SECHSUNDFÜNFZIG

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Die Jahre zogen an uns vorbei und hinterließen ihre Spuren. Einige graue Härchen hier und einige Fältchen da, zeichneten sich auf all unseren Gesichtern ab. Vier wundervolle Kinder, zeigten uns immer wieder aufs Neue, dass wir doch einiges richtig gemacht haben. Nejla, Bajazit, Davut und unsere jüngste Melek, waren unser ganzer Stolz.

Lächelnd blicke ich aus dem Fenster meines Büros und verfasste meine letzten Zeilen. Zeilen, die von meinem Leben berichten und Zeilen, die zeigen sollen, was alles im Leben passieren kann. Nach all den Jahren kam auch ich zum Arbeiten. Zusammen mit Mahir arbeite ich in der Firma, die irgendwann Bajazit und wenn Bajazit es so will auch Davut gehören wird. Bajazit und Nejla sind beide 22 und mitten im Studium, Davut ist 19 und hat gerade erst mit dem Studieren begonnen und Melek ist 16. Sie kam drei Jahre nach Davut ganz unerwartet. Mahir und ich waren auch mit unseren drei Kindern ganz zufrieden und hatten noch ein viertes gar nicht geplant, doch wie es Gott wollte, kam Melek. Sie war und ist unser kleiner Sonnenschein, so sehr wie sie uns alle erfreut hat, hat uns kein anderes Kind erfreut.

Mein Blick schweift vom Fenster, wieder zu meinem Laptop. Über 225 Seiten und mehr als 115 000 Wörter, beschrieben mein Leben. Von meinem gezwungenen Umzug nach Montenegro, bis hin zu meiner ersten liebe, ersten Ehe, meinen Kindern und meiner großen Liebe und zweiten Ehe. Doch eine Sache blieb verschwiegen und zwar, dass Bajazit in Wirklichkeit Mahirs Sohn ist. Diese Tatsache würden nur meine Schwiegermutter, Albulena, Elena, Mahir, ich und meine zweite Liebe Emir wissen. Stolz über mein vollkommenes Werk, setzte ich einen Punkt und atme erleichtert aus.

Lächelnd öffnete ich meinen Stick, zog die Datei, die mein Leben beschrieb, drauf, sicherte diese, zog den Stick aus meinem Laptop raus, packte ihn in einen Umschlag und legte ihn in eine Ablage, die meine Sekretärin nachher leeren und dafür sorgen wird, dass der Stick zu dem Verlag kommt, der meine Geschichte veröffentlichen möchte.

Gerade, als ich meinen Laptop runterfuhr, ging meine Tür auf. „Na ljepotice, können wir los?", fragte mich mein immer noch sehr gut aussehender Ehemann. Ein Lächeln zierte mein Gesicht und ich erhob mich aus meinem Sessel. „Natürlich Liebling.", erwiderte ich und hakte mich bei ihm ein. Wir verließen die Firma und verabschiedeten uns von unseren Mitarbeitern.

Zu Hause angekommen, begrüßten uns unsere Kinder. Nejla hatte zusammen mit Melek, das Essen zubereitet, Bajazit war noch unterwegs und Davut schien auch noch bei jemandem zu sein. Mahir und ich lächelten uns an und setzten uns zusammen mit unseren Kindern an den Esstisch. „Wo sind die Jungs?", fragte ich meine Mädchen, die sich gegenseitig unsicher ansahen und dann zu mir rüber blickten. „Spricht jetzt eine von euch mit uns?", hinterfragte ich. „Mama also, du weiß doch, da ist dieses eine Mädchen, ihr Name ist Varisa, mit ihr ist Bajazit spazieren gegangen und Davut ist mit Freunden unterwegs.", beantwortete mir endlich Melek meine Frage. „Was soll das? Seit wann sagen die nicht Bescheid? Und seit wann essen wir nicht als Familie?", meckerte ich rum und hörte die Tür aufging. „Bin schon da Majko.", hörte ich Bajazit nach mir rufen und schon stand er im Esszimmer. Er küsste mich und begrüßte seinen Vater, dann setzte er sich zu uns. Da Davut, sowieso nicht kommen wird, fingen wir mit dem Essen an und unterhielten uns. „Was hat es mit dieser Varisa auf sich?", wollte ich wissen. „Man Melek, du kannst auch nichts für dich behalten.", ich hob eine Augenbraue und sah ihn an. „Mecker sie doch nicht an, wieso soll sie es uns nicht sagen. Ich möchte gerne wissen, wo sich mein Sohn befindet, wenn er schon nicht pünktlich am Esstisch sitzt.", verteidigte ich die Kleine. „Dabei fällt mir gerade ein Majko, eine Edina hat hier angerufen, sie hat nach Babo verlangt.", mir blieb das Essen im Halse stecken. War das ihr Ernst? Was möchte sie von uns? Sie hat sich 20 Jahre lang nicht gemeldet und jetzt will sie mit Mahir reden. Ich blickte ratlos zu Mahir und konnte aus seinem Blick lesen, dass er selber nicht wusste, was wir machen sollen. „Hat sie gesagt, was sie will?", fragte Mahir unsere Tochter. „Sie hat gesagt, dass ich dir ausrichten soll, dass sie ihre Tochter sehen möchte. Babo was soll das heißen?", hinterfragte Nejla. Mein Herz fing an zu rasen. Panisch sah ich zu Mahir und wusste nicht, wie wir reagieren sollen. „Mein Kind, ich denke, dass es nach 20 Jahren endlich so weit ist, dass du die Wahrheit erfährst.", fing Mahir an und ich drückte seine Hand. „Was für eine Wahrheit? Mama was meint Babo?", wollte Nejla wissen. „Mein Kind, das, was wir dir jetzt sagen, ändert nichts, an meinen Gefühlen zu dir. Das soll auch nichts an unserer Beziehung ändern. Aber du musst es wissen. Wenn ich es dir hätte für immer verheimlichen können, wäre es vielleicht am besten gewesen, aber du hast ein Recht es zu erfahren. Es ist so gewesen, dass dein Vater und ich vor 20 Jahren geheiratet haben. Dabei war es so, dass sowohl dein Vater, als auch ich schon verheiratet waren. Mein Ehemann ist gestorben, die Frau von Mahir ist abgehauen. Du Nejla, bist zwar Mahirs leibliche Tochter, aber nicht meine. Das heißt nicht, dass ich dich nicht als meine Tochter sehe, du bist meine erste Tochter und Melek meine zweite. Ihr alle vier seid meine Kinder, ich mache keinen Unterschied zwischen euch. Du kannst natürlich, wenn du es willst, deine leibliche Mutter kennenlernen und sie auch besuchen.", sie sah mich geschockt an und ihre Augen füllten sich mit Tränen. „Wieso habt ihr es mir nicht vorher gesagt?", hinterfragte sie mit zittriger Stimme. „Wenn er so ist, bin ich dann nicht Babo Sohn?", fragte mich nun Bajazit, völlig verwirrt. Ich seufzte und sah verzweifelt zu Mahir. Bajazit, du bist Emirs Sohn.", log ich ihn an, denn diese Wahrheit könnte ich ihm nicht sagen. „Das heißt aber nicht, dass ich dich weniger liebe als deinen Bruder.", fügte die Liebe meines Lebens hinzu und erklärte den Kindern unsere ganze Vorgeschichte, ohne die Nacht vor meiner Hochzeit im
Hotel mit ihm und ohne die Tatsache, dass Mahir sein Sohn ist. „Das wird mir echt zu viel.", sagte Nejla und stand vom Esstisch auf, sie verließ das Esszimmer und rannte rauf in ihr Zimmer. Ich stand auf und lief ihr hinterher. Vorsichtig tapste ich in ihr Zimmer und setzte mich zu ihr aufs Bett. Sie weinte wie ein kleines Kind. Ohne viele Worte mit ihr zu wechseln, nahm ich sie einfach in den Arm und strich ihr über den Rücken, bis ihr lautes Weinen zu einem leisen Wimmern wurde und schließlich komplett verstummte. „Mach dir keinen Kopf, ich verstehe, dass alles für dich zu viel ist. Wenn ich könnte, würde ich dir die komplette Last, abnehmen und verarbeiten, jedoch geht das nicht. Vielleicht hätten wir dir etwas anderes über Edina erzählen sollen, doch ich finde, dass es wichtig ist, dass du weiß, dass du eine leibliche Mutter hast. Du sollst die Möglichkeit haben, sie kennen zu lernen. Wer weiß, vielleicht magst du sie.", sprach ich ihr zu, doch es tat mir in der Seele weh. Ich habe sie nicht nur als meine Tochter akzeptiert, ich habe sie so wie all meine anderen Kinder lieben gelernt. Niemand durfte meiner Tochter Nejla, etwas anhaben. Niemand durfte ihr zu nahe treten und niemand durfte sie verletzten. „Wie kann ich eine Frau lieben, die mich verlassen hat? Sie hat nicht eine Sekunde an mich gedacht, sie ist einfach so mit einem anderen Mann weggegangen. Babo hätte sie nie verlassen, wenn sie nicht gegangen wäre, auch wenn er dich geliebt hat. Sie kann doch nicht nach 20 Jahren hier bei uns anrufen und mich zurück verlangen. Was denkt sie wer sie ist? Du hast mich auf- und erzogen. Du hast mir Mutterliebe gegeben, du hast mit mir bis in die Nacht zusammen wach gesessen, wenn ich Angst hatte.  Du hast mich getröstet, wenn ich geweint habe und du warst immer für mich da, wenn ich dich gebraucht habe. Wie kannst du denken, dass ich Edina auch nur im Geringsten kennenlernen möchte. Sie hat mich auf die Welt gebracht, doch du hast mich zu dem gemacht, was ich heute bin. Wenn ich krank war, warst du da, wenn ich hoffnungslos verliebt war, warst du da. Bei allem hast du mir beigestanden, ich könnte dich niemals hintergehen und mit meiner leiblichen Mutter eine Beziehung aufbauen.", ich nahm sie in den Arm und mir liefen einige Träne die Wange entlang. „Du hintergehst mich nicht mein Kind. Er ist dein persönliches Recht und deine Entscheidung. Ich schätze deine Worte sehr, jedoch darfst du dich mir gegenüber nicht verpflichtet fühlen. Wenn du das Bedürfnis danach hast, sie kennen zu lernen, dann solltest du das auch machen.", sie schüttelte ihren Kopf und gab mir einen Kuss auf die Wange. „Komm leg dich hin mein Kind, ruh dich etwas aus.", sprach ich ihr zu, gab ihr einen Kuss auf den Kopf und deckte sie zu. Ich ließ ihre Tür einen Spalt offen und begab mich zurück ins Esszimmer. „Wie geht es ihr?", fragte mich Mahir. „Sie ruht sich aus, sie scheint verwirrt zu sein.", entgegnete ich. „Sie muss alles verarbeiten.", bemerkte Mahir und stand vom Esstisch auf. „Ich geh mich umziehen und setzte mich in den Garten."„Ich räume den Tisch eben ab, ziehe mich um und dann koche ich uns einen Kaffee.", entgegnete ich und lächelte ihn an. „Mama ich räume den Tisch schon ab, geh du dich mit Babo umziehen und dann bring ich euch Kaffee in den Garten.", sagten Melek und ich lächelte und bedankte mich bei ihr. Mahir nahm meine Hand in seine und lief zusammen mit mir in unser Schlafzimmer. Er schloss die Tür zu und zog mich an meiner Hüfte zu sich. „In einigen Tagen, lesen ganz viele Menschen unsere Geschichte.", bemerkte er und ich lächelte. „Sie sollen es erfahren. Unsere Gesichte ist einfach nur gottgegeben und wie du es damals schon gesagt hast. Gott, hat deinen und meinen Namen nebeneinander geschrieben. Außerdem beweisen dies auch mein Ring und dein Armband."

RÜCKBLENDE

„Fang mich doch.", rief ich Mahir hinterher und rannte weg. Er rannte mir hinterher und da ich leider nicht so schnell war, fing er mich schneller als gedacht. Er hob mich hoch und drehte mich im Kreis. „Ah, lass mich runter, lass mich runter.", entgegnete ich vor Schreck und Haute lachend gegen seine Arme. „Sag ganz lieb, bitte, bitte.", entgegnete er lachen. „Bitte, bitte.", widerholte ich seine Worte und er ließ mich runter. Ich drehte mich zu ihm, streckte ihm die Zunge aus, und lief wieder weg. „Du kleine Hexe, entgegnete er und lief mir erneut hinterher. Als er mich gefangen hatte, umarmte er mich in der Position, in der er mich auch gefangen hatte und legte seinen Kopf auf meine Schulter. „Wir kennen uns jetzt schon seit vier Monaten und stell dir vor drei von diesen vier Monaten sind wir ein Paar.", flüsterte er mir ins Ohr. „Ich weiß es ist zu früh und das ist kein Heiratsantrag, aber ich möchte dir zeigen, dass du für immer zu mir gehörst, dass du immer mein Mädchen bleiben wirst.", er nahm aus seiner Jackentasche eine Schachtel und öffnete diese. „Infinity, Unendlichkeit, bezkonacnost. Diese liegende Acht, symbolisiert unsere Unendliche Bindung. Ich habe dir doch vor einiger Zeit gesagt, dass dein Name, neben meinem geschrieben steht und das habe ich auch so gemeint. Mit diesem Ring, möchte ich unsere unendliche Bindung stärken und die beweisen, dass du mir gehörst.", er nahm meine linke Hand in seine und steckte mir den Ring an. „Wir gehören zusammen. Du hast mein Herz und ich habe deins. Wir ergänzen uns und das werden wir noch weiterhin bis an unser Lebensende.", meine Augen füllten sich. Ich war so gerührt von diesem Moment, dass ich nicht anders konnte, als Mahir fest an mich zu drücken. „Schatz du erdrückst mich.", scherzte er. „Ich liebe dich Mahir, ich liebe dich und ich habe Angst dich zu verlieren. Ich möchte dich nicht loslassen, ich habe Angst dich loszulassen und ich habe Angst, dass du mir, wenn ich dich loslasse, aus meinen Händen entgleitest und ich dagegen einfach nichts machen kann.", gestand ich ihm. „Ich liebe dich auch mein Engel.", er erwiderte die Umarmung. Zunächst einmal blieben wir so stehen, bis mir einfiel, dass ich auch etwas für ihn habe. „Ich dachte du willst mich nicht loslassen?", fragte er. „Ich habe auch etwas für dich.", ich nahm eine Schatulle aus meiner Jackentasche und öffnete diese. Darin befand sich ein silbernes Armband. „Ich habe zwar keine so süße Rede wie du vorbereitet, aber ich möchte dir dieses Armband schenken und dich bitten es nie abzuziehen. Es soll dich an mich erinnern, egal wo du bist. Egal wann du darauf schaust, sollst du meinen Namen in deinen Gedanken haben und ein Lächeln auf den Lippen.", er grinste mich an. „Ich schwöre bei meiner unendlichen Liebe, dass man mir das Armband erst dann abnehmen wird, wenn man mich in ein weißes Laken hüllt und der Erde übergibt.", er platzierte seine Lippen auf meinen und küsste mich verlangend und leidenschaftlich.

ENDE

Mahir strich über meinen Infinity Ring und ich hob seinen Arm hoch, an dem das Armband war, welches ich ihm geschenkt hatte. „Du hast damals zu mir gesagt, dass du bei deiner unendlichen Liebe schwörst, dass man dir das Armband erst dann abnehmen wird, wenn man dich in ein weißes Laken hüllt und der Erde übergibt.", sagte ich ihm. „Und du hast mir gesagt, dass du Angst hast mich zu verlieren. Du wolltest mich nicht loslassen, du hattest Angst, Angst mich loszulassen und du hattest Angst, dass ich dir, wenn du mich loslässt, aus deinen Händen entgleite und du dagegen einfach nichts machen kannst stimmt es?", ich nickte und sah ihm direkt in seine wunderschönen Augen, in die ich mich von Tag zu Tag noch mehr verliebe. „Mahire, volim te nenormalno. (Mahir, ich liebe dich unnormal)", flüsterte ich gegen seine Lippen. „Ljepotice, i ja volim tebe. (Meine Schöne, ich liebe dich auch.)", entgegnete er und versiegelte unsere unendliche und durch mein Buch, immer beständige Liebe, mit einem Kuss.


Das war es mit meiner ersten Geschichte. Ich möchte mich bei euch bedankten, dass ihr die Geschichte fleißig mitgelesen habt, doch alles hat ein Ende und meine Geschichte auch. Es ist zwar ein plötzliches Ende, jedoch hoffe ich, dass es euch trotzdem gefällt und da ich keine Rückmeldung dazu bekommen habe, ob ihr zwei Wochen warten wollt oder nicht, habe ich beschlossen die Geschichte zu beenden. Doch mein "Autor da sein", beende ich nicht. Ich habe schon eine Idee für eine neue Geschichte. Ich habe auch schon angefangen sie zu schreiben, jedoch lade ich das erste Kapitel erst dann hoch, wenn ich wieder in Deutschland bin. Bis dahin hoffe ich, dass ihr alle gesund und muter bleibt und mit Begeisterung auf die neue Geschichte wartet.
Noch einmal Danke, an alle. Ich hoffe, dass ich zum Ende der Geschichte, auch einige Meinungen mehr bekomme. Ich könnt mir gerne Kritik, meinungen über die gesamte Geschichte und auch Kommentare, die ihr mit euren Gedanken füllt da lassen. Ich würde mich wirklich sehr darüber freuen.

VIEL SPAß BEIM LESEN :D

Kampf zwischen Herz und VerstandWo Geschichten leben. Entdecke jetzt