FÜNFUNDZWANZIG

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Einigermaßen wieder herausgeputzt kam ich zu Hause an, ich begrüßte alle und verschwand dann auf meinem Zimmer. Ich setzte mich aufs Bett und dachte an das, was gestern Abend geschehen ist. Ob ich es bereue? Nein, ich bereue es nicht und werde es auch nie bereuen. Mein Wunsch war es seine Frau zu werden und ihm zu gehören. Seine Frau konnte ich nicht werden, aber ich würde immer ihm gehören. Schweren Herzens nahm meinen Verlobungsring wieder zu mir und steckte ihn an die für ihn vorhergesehene Stelle. Kurz schloss ich meine Augen, bis die Tür aufging. Amna kam auf mich zu und setzte sich neben mich. „Ich war vorhin bei Edina, Mahirs Frau, sie meinte er ist die Nacht über nicht zu Hause gewesen. Hast du vielleicht eine Ahnung wo er eventuell hätte sein können?", fragte sie. „Woher soll ich das wissen?", stellte ich ihr eine Gegenfrage. „Na, ganz plötzlich bist du übers Wochenende weg und Mahir schläft die Nacht über nicht zu Hause.", sagte sie. „Na und muss ich etwas damit zu tun haben?", wollte ich wissen und sah sie entgeistert an. „Aida ich kenne dich.", entgegnete sie. „Ach ja, wenn du mich so gut kennst, dann weiß du doch ganz sicher wo ich war und wo Mahir war.", ich wurde wütend und stand auf. „Rede doch mit mir verdammt. Du hast mir alles anvertraut früher. Seid du wieder hier bist ist alles anders. Du kannst doch nicht noch immer auf mich wütend sein.", rief sie mir zu. „Ach ja, kann ich das nicht? Du hast mir verheimlicht, dass meine große Liebe verheiratet ist. Du hast zugelassen, dass ich hierhin komme und es mit meinen eigenen Augen sehe. Du hast mich nicht geschützt und auch nicht vorgewarnt. Was fällt dir ein mich dann noch zu fragen, wo Mahir war. Ob er bei mir war oder nicht, kann dir doch egal sein. Er liebt seine Frau nicht, auch wenn er sie geheiratet hat und er wird sie auch nicht lieben, weil ich immer irgendwie in seinem Kopf herumgeistern werde. Ich werde seine große Liebe bleiben, egal was die Zukunft für uns beide bereit hält." Ich war durch und durch eifersüchtig. Edina kann mir gestohlen bleiben." „Also war er bei dir?", hinterfragte sie noch einmal. Ich sah sie nur stumm an, nahm meine Anziehsachen und ging Duschen. Ich machte unter der Dusche meine Atemübungen und versuchte dadurch runter zu kommen, aber es half nicht. Sie hatte es geschafft mich aus der Fassung zu bringen. Ich glaube es nicht. Wir sind wie Schwestern und dann verheimlicht sie mir seine Ehe. Wenn sie mich hätte schützen wollen, dann hätte sie es mir vorher schon gesagt und nicht zugelassen, dass ich es durch andere erfahre und noch mehr leide.

Fertig angezogen begab ich mich zurück ins Zimmer und fand eine geschockte Amna vor. Sie sah mich mit glasigen Augen an und richtete anschließend ihren Blick auf den Boden. „Was hast du?", fragte ich sie. „Er war also doch bei dir.", flüsterte sie. „Wieso interessiert dich das so sehr?", stellte ich ihr eine Gegenfrage. „Wieso es mich interessiert? Denkst du nicht, dass die gestrige Nacht sowohl dich als auch ihn noch mehr fertig gemacht hat? Hm? Meinst du nicht, dass ihr dadurch noch mehr kaputt gegangen seid? Und was ist das hm? Was ist das? Wieso hast du das jetzt schon, wenn du doch erst in einer Woche heiratest und wieso sind da schon einige Aufgebraucht?", sie hielt meine Antibabypillen hoch und wurde immer lauter. „Schrei mich nicht an. Du hast kein Recht dazu. Nein die Nacht hat uns nicht kaputt gemacht. Sie hat unsere Verbundenheit wiedergespiegelt und gezeigt, dass auch wenn es Mahir und Aida zusammen nicht mehr gibt, unsere Liebe trotzdem aufrecht bleibt.", entgegnete ich. „Und wieso die Antibabypille? Was habt ihr gemacht?", wollte sie wissen. „Ich habe mit ihm geschlafen. Deswegen die Antibabypille.", gab ich knapp von mir. „Wieso hast du das gemacht? Hast du denn keine Ehre mehr? Du schläfst mit einem verheirateten Mann, der angehender Vater ist, obwohl du selber auch schon verlobt bist. Was wird Emir dazu sagen, wenn er es erfährt? Was wird dann passieren? Du hast dich unter deinem Wert verkauft, so tief kannst du doch nicht gesunken sein.", erwiderte sie meine Aussage. „Mach dir darüber mal keinen Kopf. Wie kommst du überhaupt an die Pille? Sie war in meiner Tasche, was hast du an meiner Tasche verloren?", wollte ich unbedingt wissen. „Dein Handy hat geklingelt und gar nicht mehr aufgehört zu klingeln, da wollte ich rangehen und sagen, dass du unter der Dusche bist. Deine Tasche ist mir aus der Hand gefallen und ihr Inhalt hat sich auf dem Boden verteilt, da ist mit dieses Päckchen sofort ins Auge gestochen.", erklärte sie mir. „Das muss unter uns bleiben hast du verstanden? Emir weiß es zwar, aber er wird nichts sagen. Ich habe mit Mahir geschlafen, weil ich es nicht hätte ertragen können, wenn Emir meine Jungfräulichkeit bekommen hätte. Ich musste sie an Mahir verlieren, weil ich sonst gestorben wäre.", gestand ich ihr und brach zusammen. Sie nahm mich in ihre Arme und tröstete mich. Ich weinte wie ein kleines Baby. Zu meinem gebrochenen Herzen, kamen meine Krankheitsbedingten Schmerzen und die Schmerzen, die ich noch von gestern Nacht hatte. Es war schon ein Wunder, dass ich es bis nach Hause geschafft habe, weil meine Unterleibschmerzen unerträglich wurden. Amna tröstete mich und half mir, mich in mein Bett zu legen, um mich dort ausruhen zu können. „Es tut mir leid Aida. Ich wusste wirklich nicht, wie ich es dir sagen soll. Ich will doch auch nicht, dass du so leidest, ich habe eingesehen, dass es falsch von mir war. Ich ertrage deine Kälte nicht mehr, bitte verzeih mir. Wenn ich könnte würde ich die Zeit zurück drehen, doch leider ist dies nicht mehr möglich, als bitte nimm meine Entschuldigung an, weil ich sonst wirklich am Rad drehe.", ich lächelte sie an und nahm ihre Hand in meine. „Mir tut es leid, dass ich so ein Sturrkopf war. Ich war zwar wütend, aber wir sind Schwestern. Ich verzeihe dir. Jetzt ist es eh zu spät, um weiterhin wütend auf dich zu sein. Ich werde den Jungen heiraten, den ich am meisten Hasse, was kann mir schon schlimmeres passieren. Mach dir kein Kopf, du kennst die alte Aida, dann musst du dir nur vorstellen, dass die jetzige Aida, noch fünf Mal schlimmer ist, als die Alte. Du weiß ganz genau, dass ich es schaffen werde.", sie lächelte mich an und ich zog sie zu mir, um sie zu umarmen.

Kampf zwischen Herz und VerstandWo Geschichten leben. Entdecke jetzt