ACHTUNDZWANZIG

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„Du kannst gar nicht schwanger sein. Ich habe die Antibabypillen vorhin erst entsorgt.", entgegnete er. „Doch kann ich. Die Medikamente, die ich zur Beruhigung nehmen muss und die Tabletten, die ich dann nehmen muss, wenn ich die Schmerzen nicht mehr aushalte, haben die Antibabypille außer Gefecht gesetzt.", erklärte ich ihm. „Aber darüber brauchst du dir gewiss keine Gedanken mehr machen, weil ich das Kind sowieso nicht bekommen werde.", fügte ich noch hinzu. „Du wirst das Kind bekommen.", sagte er in einem strengen Ton. „Nein, das werde ich nicht und du brauchst mir gar nicht erst drohen. Wie gesagt, wenn ich untergehe und leide, leidest du mit.", erwiderte ich. „Ich habe ein Recht auf das Kind.", er stand nun auch auf. „Nein, das hast du nicht. Du hast den Geschlechtsverkehr mit mir erzwungen. Du hast wie ein bekloppter unbedingt mit mir schlafen wollen und hast nur an deine Befriedigung gedacht. Du hast mir weh getan. Du hast nicht nur meinem Körper weh getan, sondern auch meiner Seele. Ich werde das Kind nicht bekommen und dabei bleibt es.", ich verließ das Wohnzimmer und ging in mein Ankleidezimmer. Dort zog ich mir etwas Bequemes an und sucht Hamide, eine unserer Haushälterinnen auf. „Was kann ich für Sie tun Frau Sinanovic?", fragte sie mich. „Ich hätte gerne, dass sie dafür sorgen, dass ich ein Einzelzimmer bekomme. Ich möchte das Zimmer selber einrichten und da das Zimmer, welches zwischen meinem Ankleidezimmer ist, frei ist und es sowohl von außen als auch vom Ankleidezimmer begehbar ist, soll dieses Zimmer mein Rückzugsraum werden.", erklärte ich ihr mein Vorhaben und sie nickte alles an. „Sie müssen nur die Möbel kaufen gehen und ich sorge dafür, dass das Zimmer so hergerichtet wird, wie Sie es haben möchten.", entgegnete sie. „Danke.", bedankte ich mich bei ihr und begab mich ins Wohnzimmer. Emir saß immer noch stillschweigend auf dem Sofa und sah leer die Wand an. „Willst du das Kind wirklich abtreiben?", fragte er mich in einem ganz komischen Ton. „Ja.", gab ich fest entschlossen von mir. „Wieso?", wollte er wissen. „Weil ich deine Kinder nicht auf die Welt bringen möchte.", antwortete ich. „Aber das Kind ist unschuldig.", verteidigte er das Kind. „Na und, du warst aber nicht unschuldig.", trotzte ich. „Aida, schau das Kind ist ein unschuldiges Lebewesen. Du kannst es doch nicht abtreiben lassen.", ich sah ihn komisch an. „Wieso nicht? Du konntest doch auch einfach so mit mir schlafen. Mich schwängern, das Kind einfach so zeugen. Und mich heute wieder vergewaltigen.", sagte ich kalt. Er schwieg und wusste nicht, was er darauf antworten sollte. Ich hingegen deckte mich zu und schaute TV. Soll er sich doch den Kopf darüber zerbrechen und sich Gedanken darüber machen, wie er mich davon abbringt, die Abtreibung doch sein zu lassen. Natürlich würde ich das Kind nicht abtreiben lassen. Ich kann doch kein unschuldiges Wesen einfach so abtreiben lassen. Ich bin seine Mutter. Es ist mein Fleisch und Blut wie könnte ich auch nur im Ansatz daran denken, es umzubringen. Doch Emir ärgern war eine Genugtuung für mich, sodass ich ihn mit der Abtreibung provozierte und ihn zu Weißglut treiben wollte. Er soll sehen, dass er nicht mit mir spielen kann. Dass er nicht so mit mir umgehen kann, wie er möchte. Ich bin schließlich nur seine Frau geworden, weil ich es wollte und nicht, weil er mich dazu gezwungen hat. Und nur weil er das bekommen hat, was er wollte, heißt es noch lange nicht, dass er mit mir machen kann, was er möchte und dass ich ihm unterwürfig bin. „Wann soll ich anrichten?", kam Esma ins Wohnzimmer und fragte uns, wann wir essen wollen. „Ich habe keinen Appetit.", entgegnete Emir. Esmas Blick wanderte von Emir zu mir. „Was gibt es denn zum Essen?", wollte ich von Esma wissen. „Champignon Creme Suppe gibt es zu Vorspeise, anschließend gibt es Kartoffelgratin und als Nachspeise gibt es dann Käsekuchen.", ich klatschte in die Hände und sah sie überglücklich an. „Wann ist es fertig?", sie sah mich lächelnd an. „In einer viertel Stunde.", entgegnete sie. „Super. Ich möchte, dass sie hier im Wohnzimmer auf dem Wohnzimmertisch anrichten, da nur ich und mein Kind essen wollen.", Esma nickte und verließ das Wohnzimmer. „Mein Kind?", meldete sich Emir zu Wort. „Ja?", er sah mich komisch an. „Wieso sagst du jetzt mein Kind, obwohl du es nicht haben möchtest?", innerlich grinste ich. „Ist es nicht mein Kind? Auch wenn ich es abtreiben möchte, ist es trotzdem mein Kind.", er setzte sich näher an mich ran und nahm meine Hände in seine. Ich wollte meine Hände aus seinen ziehen, doch er ließ es nicht zu. „Das Kind in deinem Bauch ist unser Kind. Bitte treibe es nicht ab, ich will so gerne Vater werden. Es schien so, als hätte sich die ganze Welt geändert, als du mir diese Nachricht überbracht hast. Bitte zerstöre diese Gefühle, die in mir aufgekommen sind, nicht.", seine Augen waren rot und sahen glasig aus. WOW, auch ein Emir kann weich werden und hat Gefühle. „Sag mir mal Emir, wieso ich das Kind nicht abtreiben soll? Ich liebe dich nicht, ich habe das Kind nicht freiwillig in meinem Unterleib, wieso sollte ich es dann noch bekommen? Was habe ich schon von dem Kind, wenn ich jedes Mal, wenn ich es sehe, sein Vater sehe und mich an alle schlimmen Erinnerungen zurück erinnere?", ich versuchte kalt zu bleiben und mir nichts anmerken zu lassen, aber er tat mir leid. Anscheinend wollte er das Kind unbedingt haben. Es schein so, als würde er alles für das Kind tun, nur um es zu bekommen. „Es tut mir leid, Aida.", flüsterte er und stand auf. Er verließ das Wohnzimmer und verschwand in seinem Arbeitszimmer. Ich atmete erleichtert aus und dachte mir, dass ich ihn bis heute Abend noch zappeln lasse. Gleichgültig, setzte ich mich auf den Boden und wartete darauf, dass endlich das Essen angerichtet wird, da ich wirklich sehr hungrig war und mein kleiner Engel auch etwas zum Essen bekommen sollte.

Kampf zwischen Herz und VerstandWo Geschichten leben. Entdecke jetzt