SIEBENUNDVIERZIG

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Ich las gerade die letzte Seite meines Buches, als mein Handy klingelte. Unbekannt rief mich an, sodass ich es mit der Angst bekam. Ist etwas passiert? Sofort bekam ich ein unwohles Gefühl in meiner Brust und nahm schnell ab.

„Hallo."

„Aida bitte hilf mir."

„Mahir was ist los?"

„Aida, Nejla. Sie, sie ist total neben sich. Sie hat 40 Fieber und ist schläfrig, ich bekomme sie nicht wach."

„WAS? Wo ist deine Mutter?"

„Babo und sie sind zu Verwandten und ich bin alleine mit der Kleinen. Kannst du bitte vorbei kommen?"

„Natürlich. Ich lasse eben Bajazit bei Elena und komm dann vorbei."

Ich legte auf und lief schnell zu Elena. „Was hast du denn?", fragte sie mich, da ich relativ aufgebracht war. „Mahir hat mich gerade angerufen. Nejla hat sehr wahrscheinlich einen Fieberschock ist muss zu ihr. Kannst du auf Bajazit aufpassen?", sie nickte schnell und bejahte es mit Worten. Ich brachte ihr Bajazit, zog mich an und lief zwei Häuser weiter. Mehrmals betätigte ich die Klingel, bis ein aufgebrachter Mahir die Tür aufmachte. Ich lief an ihm vorbei und suchte die Kleine. „Wo ist sie?", fragte ich ihn. „In meinem Zimmer.", gab er von sich und führte mich zu seinem Zimmer. Die Kleine lag völlig schwach auf seinem Bett. Umhüllt von Decken. „Was hast du gemacht? Deck sie doch nicht bei Fieber zu." Ich entfernte die Decken, zog ihr ihren Pyjama aus und ließ sie in ihrem Body. „Bleib bei ihr. Ich komm gleich.", ich begab mir in die Küche. Nahm mir Küchentücher und füllte kaltes Wasser in eine Schüssel. Schnell lief ich zurück ins Zimmer und tunkte die Küchentücher ins Wasser, legte sie um ihre Fußgelenke, Handgelenke und auf ihre Knie. „Habt ihr Schnaps?", fragte ich ihn und er sah mich verwirrt ein. „Schnaps?", hinterfragte er. „Ja, um ihre Socken in Schnaps zu tauchen und ihr anzuziehen, damit die Wärme aus ihrem gezogen wird.", erklärte ich ihm und machte sich auf die Suche nach Schnaps. Er kam nach einer Weile zurück und reichte mir die Flasche. Ich tränkte ihre Socken mit dem Schnaps und zog sie ihr an. Anschließend wickelte ich ihre Füße in ein Handtuch und tauchte die Küchentücher noch einmal ins Wasser und legte sie zurück an ihre Gelenke. Ich nahm die Schüssel und brachte sie zurück in die Küche und wusch sie. Anschließend suchte ich nach Medikamenten für Kinder und fand Zäpfchen gegen Fieber und Schmerzen. Ich lief damit zu Mahir. „Meinst du, dass ich ihr das geben kann?", fragte ich Mahir. „Sind das ihre Zäpfchen?", ich nickte. „Wieso ihre?", fragte ich ihn. „Sie hat das öfter mit dem Fieber. Bisher hat Edina sich immer darum gekümmert ich war damit noch nie alleine.", entgegnete er. „Ich gebe ihr das Zäpfchen.", sagte ich entschlossen und gab ihr eines der Zäpfchen. Eine Stunde später kam sie zu sich. „Mama.", sagte sie mit ihrer zarten kleinen Stimme und fing an zu weinen. Mahir stand auf und lief aus dem Zimmer. Die Kleine hat ihre Augen geschlossen und weinte. Ich nahm sie in meine Arme und drückte sie an mich. „Psst Misu mali. (kleine Maus)", versuchte ich sie zu beruhigen. Und legte meine Lippen auf ihre Stirn, um zu sehen, ob ihr Fieber gesunken ist. Doch ich spürte keine Veränderung. Anschließend nahm ich das Fieberthermometer, um zu sehen, ob ihre Temperatur gesunken ist oder nicht, als er Geräusche von sich gab, schaute ich drauf. 38,2 Zeigte die Anzeige und ich atmete erleichtert auf. Nach einer Zeit kam Mahir zurück ins Zimmer und ich stand auf. „Ich muss jetzt los. Ihre Temperatur ist etwas gesunken.", ich sah ihm in die Augen und sah, dass sie rot waren. Ich lief an ihm vorbei, doch er packte mich an meinem Handgelenk. Ich sah zuerst zu ihm und dann auf seine Hand, dabei Stach mir das Armband, welches ich ihm geschenkt hatte in die Augen. Ich drehte mich zu ihm und nahm sein Handgelenk in meine Hand. „Du trägst es immer noch?", fragte ich ihn. Er nahm meine linke Hand und drehte sie um. „Du trägst ihn immer noch?", sagte er. „Bis zur Unendlichkeit.", flüsterte ich. „Bis zum Tode.", entgegnete er. Ich löste meine Hand aus seiner und sah ihn traurig an. „Ich habe eine Idee.", er sah mich voller Hoffnung an. „Du musst bestimmt arbeiten oder so. Was hältst du davon, wenn ich Nejla zu mir nehme, bis sie wieder gesund ist.", schlug ich vor. „Ich weiß nicht.", er schien sich ziemlich unsicher zu sein. „Ich kann auf sie aufpassen und du gehst zur Arbeit. Wenn du dann am Ende der Woche mit der Arbeit fertig bist, kannst du sie wieder abholen kommen. Ich denke, dass du eine Pause brauchst.", ermunterte ich ihn ja zu meinem Vorschlag zu sagen. „In Ordnung.", gab er nach und ich schnappte mir eine Tasche und packte alle nötigen Sachen ein. Dazu gehörten natürlich auch die Zäpfchen. Ich zog sie an und packte sie in eine Decke. Mahir trug Nejla zu meinem Haus und ich die Tasche. Da es recht spät war, legte er sie nur ins Bett und sah mich dann an. „Kann ich ihn sehen?", fragte er mich. „Hey was wird das?", fragte Elena uns. „Schläft Bajazit schon?", fragte ich sie. „Ja, er liegt schon neben Elvin im Bett.", ich nahm Mahirs Hand und führte ihn zu Elvins Zimmer. Dort ließ ich ihn und begab mich wieder zu seiner Tochter. Ich legte sie Zurecht und wechselte erneut die Küchentücher. Elena hingegen sah mich verwirrt an. „Was wird das?", stellte sie ihre Frage noch mal. „Ich passe auf die Kleine auf, weil er mit ihrer Krankheit überfordert ist. Ich denke, dass er sein kleines Mädchen nicht so krank sehen kann, deswegen ist er wie paralysiert.", erklärte ich ihr. „Du wirst die Kleine noch ins Herz schließen.", flüsterte sie und zwinkerte mir zu. „Es geht nicht Elena. Nicht jetzt.", flüsterte ich zurück und schon stand Mahir in der Tür. „Ich gehe jetzt.", ich blickte ihm in die Augen und konnte mich nicht lösen. Wir sahen uns schweigend an, doch Elena unterbrach uns: „Komm, ich begleite dich bis zu Tür." Ich musste über sie lachen und legte mich zu der kleinen. Im zwei Stunden Takt, schaute ich, ob ihr Fiber gesunken ist oder nicht. Und Gott sei Dank, ist es am anderen Morgen weg gewesen. Sie saß neben mir im Bett und sah mich lächelnd an. „Guten Morgen süße.", sagte ich zu ihr und richtete mich auf. Ich nahm sie auf meinen Schoß und sie legte ihren Kopf auf meine Brust. Ich strich über ihren Kopf, als gerade die Tür aufging und mein kleiner Engel Bajazit ins Zimmer tapste. „Mama.", sagte er und sah mich geschockt an. „we bit du?", fragte er Nejla, als er sie auf meinem Schoß sah. „Tut mir leid, ich musste ihm die Tür aufmachen, er wollte unbedingt zu dir.", sagte Elena. Ich lachte nur und hob auch Bajazit auf mein Bett. Er sah Nejla an und dann mich. „Ovo je jedna seka, koja ce ostat malo kod nas. (Das ist ein Mädchen, welches ein bisschen bei uns bleiben wird.)", erklärte ich ihm. „Bajazit ova seka se zove Nejla. (Bajazit dieses Mädchen heißt Nejla.)", er nickte und sah mich dann mit großen Augen an. Nejla tat es ihm gleich und lächelte. „Komm wir ziehen uns jetzt an und dann gehen wir zusammen mit Elvin und Tante etwas essen.", sagte ich zu den beiden und setzte Nejla neben Bajazit. Ich nahm für Bajazit einen neuen Body heraus, Windeln, eine Strumpfhose und ein einfaches Oberteil. Das gleiche Nahm ich für Nejla raus und zog beide um. Anschließend machte ich mich fertig und begab mich mit den zwei Engeln in die Küche, wo Elena und Elvin gemeinsam das Essen zubereiteten. Ich sah mich Bajazit und Nejla an und musste feststellen, dass Nejla nur wenige Wochen älter ist als Bajazit, da Bajazit ein Frühchen war. „Tetka Elena je spremila sa bracom Elvin da jedemo. Sta cemo im reci. (Tante Elena hat zusammen mit Elvin das Frühstück zubereitet. Was sagen wir zu ihnen?)", Bajazit und Nejla sahen mich mit einem Lächeln an und sagten dann im Chor: „Dakeee.", und zogen das E in die Länge. Ich setzte Bajazit in seinen Stuhl und Nejla auf meinen Schoß. Bajazit zickte erst einmal rum, weil er seine Mutter nicht teilen wollte, doch als ich ihn beruhigt hatte, konnten wir in Ruhe essen. Nach dem Essen gingen die drei etwas spielen und ich räumte die Küche auf. Anschließend sahen Elena und ich den Kindern beim Spielen zu. „Bajazit und Nejla sehen sich schon ähnlich.", bemerkte Elena. „Ja.", gab ich in einem Schluchzer von mir. „Die drei verstehen sich wirklich sehr gut.", fügte ich hinzu. „Wann willst du ihnen sagen, dass sie Geschwister sind?", fragte mich Elena. „Ich habe keine Ahnung. Am besten gar nicht. Alles würde auffliegen, ich weiß nicht, ob ich das verkraften kann.", gestand ich Elena. „Es muss doch niemand erfahren. Sie sollen denken, dass sie Halbgeschwister sind. Irgendwie kann man das doch regeln.", ermunterte mich Elena, doch es nützte nichts.

...

„Danke Aida.", bedankte sich Mahir, der gerade in meinem Wohnzimmer saß. Wir schwiegen uns an, niemand brachte auch nur ein Wort über die Lippen, bis er sich bedankte. „Bitte, die Kleine ist ein Engel. Sehr lieb und sie hat sich sehr gut mit den Jungs verstanden.", erzählte ich ihm. „Ich liebe dich Aida und ich will dich nun endlich an meiner Seite haben. Du hast mit an dem einen Abend einfach so da stehen lassen. Ohne auch nur etwas zu sagen. Ich bin wie auf glühenden Kohlen. Möchte endlich mit dir zusammen sein und dich lieben, so wie du es verdient hast, so wie ich dich immer lieben wollte.", ich sah ihn an und konnte nichts sagen. Er nahm meine Hand in seine und drückte sie. Mein Herz schlug schneller, ich wurde auf einmal nervös und auch mein Atem wurde schneller. Er kam mir immer näher und legte seine Lippen auf meine. Für einen Moment erwiderte ich den Kuss, doch ich drückte ihn weg. „Mahir.", flüsterte ich außer Atem. „Das ist falsch.", wütend stand er auf und fuhr sich durch die Haare. Er lief auf und ab und sah mich verzweifelt an. „Warum ist es falsch? Wir lieben uns, wir haben ein gemeinsames Kind und wir wollten schon immer zusammen sein. Warum ist es jetzt falsch?", fragte er mich. Meine Augen füllten sich mit Tränen, ich wollte und konnte ihm keine Antwort geben. Natürlich will ich ihn an meiner Seite haben, natürlich will ich ihn lieben, natürlich würde ich alles Erdenkliche tun, nur um ihn glücklich zu sehen, doch es fühlt sich nicht richtig an. „Mahir würdest du mit mir nach Deutschland ziehen?", fragte ich ihn diese simple Frage. Er schwieg und sah auf seine Hände. Er gab mir keine Antwort und das war für mich Antwort genug. „Ich werde nicht immer hier bleiben. Mein Kind soll auch seine Großeltern meinerseits kennenlernen. Emirs Eltern wollen ihn auch aufwachsen sehen. Du schweigst einfach und gibst mir keine Antwort und das ist mir Antwort genug. Ich bin es wieder nicht wert. Schon wieder nicht.", ich schlug gegen seine Brust und weinte. Er sah mich nur stumm an, nahm Nejlas Sachen und Nejla und verließ das Haus. Er ließ mich weinend zurück und ich konnte es ihm nicht einmal wirklich mehr übel nehmen. Weinend viel ich auf meine Knie und weinte mir den Frust von der Seele. Anschließend machte ich mich zurecht und fuhr zum Grab. Erneut fiel ich weinend, vor Emirs Grab, auf meine Knie. „Was ist das nur für eine Probe? Was ist das nur für ein Schicksal Emir? Wie soll ich das alles durchstehen? Wie soll ich es schaffen? Wofür soll ich mich entscheiden. Weise mir den Weg, ich halte es nämlich nicht mehr aus. Ich platze. Es fühlt sich so verdammt richtig an ihn zu lieben du doch fühlt sich ein Leben mit ihm falsch an. Ist es wirklich so falsch? Was mache ich nur mit meiner Liebe? Wie soll ich damit umgehen? Wieso musstest du gehen und alles so kompliziert machen? Vielleicht wurde ich jetzt dich lieben und ihn vergessen. Vielleicht hätten wir ein tolles Leben mit Bajazit. Wieso muss alles noch komplizierter kommen, als es schon ist?"


Ich glaube, dass die Geschichte sich dem Ende neigt. Ich würde sagen, dass es an euch und euren Meinungen liegt, ob Mahir und Aida zusammen gehören oder nicht? Ich weiß noch nicht, wie ich die Geschichte enden lassen soll, vielleicht könnt ihr mir ja Vorschläge in den Kommentaren hinterlassen.

Viel Spaß beim Lesen :D

Kampf zwischen Herz und VerstandWo Geschichten leben. Entdecke jetzt