SECHSUNDDREIßIG

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04:00 Uhr schlug die Uhr in meinem Schlafzimmer und bei mir war kein Funken schlaf vorhanden. Ich schaute rüber zu Emir, der befriedigt und ruhig schlief. Er hatte einen Arm um mich gelegt und schlief so. Vorsichtig legte ich seinen Arm weg und richtete mich auf. Ich zog mir schnell mein Nachthemd über und lief ins Kinderzimmer. Elvin schlief während Bajazit, wach war, jedoch nicht weinte. Ich nahm ihn zu mir und setzte mich in den Schaukelstuhl. Er sah mich mit seinen großen Augen an, als ob er mir etwas sagen möchte, doch kaum hatte ich meine Brust ausgepackt, schon schnappte er sie sich und fing an zu essen. Vorsichtig strich ich ihm über den Kopf und meine Augen füllten sich mit Tränen. Ich schlafe mit meinem Mann und denke dabei an einen anderen. Wie ist das nur möglich? Ich habe mich entschieden in jeder Hinsicht seine Frau zu werden und meine Pflichten zu erfüllen, aber wieso fühlte ich mich so dreckig. Wie kann ich nur mit ihm schlafen, unter ihm liegen und dabei an Mahir denken. Unbewusst machten sich meine Tränen auf Wanderschaft. Ich wischte mit meine Tränen schnell weg und fütterte den Kleinen zu Ende. Nachdem er sein Bäuerchen gemacht hat, legte ich mich zusammen mit ihm auf das Bett, welches für mich gedacht war. Ich zog ihn an mich, roch an ihm und deckte ihn zu. Er schlief relativ schnell ein, doch ich konnte immer noch nicht schlafen. Eine Last lag auf meinem Herzen. Es war ein bedrückendes Gefühl, welches mich nicht schlafen ließ. Nachdem ich mich hundert Mal hin und her gedreht habe, bin ich auch eingeschlafen, doch es hielt nicht lange, denn Elvin und Bajazit fingen wie im Chor an zu weinen. Ich schnappte mir Bajazit und lief zusammen mit ihm zum Bett von Elvin. „Ljubavi wieso weinst du? Was hast du?", fragte ich Elvin, während ich Bajazit am hin und her wippen war. „Angst.", sagte er nur mit einem Wort und drückte sich an meinen Körper. Ich strich ihm über den Kopf und legte kurz Bajazit auf sein Bett, um Elvin in den Arm nehmen zu können. Bajazit hatte ich in der Zwischenzeit seinen Schnuller gegeben, sodass er ruhig war. Jetzt musste ich mich um Elvin kümmert. Ich setzte ihn auf meinen Schoß und drückte ihn an mich. „Du brauchst keine Angst haben mein kleiner Schatz, Mama ist doch bei dir.", flüsterte ich ihm zu und umarmte ihn. Ihm wippte ich, beinahe genauso wie Bajazit hin und her, bis er wieder einschlief. Als er am Schlafen war, legte ich ihn zurück ins Bett, trug Bajazit in sein Bettchen, nahm mir das Babyphone und lief ins Schlafzimmer. Ich legte mich neben Emir und deckte mich zu. Emir zog mich zu sich und umarmte mich. „Ich liebe dich.", flüsterte er mir ins Ohr und schlief weiter. Ich versuchte regelmäßig ein und aus zu atmen, um noch einmal einzuschlafen, aber vergebens. Zwei Stunden lag ich still neben Emir, bis er wach wurde und sich über mich legte. Ich lächelte ihn an und er lächelte zu uns. „Was wird das?", fragte ich ihn grinsend. Ohne mir mit Worten eine Antwort zu geben, legte er seine Lippen zunächst auf meine und anschließend küsste er meinen Hals. „Ich bekomme nie genug von dir.", raunte er gegen meinen Hals und widmete sich wieder meinen Lippen. Eine Hand schob mein Nachthemd rauf, während die andere mit meiner Verschränkt war. „Oh, oh wo ist denn dein Höschen?", fragte mich Emir belustigt. „Weg.", sagte ich unschuldig und biss mir auf die Lippen. „Bereit für eine zweite Runde?", wollte er von mir wissen. Was soll ich denn jetzt sagen? Wenn ich nein sage, verletzte ich ihn, wenn ich ja sage, tue ich mir selber weh. Was ist denn momentan mehr wert? Meine Schmerzen oder seine? Ohne groß über seine Frage nachzudenken, zog ich ihn zu mir und küsste ihn. Meine Augen fest verschlossen, weil sonst die Möglichkeit bestand, dass ich anfange zu weinen. Ich verlor mein Nachthemd und er seine Boxershort und wie er es gesagt hat, gingen wir in die zweite Runde. Erschöpft lag ich auf seiner Brust und malte Kreise drauf. Erneut kam mir Mahir in den Sinn. Ob er auch öfter mit seiner Frau schläft? Bisher muss sie auch entbunden haben. Ob er mit ihr auch das macht, was ich hier mit meinem Ehemann mache? Mein Herz fing an schneller zu schlagen. Mahir schläfst du auch mit deiner Frau? Bist du glücklich mit ihr? Macht sie dich glücklich und lässt sie dich vergessen? „Wollen wir Frühstücken?", hörte ich dumpf Emirs Stimme. „Hm? Was hast du gesagt?", fragte ich ihn. „Wo bist du mit deinen Gedanken ljubavi? Ich habe gefragt, ob wir frühstücken gehen sollen?", ich nickte und richtete mich auf. „Lass zuerst duschen. Solange kann Esma dann das Frühstück vorbereiten.", er nickte und gemeinsam gingen wir in unser Bad und duschten. Nach dem Duschen, zogen wir uns an und liefen in die Küche. „Frau Sinanovic, ihre Mutter hat angerufen und auch ihre Cousine Amna hat sich gemeldet. Ihre Mutter ruft später zurück, aber Amna müssten sie zurück rufen.", informierte mich eine Haushälterin und ich bedankte mich bei ihr. Zuerst aber frühstücke ich gemeinsam mit Emir, ehe ich mich ans Telefonieren mache. „Was werden deine Eltern sagen, wenn du nicht mehr bist. Wie werde ich mich mit ihnen verstehen Emir?", fragte ich ihn und sah ihn dabei an. „Ich weiß es nicht. Du brauchst dir aber keine Sorgen machen, du bekommst genug Geld und alles notwendige, um dich über Wasser zu halten, mach dir keine Sorgen.", entgegnete er. „Es geht mir nicht ums Geld Emir, es geht mir um deine Eltern. Ich kann auch zurück zu meinen Eltern, das Geld ist mir in dem Fall nicht wichtig.", erklärte ich ihm. „Du wirst natürlich dieses Stockwerk behalten. Solange bis du es brauchst. Wenn du dann jemanden gefunden hast, dann ziehst du mit ihm zusammen.", es zerbrach mir das Herz jetzt darüber sprechen zu müssen. „Und was machen wir heute schönes?", fragte ich ihn. „Vedad hat doch morgen Geburtstag, wir sollten ihm etwas kaufen gehen.", ich schlug mir gegen die Stirn. „Das habe ich ja total vergessen, wir konnte mir das passieren.", sagte ich eher zu mir selber, als zu Emir und überlegte sofort, was wir Vedad kaufen könnten. „Hast du schon eine Idee, was wir ihm holen könnten?", fragte ich Emir, da ich wirklich nicht sehr kreativ bin, was Geschenke angeht. „Wir könnten ja nachher bisschen zusammen mit den Kindern in die Stadt und lassen uns dann inspirieren.", beantwortete mir Emir meine Frage. Ich nickte und aß dann weiter. Nach dem Frühstück, widmete Emir sich den Kinder, während ich zunächst einmal Amna anrief.

Kampf zwischen Herz und VerstandWo Geschichten leben. Entdecke jetzt