VIERUNDVIERZIG

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„Meldet euch sobald ihr zu Hause seid.", rief ich meiner Familie hinterher und schloss die Tür. Sie würden jetzt zum Flughafen fahren, weil sie wieder nach Hause müssen. Weinend lief ich ins Wohnzimmer und setzte mich zu Elena. „Ich vermisse alle jetzt schon. Sie waren so lange hier und jetzt fliegen sie zurück und wir kommen in unseren Alltagstrott zurück.", sagte ich. „Ja, ich muss auch zugeben, dass es sehr schön war.", entgegnete sie und lächelte mich an, doch mir war gar nicht zum Lächeln zu mute. „Was hast du Aida? Du bist seit Tagen so abwesend.", bemerkte Elena. Ich sah rauf zu ihr und meine Augen füllten sich. „Elena ich habe alle angelogen und das tut mir in der Seele weh.", gab ich von mir woraufhin sie mich verwirrt ansah. „Was meinst du?", fragte sie. „Elena, Bajazit ist nicht der Sohn von Emir. Er ist Mahirs Sohn.", gestand ich und sie sah mich geschockt an. „Was? Aber wieso hast du nichts gesagt?", wollte sie wissen. „Ich habe nichts gesagt, weil ich nicht damit gerechnet habe, dass Emir uns verlässt. Ich hätte Mahir so gut wie nie gesehen und er würde es nie erfahren. Aber als Emir im Krankenhaus war, wusste ich, dass er wenigstens in dieser Hinsicht das Recht auf die Wahrheit hat, weshalb ich ihm gestanden habe, dass Bajazit nicht sein Sohn ist. Aber er wusste es, er wusste es schon und hat es einfach so akzeptiert. Er hat nichts gesagt, kannst du das glauben? Er hat Bajazit als seinen Sohn akzeptiert und seine Stärke bewies mir meine Schwäche. Mahirs Mutter kam zu mir und erzählte mir, dass sie weiß, dass Bajazit nie im Leben Emirs Sohn sein kann. Sie kannte, neben Albulena und Emir, die Wahrheit und nun weiß auch Mahir, dass Bajazit sein Sohn ist. Ich weiß nicht, was an diesem Abend in mich gefahren ist, aber es kam einfach so über meine Lippen.", erklärte ich ihr. „Wenn Emir es akzeptiert hat, ist es doch nicht schlimm. Mach dir keinen Kopf. Hast du denn mit Mahir reden können.", ich schüttelte meinen Kopf. „Ich habe auf einmal Panik bekommen, kein Wort kam mehr über meine Lippen. Ich weiß nicht wieso, aber als er dann so vor mir stand, konnte ich kein Wort mehr sagen.", ich wischte mir die Tränen weg und sah sie an. „Dir ist aber schon klar, dass du mit ihm reden musst?", wies sie mich hin. „Ja, es ist mir klar, aber solange ich es hinauszögern kann, schade ich weder mir noch ihm."

...

„Ljubavi Mamina, was mache ich bloß mit alle dem hier? Mein Leben wurde mit einem Mal auf den Kopf gestellt. Ich weiß nicht wie mir geschah und ich weiß nicht, wie mir geschieht. Alles ist ein reines Durcheinander. Ich weiß, ich bin für alles selbst verantwortlich. Ich hätte es deinem Papa nicht sagen müssen, aber es kam einfach so über meine Lippen. Als hätte mich jemand dazu gedrängt es ihm zu sagen.", ich sprach zu meinem Sohn, so als würde ich mit einem erwachsenen Reden. Er sah mich aufmerksam an und machte den Anschein als würde er mich verstehen. Er saß zusammen mit mir auf meinem Bett und eigentlich waren wir am Spielen, doch als etwas nicht so geklappt hat, wie er es wollte sah er mich zunächst verzweifelt an und wurde anschließend aggressiv und diese Eigenschaft ließ mich zuerst an Emir und dann an Mahir denken. Als ich an Mahir dachte, schweiften meine Gedanken völlig ab. Ich wollte es einfach nicht wahr haben, dass wir nun in dieser Zwickmühle standen. Ich wollte ihn, doch es war mir nicht möglich ihn für mich zu beanspruchen. Er hat eine Frau und eine Tochter, ich passe mit meinem Sohn nicht in seine heile Welt. Ich stünde ihnen nur im Weg und würde den Familiensegen kaputt machen und das möchte ich nun wirklich nicht. Bajazit rieb sich die Augen und sah mich gähnend an. „Srce Mamino, jeli ti se to spava? (Mamas Herz, bist du etwa Müde?)", Ich nahm ihn auf den Arm und lief runter in die Küche. Seine Flasche bereitete ich schnell zu und lief wieder zurück. Seine Augen fielen schon zu, sodass ich es nur knapp schaffte ihm sein Fläschchen zu geben und ihm seinen Pyjama anzuziehen.

Während mein Sohn neben mir lag, dachte Ich an Mahir und an unsere gemeinsame Zeit. Etwas landete auf dem Boden sodass ich aufzuckte und aus meinen Gedanken gerissen wurde. Ich blickte auf den Boden und musste feststellen, dass ich, während ich mit meinen Gedanken beschäftigt war, mit meinen Ringen gespielte habe und so den Ring von mir und Mahir hab aus der Hand fallen lassen. Ich hob den Ring auf und blickte ihn an. So einfach und trotzdem wunderschön und voller Erinnerungen. Es gibt etwas, etwas das uns immer verbinden wird. Nicht unser Sohn, nein das nicht, ein Band, das Band unserer Liebe wird uns immer verbinden. ALLAH hat unsere Namen nebeneinander geschrieben, sie abhängig voneinander gemacht und trotzdem sind wir nicht zusammen. Ja, damals habe ich einen Fehler gemacht, ich habe mich unter Mahir gelegt und mit ihm geschlafen, aber ich wollte seine Frau sein, ich wollte ihm gehören, er sollte mein erster sein und er hätte mein letzer sein können, wenn es nicht so gekommen wäre, wie das Schicksal es für uns vorhergesehen hat.

Kampf zwischen Herz und VerstandWo Geschichten leben. Entdecke jetzt