SECHSUNDZWANZIG

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„Ma sha ALLAH, ich habe noch nie eine schönere Braut gesehen.", sagte Amna und stellte sich gegen über von mir. „Du hast sehr wahrscheinlich auch noch nie eine unglücklichere Braut gesehen.", entgegnete ich und atmete tief ein und aus. „Wir müssen so langsam aber sicher zum Restaurant.", bemerkte ich und lief zum Auto. Irgendwie setzte ich mich ins Auto und wir fuhren zum Restaurant. Da der Hochzeitszug, der mich abholen wird, viel zu groß ist und nicht alle in unsere Villa passen, empfangen wir den Hochzeitszug im Restaurant und dort werde ich auch abgeholt. Knapp 15 Minuten später waren wir am Restaurant und stiegen aus. Wir Mädchen begaben uns ins Nebenzimmer und warteten dort auf meinen Hochzeitszug. Ich war genervt, gar nichts lief so, wie ich es wollte. Ich ließ mich mit meinem riesigen Kleid auf einen Stuhl plumpsen und wartete. Amna lief die komplette Zeit hin und her und brachte mir alles, was ich wollte. Gegen 11 Uhr kam der Hochzeitszug und wie es sich gehörte, wurden sie von uns empfangen, bekamen Blumengestecke angesteckt und Essen wurde ihnen serviert. Mich kamen die ganzen Frauen begutachten und beglückwünschen. Ich setzte ein falsches Lächeln auf und versuchte zu allen nett zu sein. Eine Stunde später, kam mich der Vedad, der Trauzeuge von Emir, abholen. Er schenkte mir einen Ring, den er mir traditionell ansteckte. Zuerst legte er mir ein rotes Tuch über den Kopf und dann musste ich meine Handflächen zusammen legen und meine Finger spreizen. Vedad ging drei Mal von Finger zu Finger und steckte mir anschließend den Ring, an meinen Ringfinger. Er drehte mich drei Mal im Kreis und eigentlich gehört es sich dann auch, dass ich seine Hand küsse, aber da Vedad so alt war wie ich, hatten wir uns darauf geeinigt, dass er mir einen Kuss auf die Stirn gibt. Nach dieser Zeremonie, führte mich mein Bruder raus und Vedad überreichte ihm als Hochzeitsgabe, die vom Mann für die Braut kam, einen Umschlag, in dem sich Geld befand. Vedad nahm mich von meinem Bruder und führte mich Emir. Anschließend verabschiedete sich der Hochzeitszug und wir fuhren zum Standesamt. Im Standesamt, wurden wir verheiratet und dann ging es für Emir, mich und unsere Trauzeugen weiter zum Fotoshooting und die anderen fuhren schon einmal zum Saal. Nach den Fotos begaben wir uns auch zum Saal. Am Eingang empfing uns ein Tunnel gebildet aus Rosen. Jeder, der eine Rose hochhielt, signalisierte interessierten, dass der oder diejenige Single und noch zu haben ist. Auf der Tanzfläche angekommen, stimmten die Musiker eine Volksmelodie an und Emir und Ich eröffneten, mit allen anderen Tanzwilligen, mit einem folkloristischen Tanz, die Hochzeit. Nach diesem Tanz, wurde die Tanzfläche immer voller und voller. Wir tanzten folkloristische Tänze, Paartänze und noch vieles mehr. „Du scheinst glücklich, doch deine Augen verraten dich.", flüsterte Vedad mir ins Ohr, als er mich um den Tanz bat. Mein bester Freund und baldiger Schwager, wusste einfach wie ich ticke. „Vedad lass es gut sein. Es ist schon in Ordnung.", entgegnete ich. „Auch wenn Emir ein guter Freund von mir ist, finde ich es nicht gut, dass du ihn geheiratet hast. Weiß du, du wirst ihn die lieben und du wirst nie eine richtige Frau für ihn sein können, weil du immer noch Mahir liebst. Du wirst Mahir immer lieben und er wird immer in deinen Gedanken sein. Du wirst bei jeder kleinen Situation, die dich an ihn erinnert, zusammenbrechen. Ich kenne dich, du bist Herzkrank, du wirst es nicht aushalten. Ich liebe dich Schwesterherz, du weiß wie wichtig du mir bist, aber du hast einen Fehler gemacht.", ich lächelte ihn leicht an und gab ihm einen Kuss auf die Wange. „Bitte akzeptier es, ich habe mich damit abgefunden, bitte gebe auch du dich damit ab.", er seufzte und gab nach. „Ich bete zu Gott, dass er dich nicht leiden lässt. In sha ALLAH wirst du trotz unglücklicher Ehe, glücklich.", flüsterte er erneut in mein Ohr und schon war der Tanz vorbei. „Darf ich übernehmen?", fragte Emir, da die Musiker erneut ein langsames Lied anstimmten. „Natürlich Bruder, schließlich ist sie deine Frau.", Vedad legte meine Hand in Emirs und lächelte mich an. Emir zog mich zu sich und tanzte mit mir. „Jetzt bist du meine Frau Aida. Ich wusste doch, dass ich dich bekomme. Ich bin wirklich froh darüber und meine Familie freut sich auch über die neue Schwiegertochter. Du wirst sehen, ich werde dich glücklich machen. Ich werde es schaffen dich glücklicher zu machen, als dieser Bastard es gemacht hat.", ich spannte meinen Kiefer an. „Wie oft denn noch, erwähne ihn nicht mehr.", presste ich wütend über meine Lippen und sah ich dementsprechend auch an. „Wie ich es liebe, wenn du dich aufregst. Wir spielen ein Spiel Aida, ich weiß nur nicht, wen dieses Spiel unglücklicher macht, mich oder dich.", ich verstand ihn nicht. Wieso sollte er denn unglücklich sein, wenn er doch das bekommen hat, was er wollte. „Du und unglücklich? Du hast doch das bekommen was du wolltest, wie sonst auch immer.", erwiderte ich und setzte mir wieder ein Lächeln auf. Gute Miene zum Bösen Spiel. Anscheinend schien diese Parole zu meinem Lebensmotto geworden zu sein. „Frau Sinanovic, dir wird es an nichts fehlen. Wenn du erst einmal die Mutter meiner Kinder bist, dann wirst du noch höher angesehen werden. Eine Gala nach der anderen wir immer nur von uns sprechen. Wir werden das Traumpaar dieser Stadt und neben der Sache mit dem Traumpaar werden wir das erfolgreichste Paar.", das Lied war zu Ende und wir begaben uns zu unseren Platzten. „Was für Kinder Emir? Davon war nie die Rede.", sagte ich. „Was gehört denn dich für eine Ehe dazu? Was denkst du wozu deine Pflichten gehören?", fragte er mich. Entsetzt sah ich ihn an. Was denkt er sich, dass ich mit ihm schlafen werde? Dass ich mit ihm Kinder zeugen werde? Ist er denn auf den Kopf gefallen?

Kampf zwischen Herz und VerstandWo Geschichten leben. Entdecke jetzt