Kind sich geborgen sicher und wohlbehütet an ihrer Seite klammert. Noch etwas außer Puste atmet die junge Mutter ruhig und erholt sich. Lex streicht behutsam dem Säugling über den Kopf.
„Mami, und das ist jetzt meine richtige kleine Schwester?" fragte der Kleine leise.
„Ja, mein Liebling. Das ist jetzt deine neue kleine Schwester!" flüsterte sie ebenso leise. Erst lächelt sie ihn und dann das Neugeborene vor sich an. Ganz leicht streicht sein kleiner Finger über die Wange des Babys. Es bringt Lex Freude, das er nicht mehr so alleine ist. Leicht geneigt legt sein Vater seinen Kopf auf den seiner Mutter.
„Und weißt du schon wie du unseren Kleines nennen willst Liebling?" fragt er. Das beide Eltern sich noch keinen Namen für sie überlegt haben, wollen sie ihrem kleinen Sohn überlassen. Der kurz-schwarzhaarige Lex, mit einer großen Silbersträne auf der rechten Seite, hat sich schon seit langem eine kleine Schwester wieder gewünscht; also darf er sie auch benennen.
„Was wünschst du ihr denn für einen Namen Lex? Dieser Name ist ja schließlich ein besonderes Geschenk für sie, von uns allen. Und du hast dir so lange eine süße Schwester erträumt, das ich dir die Ehre zu Teil erweise sie mit deinem Wunsch-Namen zu benennen."
Immer noch ganz sanft streicht der große Bruder über die kleinen Bäckchen des Mädchen.
„Zoe. Ich finde Zoe ist ein schöner Name für meine kleine Schwester" meint der kleine außergewöhnliche Junge. Wie die ganze Familie fällt Lex auch mit seiner orang-bräunliche Haut auf, genauso mit seiner schwarz-silbernen Haarpracht.
„Also Zoe, hm? Das ist wirklich ein sehr schöner Name für die Kleine" grinst zufrieden der erwachsene Mann und streichelt Zoe's kleinen Kopf. Das Baby schläft beruhigt weiter.
„Ja, mit diesen hübschen Namen wird sie später auch eine bildhübsche junge Frau werden" spielt ein Lächeln ins Gesicht der siebenundzwanzig-jährigen Mutter.
„Mit Sicherheit. Sie bekommt ja schließlich auch die guten Gene von ihrer Mutter" lächelt schelmisch der gutherzige Gatte zu ihr.
„Übertreib doch nicht so. Die Kraft und Mut bekommt sie dann von dir" neckt großzügig die Dame. Mit ihren großen hellblauen Augen strahlt sie ihr kleines schlafendes Kind an ihrer Brust an.
Mit plötzlichen laut fallenden Schüssen wird ihre Harmonie gestört. Im Gang fallen mehrere Schüsse hintereinander. Zusammengezuckt kreischen erschreckt Lex und seine Mutter. Ihr Mann fragt sich was aufeinmal hier los ist.
„Was war das? Wieso sind eben Schüsse gefallen? Wir sind doch in einem Krankenhaus."
Die Antwort bekommt er durch die panische Angst seiner zitternden Familie und anderen Patienten, die man hinter der Tür kreischen hört.
Obwohl dem Mann seiner Familie das Wohlbefinden mehr am Herzen liegt treibt die Neugier ihn richtig Tür.
„Lex, bleib bei deiner Mutter! Ich muss nachsehen was hier los ist!"
„Du willst was?! Bleib hier, ich will nicht das du gehst! Es ist viel zu gefährlich. Wenn du da jetzt raus gehst, wirst du sicherlich auch getroffen" zuckt Miss Doublefinger bei jeden erneuten Schuss zusammen. Die Schießerei verstummt langsam, als ihr Mann die Tür erreicht. Er ist zwar vorsichtig und geduckt gegangen, jedoch hält diese dünne Holztür niemals eine querschlagende Pistolenkugel aus.
„Komm bitte zurück Rain. Es ist vorbei, man hört nicht mehr" fleht sie.
Es tönt erneut ein Schuss. Ein Zweiter und Dritter folgt hintereinander. Lex weint und hat die ganze Zeit Angst um seinen Vater.
„Papa komm wieder zurück. Ich hab Angst."
Immer mehr zittert verängstigt die Frau und drückt Lex und Zoe fester an sich. Mit Tränen im Gesicht macht sie die erschreckte Mutter Sorgen.
Sind diese verrückten Gangmitglieder etwas in das Krankenhaus gestürmt? Wieso führen diese Wahnsinnigen hier ihren Krieg weiter? Wieso tut niemand dagegen was? Hoffentlich kommen sie hier nicht rein.
Doch ihre Angst steigt, als die lauten Schüsse näher kommen. Das Knallen schreckt sie immer wieder ruckartig auf. Dann Stille.
„Schatz komm endlich von der Tür da weg" versucht sie ihn vernünftig ins Gewissen zu reden.
„Gleich Amber. Ich hab das Gefühl das die Schüsse näher kommen. Ich muss euch um jeden Fall beschützen" meint der Entschlossene ernst.
Amber Doublefinger hat jedoch heiden Angst das ihm und ihren beiden Kinder was passiert, wenn er diese Tür jetzt öffnet.
„Rain du kommst jetzt sofort zurück! Uns wird nichts passieren wenn du diese Tür geschlossen hälst" mahnt sie wütend. Ihr Mann hört jedoch nicht darauf und öffnet die Tür einen minimalen Spalt.
„Psst! Sei mal bitte ruhig Schatz! Sie haben wohl anscheinend aufgehört. Die Wachleute haben sie sicherlich geschnappt." Die Ruhe kehrt zurück, womit die Gefahr gebannt ist. Normal lässt der Eins-Meter-Fünfundsiebzig große Mann die Tür vorsichtig zufallen.
„Es scheint als seien wir wieder sicher" seufzt Rain beruhigt. Auch die silberhaarige Dame atmet erleichtert auf.
„Zum Glück. Ich hatte richtig große Angst das wir in deren Schussbahn geraten", fantasiert die Bettliegerin schreckliche Bilder in ihren Gedanken.
„Jetzt ist ja alles wieder gut. Es wundert mich jedoch wie sie ihre Waffen am Eingang reingeschmuggelt haben. Die bewachen nämlich fünf starken Wachmänner. Und ich kann mir schwer vorstellen das sie sie umgebracht haben" überlegt der Nachdenkliche konzentriert.
„Hauptsache Lex und Zoe ist nichts passiert. Du brauchst also nicht mehr weinen mein Engelchen. Ich würde es nie zulassen das jemand euch was grausames antut" beruhigt mit sanfter Stimme Amber ihren aufgeregten Sohn. Zoe ist auch durch den lauten Lärm aufgeschreckt und weint schreiend.
„Pst... ist ja gut, ist ja gut Zoe. Ich bin ja bei dir. Niemand will dir was schlechtes. Du brauchst nicht mehr zu weinen. Mama ist ja bei dir. Du bist in Sicherheit. Ich werde, wie dein Papa, dich, um alles auf der Welt beschützen", beruhigt sie das schreiende Säugling, auch mit ihrer ruhiger Stimme. Zoe wird ruhiger, albert kurz herum schläft aber wieder schnell ein. Für ein geborenen Säugling ist sie geradezu vorteilhaft ruhig und schläfrig. Als ob das Baby genau weiß, das alles wieder in Ordnung ist. Der Schrecken ist überstanden.
Mit einen plötzlich lauten Aufknallen der Tür stürzt stürmisch ein aufgedrehter Jugendlicher in das belegte Zimmer. Die kleine Familie zuckt erschreckt zurück. Flippig bunt angezogen schließt der gerade mal Siebzehnjährige Blonde die Tür hinter sich und meckert mit Schimpfwörtern seines Selbstgespräch los.
„Dieser verfickte Hurensohn! Wenn dieser wahnsinnige Analwichser nicht eine Maschinenpistole hätte, würde ich seinen Arsch aufreißen und mit ihm den Boden aufpolieren. So eine Scheiße, und ich hab nur noch ein Magazin übrig. Jetzt muss ich mich auch noch vor dieser wahnsinnigen Weichflöte verstecken. Verdammte BloodCuter. Hätte Malle den Anführer der Schwachmaten Leno genau getroffen, säße ich bestimmt nicht in dieser Scheiße" schnauft der Jugendliche.
Sein Gegenspiel sucht bereits fieberhaft nach ihm.
„Wo zu Teufel ist dieses verfluchte Würstchen? Wenn ich den in die Finger bekommen, dann ist er Schweizer Käse. Wie kann man auch nur so dämlich sein und einer Kampf anfangen, den man verliert?"
Erst als der Junge verschnauft seine erschöpften Augen öffnet bemerkt er die aufgeschreckte Familie vor sich. Mit dem Zeigefinger vor dem Mund flüstert er beruhigt auf sie ein. Denn wenn auch seine durchtriebene Bande von Hinterlistigen keine Gnade kennt, will er sie mit beruhigten Ton nicht in Panik versetzen. Er ist schließlich der letzte verbliebene Überlebene seiner Gang und ist nun der Gejagte der rivalisierenden Bande.
„Pst! Seid bitte ganz leise. Hier treibt sich noch ein Wahnsinniger der BloodCuter herum. Wenn der mich hier findet bin ich erledigt. Wenn ich mich versteckt halte und er mich nicht findet haue ich auch sofort wieder ab." Doch die zum Boden gerichte Waffe spricht verdächtig für Mister Doublefinger eine andere Sprache.
Das glaub ich ja wohl jetzt nicht. Wie kommt so ein Knilch an eine Waffe? Der wird bestimmt meine Frau, oder meinen Sohn als Geisel nehmen. Ich muss ihn sofort los werden.
Lex fängt sofort laut an zu weinen.
„Mama, Papa ich hab Angst! Der böse Mann soll weg!" heult er.
„Halt die Klappe! Bringt euer beschissenes Balg zum schweigen!" droht panisch der schwarze Möchtegern-Rapper.
„Du hast es gehört: Raus hier! Meine Frau brauch Ruhe, um sich von ihrer Geburt zu erholen. Wenn man dich hier bei uns findet, kommt es zur Schießerei. Und ich setze meiner Familie bestimmt nicht solcher Gefahr aus, wo ihr Wahnsinnige randaliert. Deine Garantie, dich hier zu verstecken ist fehl am Platz, also verschwinde" kommt Rain dichter.
„Hey Alter, hast du mir eben nicht zugehört? Hier treibt sich ein wahnsinniger Verrückter der BloodCuter rum. Wenn ich mich nur ein paar Minuten versteckt halte, bis er weg ist verschwinde ich auch" fuchtelt der Klein-Ganove mit seiner Waffe herum. Das veranlasst für Rain nur noch mehr ihn sofort rauszuschmeißen.
„Das glaub ich kaum. Du wirst jetzt verschwinden, und zwar SOFORT!" schimpft kräftemäßig der Stärke von beiden laut. Das bringt den Falcon-Mitglied zur Weißglut, womit er selbst unbewusst lauter wird.
„Fuck! Schrei hier doch nicht so rum Alter!" beugt sich der Wiederständler nicht. Die Waffe zieht zu Rain hoch das sich die gefährliche Lage weiter zuspitzt. Mister Doublefinger packt den Jungen an die Schulter und zerrt ihn zur Tür. Der kleinere Mann schüttelt sie sich ab und fängt an mit ihm zu rangeln.
„Du scheinst es wohl nicht zu kapieren Opa. Ich bin der hier mit der Waffe in der Hand!"
Das interessiert den Schwarzhaarigen im Moment nicht und wehrt sich genauso mit vollem Körpereinsatz. Es ist schon gefährlich einen Kriminellen mit Waffe um sich zu haben.
„Und ich habe gesagt raus!"
„Wenn du dich nicht langsam beruhigst, jag ich dir eine Kugel durch deine bescheuerte Birne" droht nun der Schwarze zurück. Seine Mündung zielt zu dem Kopf des Vaters, der jetzt mit Schlägen kontert. Rain wendet die Pistole, womit diese in der Hand des Gegners tanzt.
„Hör endlich auf dich zu wehren und geh! Du siehst doch das meine Frau und mein Sohn Angst vor dir haben."
Unrecht hat er nicht. Doch Lex und Amber haben mehr Angst um ihn.
„Papa, du darfst nicht sterben!"
„Lex hat Recht Liebling. Lass ihn sich doch verstecken. Meinetwegen kann er sich auch unter meinen Bett verstecken" fleht die junge Mutter verzweifelt. Das ist jedoch im Streit der beiden Männer untergegangen.
Das Mitglied der BloodCuters hat bereits längst die Aufmerksamkeit des Geschreis mitbekommen.
„Der macht es mir ja viel zu leicht. Jetzt wird auch das letzte Arschloch endlich in's Gras beißen. Es wird mir keiner dieser Weicheier entkommen" rennt er den Gang schnell zum geschehenen Tumult entlang.
„Was sagst du denn da Amber? Er ist einfach zu gefährlich. Wenn sein Gegner ihn unter deinem Bett findet, was glaubst du dann wird er dann machen? Er wird uns dann alle hier sofort töten. Ich lasse das nicht zu, das man dir auch nur ein Härchen krümmt. Sollen sie sich doch ruhig gegenseitig umbringen, das geht uns nichts an" ruft egoistisch der aufgebrachte Heroische.
„Nein, ich will nicht mehr, das es zu Toten kommt" beharrt die Gutmütige darauf starrsinnig. In ihrer Vergangenheit hat sie selbst das viele Leid und Elend erlebt. Das will Amber Doublefinger nicht noch einmal durchmachen.
Ich will nicht noch jemand Geliebtes verlieren. Sie hat mich verzweifelt angefleht keine Schmerzen zu ertragen, und ich habe es dennoch eiskalt zugelassen. Wie kann ich mich dann noch als Mensch identifizieren, wenn ich ihr so grausam gegenüber gewesen bin?
Die Waffenmündung schwenkt hektisch in den Raum zu jeder Person umher. Selbst die Frau will nicht das ihre Familie Opfer des Mord-Instruments wird. Jedoch treffsicher scheint sie hundertprozent in Rain's Richtung zu lenken, die er versucht abzulenken. Dann löst der Abzugfinger eine der restlichen Kugeln im vorhandenen Magazin. Der laute Knall verstummt und versteckt sich schnell im Raum.
Die zwei rangelnden Männer lassen schnell voneinander ab und suchen die Kugel. Keiner von beiden ist getroffen, auch nicht Amber oder ihre Kinder. Erschreckt blicken alle sich um, um irgendwo die einschlagende Kugel ausfindig zu machen. Erpicht darauf sie zu finden geht Rain als besorgter Ehemann zu seiner Frau, ob sie nicht doch unbeabsichtigt davon getroffen ist. Ein Treffer kann man auch wenige Sekunden später erst fühlen. Ihr ist aber wirklich nichts passiert.
Wo ist die Kugel hin? Oder hat sie niemand abbekommen? Aber irgendwo muss sie ja sein, überlegt verwundert Rain.
Geschockt sieht der kriminelle Schwarze ihn an, da die Pistole ihn erwischt hat. Getroffen; direkt am Bauch spürt der orange-brünette Erwachsene plötzlich einen stechenen Schmerz, womit seine Hand das sickerne Blut verschmiert. Die Schusswunde verletzt ihn tödlich an der Brust im Herzen. Entsetzt weiten sich seine Pupillen, und auch der Geschmack des roten Elexiers schmeckt man im Mund, das aus den Winkeln läuft. Die auftauchenden starken Kopfschmerzen verdankt er seinen schwachen Herzschlägen, die noch mit voller Wucht gegen hämmern. Mit jedem Pochen trieft mehr Blut aus ihm. Sein Herzschlag hört auf. Das aufbäumene Pochen schweigt. Mit seiner tiefen Wunde sackt Rain Doublefinger auf den Boden zusammen, als die Beine seinen Körpergewicht nachgeben. Er fällt schlaff nach vorne auf die Knie. Sein Herzschlag pocht so stark im Kopf, das er schon Kopfschmerzen bekommt.

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