VIERUNDDREIßIG

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Perplex und wie im falschen Film sah ich ihn an. Was ist denn nur in ihn gefahren? Wieso schreit er mich auf einmal an? „Erwartest du jetzt wirklich eine Antwort von mir?", fragte ich ihn. „Ja, wenn nicht, dann kannst du aus meinem Büro rausgehen.", ich schüttelte nur meinen Kopf, sah ihn kurz an und verließ sein Büro. Ich setzte mich in die Küche, weil ich auf einmal unheimliche Schmerzen im Unterleib bekam. Wie von meiner Hebamme empfohlen, machte ich Atemübungen, weil es sehr gut sein kann, dass ich Krämpfe habe, die durch Übungen weggehen sollen. Der Schmerz verging zwar, jedoch hinterließ er ein leichtes Ziehen in meinem Bauch. Ich schenkte dem jedoch nicht mehr Beachtung und begab mich ins Wohnzimmer. Ich schaltete den Fernseher ein und zappte durch die Kanäle. Da alles langweilig war, beschloss ich mich etwas hinzulegen. Ich machte es mir auf der Couch gemütlich, schloss meine Augen und ruhte mich etwas aus, dabei gingen mir Emirs Worte durch den Kopf. Ich weiß, dass ich mich nicht in ihn verlieben kann, er weiß das auch. Er weiß es und trotzdem schreit er mich an. Ich habe mich an ihn gewöhnt, ich habe mich an seine Anwesenheit und an seine Art gewöhnt, aber ich könnte ihm nicht mein Herz schenken. Ich kann es einfach nicht, weil ich immer noch wie verrückt in Mahir verliebt bin. Ich liebe Mahir, daran wird sich auch nichts ändern. Ich habe Emir ins Herz geschlossen, wirklich. Er ist zum Teil meines Lebens geworden, er ist mein Ehemann und dennoch kann ich ihn nicht lieben. Er kann ein sehr guter Freund für mich werden, mehr nicht. Wieso möchte er das nicht verstehen? Ich weiß sehr wohl, was es heißt zu lieben und unglücklich zu sein. Aber er hat mich doch bei sich. Wenn er mich liebt, sollte ihm meine Anwesenheit doch reichen. Er muss stark genug sein, um seine Liebe für uns beide aufbringen zu können, wieso versteht er das nicht. Meine Gedanken trieben mich langsam in einen Unruhigen Schlaf. Vor Schmerzen riss ich meine Augen auf. Die Luft zum Atmen blieb mir weg, ich konnte nicht mehr reden. Als die Schmerzen nicht geringer wurden, stand ich auf und lief, wohl bemerkt mit meiner letzten Kraft, zu einer Angestellten. Sie sollte Emir Bescheid geben, weil ich ganz bestimmt nicht mit ihm reden wollte. Sie kam aufgebracht zurück und war am zittern. „Emir will nicht auf mich hören, er hat mir rausgeschmissen und davor hat er mich angeschrien, was soll ich machen?", ich nickte wollte etwas sagen, doch ich fing an zu schreien wie eine Verrückte, weil die Schmerzen unerträglich wurden. Ich lief, mit der Hilfe der Angestellten, zum Büro und riss die Tür auf. „Ich, ich muss. AHH, Emir ich muss ins Krankenhaus.", ich fiel auf meine Knie und hielt mir meinen Bauch fest. Er sah besorgt auf und kam auf mich zu. Er hob mich hoch und lief mit mir zusammen zum Auto. Immer mal wieder hatte ich Schmerzen im Unterleib, bis eine Flüssigkeit aus mir kam. Es war kein Wasser so viel Stand fest. Ich sah an mir runter und erkannte Blut. Mein Herzschlag erhöhte sich von jetzt auf gleich und meine Hände fingen an zu Zittern. „Emir, ich blute.", flüsterte ich und fing an zu weinen. „Was? Wie du blutest?", fragte er mich und fuhr noch schneller, als er es eh schon tat. Am Krankenhaus angekommen sagte er Bescheid und man holte mich mit einer Liege ab. Ich war wie benommen und Emir lief neben mir her und hielt meine Hand fest. „Sie können nicht mit in den Behandlungsraum Herr Sinanovic.", hielt ihn eine Schwester vom Mitkommen ab. „UND WIE ICH DAS KANN. MEINE FRAU WIRD BEHANDELT, ICH HABE EIN RECHT DARAUF BEI IHR ZU SEIN. ZWINGEN SIE MICH NICHT DAZU ANDERE MAßNAHMEN ERGREIFEN ZU MÜSSEN.", drohte Emir. Er schrie sie an, sodass man ihn bis ins Behandlungszimmer hören konnte. Die Tür ging auf und Emir kam laut atmend auf mich zu. Er sah von außen zu und konnte nichts machen. Mein Bewusstsein schwand, doch ich konnte seine Umrisse wahrnehmen. „Wir müssen das Kind rausnehmen. Sie hat zu starke Blutungen. Wenn wir das Kind nicht sofort raus nehmen, dann gefährden wir das Leben beider.", rief ein Arzt und befahl den Schwestern mich für einen Kaiserschnitt vorzubereiten. Ich nahm nicht viel wahr, doch was ich nie in meinem Leben vergessen werde, war Emirs Schützende Hand und seine Beruhigenden Worte während des Kaiserschnittes. Er wich mir nicht eine Sekunde von der Seite. Er sprach mir Mut zu, lenkte mich ab und versuchte mich, weil ich wirklich sehr aufgebracht war, zu beruhigen. Zwischendurch lächelte er mich an. Ich sammelte all meine Kraft, um zurück zu lächeln. „Ich liebe dich Aida.", flüsterte er mir ins Ohr, als das Schreien des Kindes, den Kreissaal ausfüllte. Ich fing an zu weinen, meine Sicht schwand, doch sie legten mir trotzdem den Kleinen auf die Brust. Eine wärme füllte mich aus, eine Art von Glückseligkeit übernahm nun die Oberhand. Ich war zufrieden, ich fühlte so gut wie gar nichts mehr, nur Liebe. Mein Körper war gefüllt mit Liebe und mit Geborgenheit. Gefühle kamen in mir auf, die ich so wirklich gar nicht kann kannte. Tränen stiegen in meine Augen ich küsste mein Kind und sah nur noch schwarz vor Augen.

Kampf zwischen Herz und VerstandWo Geschichten leben. Entdecke jetzt