VIERUNDZWANZIG

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„Wieso packst du jetzt schon deine Sachen?", fragte mich Amna. „Ich packe doch gar nicht, ich mache mir nur ein kleines Täschchen fertig.", antwortete ich. „Wieso?", wollte sie wissen. „Ich fahre übers Wochenende zu meiner Freundin.", log ich sie an. „Hast du Opa schon Bescheid gesagt?", ich nickte und zog den Reißverschluss der Tasche zu. Ich setzte mich neben die Tasche und sah auf meine linke Hand. Der Diamantring strahlte mich an, er glänzte in allen verschiedenen Fragen und ich erinnerte mich noch genau an den Tag, an dem er ihn mir angesteckt hatte.

RÜCKBLICK

„Mein Kind, du hast dich doch für Emir entschieden?"

„Ja Mama."

„Wieso?"

„Wie meinst du das?"

„Du liebst ihn doch gar nicht, wieso willst du ihn dann heiraten?"

„Mama es muss so sein."

„Mein Kind, begehe diesen Fehler nicht, du wirst unglücklich."

„Mama es ist zu spät."

„Es ist nie zu spät."

„Mama es gibt Menschen, die eben nicht aus liebe heiraten und ich gehöre dazu."

„Ich möchte, dass du meine Worte immer im Hinterkopf behältst. Wenn es nicht mehr geht und du es nicht aushalten solltest, dann komm zu deinen Eltern zurück. Wir werden dich immer mit offenen Armen empfangen."

„Danke Mama."

Ich beendete das Telefonat, da ich aus dem Wohnzimmer gerufen wurde. Ich legte mein Handy zur Seite, dabei fiel mir der Ring von Mahir auf. Ich schaute auf meinen linken Ringfinger und dachte erneut an Mahir und an die Szene in der Stadt. Kurz huschte mir ein Grinsen über die Lippen, bis der Schmerz meines gebrochenen Herzens mich zurück in die Realität zog. Ich nahm den Ring von meinem Ringfinger und legte ihn fürs Erste an meinen rechten Ringfinger. Ich schloss meine Augen, atmete kurz durch und lief ins Wohnzimmer. Was ich dort sah, ließ mich erstarren. Emir saß da mit Vedad. Während Emir mich angrinste, schaute Vedad mich komisch an. Ich ließ auf beide zu und begrüßte sie. Emir hatte für meinen Onkel, meine Tante und meine Großeltern sowie für Amna und mich Geschenke mitgebracht. Dies war zwar kein Brauch, aber seine Mutter schickte die Geschenke, da er zum ersten Mal in Opas Haus zu Besuch war. Ich bediente die Jungs und meine Großeltern und setzte mich zu ihnen. Wir unterhielten uns kurz, bis Emir mich kurz in die Küche bat.

„Was gibt es denn?", fragte ich ihn. „Können wir etwas spazieren gehen?", wollte er wissen. „Frag Opa.", entgegnete ich knapp und lief wieder zurück ins Wohnzimmer. Er kam mir hinterher und setzte sich wieder. „Gospodine Kozar, dali bi mogao kratko izaci sa vasom Unukom? (Herr Kozar, könnte ich mit ihrer Tochter kurz raus gehen?)", fragte Emir meinen Opa. Mein Opa grinste und nickte. Emir bedankte sich und stand auf, ich machte es ihm nach und lief ihm hinterher. Er zog sich seine Schuhe und seine Jacke an und ich tat es ihm gleich. Als wir das Haus verließen wollte er meine Hand ergreifen, doch ich ließ es nicht zu. „Wieso lässt du mich nicht deine Hand halten, du bist meine verlobte.", er sah mich ernst an. Ich hob meine linke Hand und wies auf meinen leeren Ringfinger. „Nein, sind wir nicht.", gab ich kurz und knapp von mir und lief weiter. Er lief mir stillschweigend hinterher, bis wir am Fluss ankamen. Wie erstarrt blieb ich vor dem Fluss stehen und blickte mich an. „Aida.", rief Emir nach mir. „Hmm, was ist denn?", fragte ich. „Ich habe schon fünf Mal nach dir gerufen, wo bist du mit deinen Gedanken?", ich schaute ihn stillschweigend an, denn ich wusste auf diese Frage keine passende Antwort. „Hast du hier die Tage mit deinem Romeo verbracht?", fragte er mich. Meine Augen füllten sich mit Tränen, deswegen drehte ich mich von Emir weg. Er drehte mich aber zu sich und genau in diesem Moment flossen die Tränen. „Und ihn wolltest du heiraten? Er verletzt dich doch nur. Ich habe dich Gott sei Dank bekommen und nicht er.", gab Emir von sich. „Lass es Emir.", schluchzte ich. Er nahm meine Hände in seine. Ich wollte mich lösen, doch er hielt mich zu fest. Eine Hand ließ es los und griff in seine Hosentasche. Er nahm eine Schachtel raus und öffnete sie. Mein weinen wurde nur noch schlimme, was Emir verwirrte. Er entnahm den Ring aus seiner Schatulle und ergriff meine linke Hand. Ehe ich was sagen konnte, steckte er mir den Ring an den Finger. Ich schloss meine Augen und noch mehr Tränen fielen aus meinem Auge. Meine Tränen konnte man nicht mehr aufhalten. Emir sah mich noch verwirrter an und wusste nicht wie er handeln soll. Ich wischte mir meine Tränen weg in der Hoffnung, dass sie nicht mehr nachkamen, doch es brachte nichts. Emiz zog mich an seine Brust und umarmte mich. Ich fühlte mich falsch in seinen Armen. Ich konnte mich einfach nicht wohl fühlen, nicht solange er nicht an meiner Seite war. Ich sah zu Emir auf und sein Blick verfinsterte sich. Ich folgte seinem Blick und als ich sah, wen er anschaute löste ich mich sofort von ihm. Mahir stand gegenüber am Fluss und betrachtete uns. Ich blickte zwischen Mahir und Emir hinterher. Mahir sah finster zu uns, während Emir nur am Grinsen war. Sein Grinsen wurde noch breiter, als er meine Hand in seine Nahm. Verzweifelt und verwirrt sah ich auf unsere Hände und musste feststellen, dass sie nicht zueinander gehörten und ineinander passten. „Komm meine Verlobte lass und nach Hause, Oma macht sich bestimmt schon Sorgen und fragte sich wo wir bleiben.", man konnte raushören wie stolz er das sagte. Ich blickte ein letztes Mal zu Mahir und sah, wie er versuchte seine Tränen zu unterdrücken. Er schaute mich wütend an und am liebsten würde ich auch sofort in seine Arme rennen und Emir hinter mir lassen, doch die Tatsache, dass er nun einen Ehering am rechten Finger trug und Vater wurde, ließ meine Illusionen und Wünsche einfach platzen. Emir zog mich mit sich und führte mich wütend nach Hause. „Dieser Bastard, wie er dich angesehen hat. Ich hätte ihm alle Knochen gebrochen.", sagte Emir etwas lauter. „Wage es ja nicht, ihn noch einmal Bastard zu nennen.", entgegnete ich weinend. „Wieso? Er hat dich verletzt, er hat auf eure Liebe geschissen und eine andere geheiratet, wieso verteidigst du ihn dann noch.", reflexartig erhob ich meine Hand und ließ sie auf seiner Wange nieder. „Provozier mich nicht Emir.", warnte ich ihn und lief ins Wohnzimmer. Wütend kam er mir hinterher und setzte sich ins Wohnzimmer. An diesem Abend sprachen wir nicht mehr miteinander und dies hielt noch eine Woche so an, bis er sich bei mir meldete und von den Organisatorischen Fortschritten berichtete.

Kampf zwischen Herz und VerstandWo Geschichten leben. Entdecke jetzt