ACHTUNDDREIßIG

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„Ein Schock für die Komplette Familie Sinanovic. Nur 7 Monate, nach der Geburt seines neuen Sohnes, stirbt der junge Mann im Alter von 25 Jahren. Der hohe Geschäftsmann, Emir Sinanovic, starb am 27 Januar. Knapp 16 Monate war er verheiratet und verlässt nun seine Frau und seine Kinder. Ein Gehirntumor war der Auslöser des Todes. Wie man sieht hat dem Geschäftsmann nicht einmal sein Vermögen geholfen, um gesund zu werden. So sieht man, wie schnell das Leben vorbei sein kann und wie wenig der Mensch eingreifen kann, wenn er an der Tür klopf. Wir wünschen der Familie viel Geduld und ruhige Tage und dem Toten, dass er in Frieden ruht.", ist das deren Ernst? Ich kann es nicht glauben. Schluchzend, saß ich auf dem Sofa neben meiner Schwiegermutter und sah mir diese Nachrichten an. Ich schüttelte meinen Kopf und schloss meine Augen. „Nicht einmal in solch einer Situation können sie uns in Ruhe lassen. Wieso verstehen sie nicht, dass wir ihre kommentare nicht brauchen. Sie können da bleiben wo der Pfeffer wächst. Sto nas ne pustu na miru da tugujemo? (Wieso lassen sie uns nicht in Ruhe trauern)", ich legte meine Hände vor mein Gesicht und weinte rein. Der Verlust von Emir traf mich noch mehr, als ich es wahrhaben wollte. In zwei Tagen ist die Beerdigung von ihm. Wir saßen zu Hause alle beisammen, um alles zu organisieren und zu besprechen, doch alle schwiegen und wagten sich kein Wort zu sagen. Noch nicht einmal die Frau von Eldin, wagte sich die freudigen Nachrichten, die sie empfangen hatte, auszusprechen, aus Angst, dass sie jemand dumm anmachen könnte. Ich stand auf und lief in dem großen Wohnzimmer rum, wahrscheinlich würde ich dadurch alle verrückt machen, aber mich beruhigte es und ich konnte nachdenken. „Ich habe alles geklärt, was es zu klären gab. Die Beerdigung ist geplant, Emir wird in Montenegro begraben, so wie er es wollte. Ich habe die Flüge organisiert, ich habe das Essen für die Gäste organisiert, ich habe den Ablauf, des Tages der Beerdigung organisiert.", meldete sich Eldin zu Wort. Jedes Wort, das über seine Lippen kam, senkte meine Laune nur noch mehr und vergrößerte den Schmerz in meiner Brust. „Wann hast du das organisiert?", fragte mein Schwiegervater ihn. „Ich konnte die letzten beiden Nächte nicht schlafen und habe mich darum gekümmert.", beantwortete Eldin seine frage und wir schwiegen uns erneut an. Meine Schwägerin, also die Frau von Emir stand auf und begab sich in die Küche, ich folgte ihr und setzte mich zu ihr an den Tisch. Ihre Augen hatten sie gefüllt. „Ich weiß, dass es schwer für dich ist und dass du Angst hast, aber du solltest denen sagen, dass du schwanger bist. Sie werden sich, trotz der Trauer, freuen. Ich weiß, dass die Situation doof ist, Emir ist tot und du bekommst keine Feier, um deine Schwangerschaft zu feiern, aber man kann das nachholen. Sag es ihnen, du darfst dich durch das Schweigen nicht stressen lassen, damit schadest du nur dem Kind und jetzt darf für dich nichts wichtiger sein, als dein Kind. Du musst jetzt nur an dich denken und nicht an die anderen. Sonst riskierst du es, dass du das Kind verlierst und das willst du doch nicht. Ihr habt euch das Kind doch so sehr gewünscht und jetzt hat es endlich geklappt.", ich nahm ihre Hände in meine und drückte sie, dabei fielen mir Tränen über die Wange und ich dachte an den Tag, als Emir erfahren hatte, dass ich schwanger bin und wie er sich gefreut hat. „Woher weiß du, dass ich schwanger bin?", wollte sie wissen und wischte sich die Tränen weg. „Ich habe deinen Mutterpass gesehen und ich habe bemerkt, dass du dich verändert hast.", beantwortete ich ihr ihre Frage und versuchte sie anzulächeln, obwohl mein Herz weinte und weh tat. „Komm wie gehen zurück ins Wohnzimmer, dann schnappst du dir Eldin, führst ihn in euer Stockwerk oder in ein anderes Zimmer und dann benachrichtigst du ihn von deiner Schwangerschaft, dann kommt ihr zurück und erzählt den anderen davon. Anschließend packen wir unsere Klamotten zusammen und fliegen nach Montenegro.", sie nickte und wir standen auf. Sie tat das, wozu ich ihr geraten habe und ich setzte mich neben Elena. „Du kommst mit dem Kleinen mit nach Montenegro. Ich möchte dich dabei haben.", sagte ich ihr und sie sah mich dankbar an. „Ich danke dir, ich weiß, ich gehöre hier nicht her, ich passe hier nicht rein. Seine Eltern, Geschwister, Kinder, seine Frau und dann bin ich da.", ich schüttelte meinen Kopf. „Sag sowas nicht, du gehörst genauso dazu, wie wir anderen auch. Du bist zwar weder seine Frau, noch Verlobte, aber trotzdem verbindet euch etwas. Euer Sohn und eure Liebe verbinden euch und auch wenn ich den Platz seiner Frau eingenommen habe, warst du immer noch in seinem Herzen und hast durch euren Sohn an seinem Leben teilgenommen.", ermunterte ich sie und nahm sie in den Arm.

Kampf zwischen Herz und VerstandWo Geschichten leben. Entdecke jetzt