„Hey Duso, dobro nam dosle (hey Schatz, herzlich willkommen)", hieß uns mein Cousin Melih willkommen. „Bolje te nasle (Antwort auf Herzlich willkommen)", entgegneten wir wie aus einem Munde. „Na, was führt euch zu mir? Besser gesagt, was führt euch nach Istanbul?", fragte er uns. „Na, Amars Hochzeit führt uns nach Istanbul, weil wir hier Kleider kaufen möchten. Und da dachte ich mir, wenn wir schon mal hier sind, dann können wir dich auch besuchen kommen. Wie geht's dir und Selma?", er lächelte. „Sehr gut, ich werde Vater.", ich schrie auf. „Oh mein Gott. Wirklich? Herzlichen Glückwunsch. Wieso hast du mir das nicht früher gesagt, dann wäre ich zu euch nach Hause gekommen und nicht einfach nur ins Cafe.", schimpfte ich mit ihm. „Ich hatte wirklich viel zu tun. Es gab auch einige Komplikationen. Selma musste operiert werden und es bestand sehr lange die Gefahr, dass wir eine Fehlgeburt erleiden." „Was? Wie geht es ihr und dem Kind denn jetzt? Wie weit ist sie? Wisst ihr schon was es wird?", überhäufte ich ihn mit Fragen. „Du hast dich kein bisschen verändert. Ihr geht es besser, Gott sei Dank. Dem Kind geht es auch gut. Sie ist schon im vierten Monat und wir bekommen ein kleines süßes Mädchen.", ich lächelte ihn an. „Ich möchte euch hier nicht so stehen lassen. Ich habe hier ein freies Separee, dass ich euch anbieten könnte.", er führte uns zu dem Separee und wir nahmen Platz. Er setzte sich auch zu uns, damit ich mich noch mit ihm unterhalten konnte. „Was darf ich euch bringen?", fragte er uns und nahm somit unsere Bestellung auf. Melih war der Sohn von meiner Hala, also von meiner Tante. Seine Mutter und mein Vater sind Geschwister. Seine Mutter wollte nicht in Deutschland bleiben, da ihr Mann und seine Familie eigentlich in der Türkei gelebt haben. Meine Tante und ihr Mann haben sich in Deutschland kennengelernt, weil er zu der Zeit in Deutschland gearbeitet hat. So kam das eine zum Anderen, sie verliebten sich, heiratete, bekamen Kinder, lebten einige Jahre in Deutschland, bis sie beschlossen in die Türkei zu ziehen. Melih brachte uns unsere Bestellug und setzte sich wieder zu uns. „Kako su Hala i Tetak? (Wie geht es Onkel und Tante?)", fragte ich ihn. „Mama i Babo su dobro. Trnutno se spremaju za Amarovu svadbu (Mama und Papa geht es gut. Momentan bereiten sie sich auf Amars Hochzeit vor)", ich nickte. „Kommen du und Selma auch?", er zuckte mit den Schultern. „Ich weiß es um ehrlich zu sein noch nicht. Selma geht die Tage zum Arzt, um mit ihm zu schauen, ob sie fliegen darf oder nicht und dann entscheiden wir das ganz Spontan.", ich nickte. „Ja, sie soll sich nicht überanstrengen oder etwas riskieren. Wenn es nicht geht, dann eben nicht, wenn ich heirate habt ihr die Gelegenheit zu kommen.", er lachte und so unterhielten wir uns den Rest des Abends, bis wir gegen zwei Uhr morgens beschlossen nach Hause zu fahren.
„Ich bin wirklich erschöpft und müde. Die letzte Woche, in der ich ihn kaum, besser gesagt, gar nicht gesehen habe, hat mich wirklich fertig gemacht und dann das Wiedersehen auf dem Weg zum Flughafen, hat mir noch einmal den Rest gegeben.", sagte ich zu Albulena, als wir uns bettfertig gemacht und ins Bett gelegt hatten. „Das glaube ich dir, aber du hast dich, Gott sei Dank, dazu entscheiden zu ihm zurück zu kehren. Es wird für euch nur von Vorteil sein und positive Ereignisse bringen, da bin ich mir sicher. Jetzt kannst du auch die zwei Wochen entspannen und dich auf euer Wiedersehen vorbereiten. Es hat mir wirklich weh getan, dich so zerstört und kaputt zu sehen.", entgegnete Albulena. „Danke, ohne dich und deine Worte hätte ich mich bestimmt nicht dazu entscheiden wieder zurück zu fliegen, um ihm beizustehen, und mit ihm zu sein. Ich bin froh dich zu haben." „Ich bin auch froh dich zu haben Aida. Du hast mir auch aus meinen dunklen Zeiten geholfen, da bin ich dir wirklich sehr dankbar für."
...
„Was genau suchst du denn?", fragte ich Amna, die, genauso wie ich, immer noch nicht ein Kleid für die Hochzeit meines Bruders gefunden hatte. „Ich habe keine Ahnung. Ich hab dir doch gesagt, dass ich das Kleid, was ich mir vorgestellt habe, einfach nicht finden werde.", entgegnete sie schon fast weinend. „Welche Farbe soll es haben?", wollte ich wissen. „Rot." „Lang oder kurz?", sie schaute mich verwirrt an. „Was wird das?", fragte sie. „Na ich versuche mir eine Vorstellung von deinem Traumkleid zu machen.", beantwortete ich ihre Frage. „Hm, es soll lang sein, es soll Spitze beinhalten, es soll ein Rückedekolleté haben, dafür vorne hochgeschlossen sein. Es darf nicht zu lange Ärmel haben und es muss sitzen.", sie zählte alle Punkte auf und ich machte mir alle möglichen Gedanken zu ihrem Traumkleid. In dem Laden, in dem wir uns momentan befinden, könnte man so ein Kleid einfach schneidern lassen. Ich setzte mich zusammen mit Amna etwas hin und fragte die Verkäuferin, ob sie nicht vielleicht ein Blatt und ein Bleistift für mich hätte. „Was hast du vor Aida?", wollte Amna wissen. „Ich versuche dein Traumkleid zu zeichnen und wenn es so ist, wie du es haben möchtest, dann werde ich es der Schneiderin hier zum Schneidern in Auftrag geben.", erklärte ich ihr mein Vorhaben. „Du bist doch verrückt.", entgegnete sie. „Außerdem ist das viel zu teuer.", fügte sie noch hinzu. „Na und Vedad hat gesagt, dass er bezahlt.", mischte sich nun Ajla ein. „Ja, aber ich möchte nicht unverschämt sein. Mir ist es immer noch nicht so geheuer, dass er das Kleid zahlen möchte.", erwiderte Amna. „So, darüber machen wir uns keinen Kopf jetzt. Amna, steh mal bitte kurz auf und dreh dich, damit ich eine ungefähre Vorstellung vom Bau deines Körpers habe.", mischte ich mich nun wieder ein. Amna schnaubte, stand auf und ließ mich machen. Zwei Stunden später hatten wir durch das gemeinsame Arbeiten ein Kleid gezeichnet, welches einfach alle vom Hocker hauen wird. „Es ist Super geworden Aida.", schwärmte Amna. „Dann geh ich mal mit Hülya sprechen.", entgegnete ich. „Aber warte Aida, du hast noch gar kein Kleid.", ich lächelte sie an. „Doch es ist seit einer Woche in Bearbeitung.", erklärte ich und machte mich voller Elan zu Hülya, der Schneiderin, des Kleiderhauses. Als ich auch mit ihr alles zu Ende besprochen hatte, begab ich mich zurück zu den Mädchen. Albulena und Ajla hatten schon ihr Kleid gefunden, sodass wir uns auf den Weg zurück zum Hotel machten. Dort angekommen, liefen wir auf unsere Zimmer, zogen uns unsere Bikins und lockere Klamotten an und begaben uns zum Buffet. Dort genossen wir erst einmal die verschiedenen Gerichte und schlugen uns die Bäuche voll. „Chillen wir uns gleich an den Pool?", fragte Albulena. „Ja können wir machen.", sagten Ajla und Amna wie aus einem Munde und fingen deswegen an zu lachen. „Eh, ich möchte an den Strand, aber ich stoße später zu am Pool.", berichtete ich den Mädchen von meinem Vorhaben. „Sollen wir mitkommen oder willst du alleine sein?", wollte Albulena wissen. „Ich möchte gerne alleine sein.", beantwortete ich ihre Frage und stand auf. Ich brachte mein Teller weg, verabschiedete mich von den Mädchen und begab mich zu Yusuf Bey, unserem Chauffeur. „Wo möchten sie hin Frau Kozar?", fragte mich Yusuf Bey. „An den Strand.", er nickte, öffnete mir dir Tür, vom Wagen und fuhr mich zum Strand. „Wann soll ich sie abholen kommen?", wollte er wissen. „In einer Stunde bitte.", er lächelte mich an, verabschiedete sich von mir und fuhr wieder zurück. Ich suchte mir am Strand ein ruhiges Plätzchen, setzte mich hin und betrachtete das Meer und den Sonnenuntergang. Es beruhigte mich und ließ mich vergessen. Das Wasser erinnerte mich an den kleinen Fluss und automatisch dachte ich an Mahir. Was er jetzt wohl so macht? Ober er mich genauso vermisst wie ich ihn? Wird er sich Freuen, wenn er sieht, dass ich zurückgekommen bin? Ich werde ganz hibbelig, wenn ich dann an unser erstes Treffen denke, wenn ich wieder zurück in Montenegro bin. In sha ALLAH wird alles so, wie ich es mir vorgestellt habe. Auch wenn ich keine Lust auf das Dorf hatte, auch wenn ich keine Lust auf Montenegro hatte, zog es mich dorthin, weil er da war. Weil meine große Liebe dort war, die große Liebe, die ich unbedingt für immer und ewig an meiner Seite haben möchte. Von Tag zu Tag, vermisse ich ihn mehr und mehr. Dass ich mich so sehr in eine Person verlieben kann, hätte ich mir im Leben nicht erträumen können. Die einzigen Tatsachen, die meine Sehnsucht nach ihm tilgten sind die Tatsache, dass ich ihn in knapp 3 Wochen wiedersehen werde, dass er mich liebt und dass ich ihn liebe und dass wir jeden Abend von demselben Himmelszelt bedeckt werden. Ob er gerade auch an mich denkt? Was macht er wohl gerade? Reflexartig schnappte ich mir mein Telefon und wollte seine Nummer wählen, um ihm zu erzählen, dass ich zurück komme, doch dann würde ich die Überraschung kaputt machen. Ich kann es kaum abwarten sein Gesicht zu sehen, wenn ich mit dem Thema heiraten und in Montenegro zusammenleben ankomme. Mein Grinsen wurde breiter mit jeder kleinen Erinnerung an ihn und an unsere gemeinsame Zeit. Nach einiger Zeit stand ich auf und lief am Ufer des Wassers, den Strand entlang und schwelgte einfach in meinen Erinnerungen. Unsere erste Begegnung, unser erster Streit, unser erster Kuss. Oh mein Gott der erste Kuss. Total unerwartet und wenn ich jetzt so daran zurückdenke, dann war es schon ein Erlebnis. Wie soll ich unseren Kindern dann erklären, dass mich ihr Vater während einer Diskussion, die nicht in unserer Beziehung stattgefunden hat, einfach so geküsst hat? Ich musste laut auflachen und schüttelte meinen Kopf. Was ist nur los mit mir? Ich denke immer und immer öfter ans Heiraten und an Kinder. Und das alles hat mir nur Mahir ermöglicht, ohne ihn, wäre ich immer noch gefühlskalt, herzlos, einfach die alte Aida. Ich liebe den Menschen, der mich zu dem gemacht hat, wer ich heute bin und ich liebe mein neues Ich. Ich liebe den Menschen, der mich verändert hat und der mich dazu ermuntert hat zu dem Menschen zu werden, der ich schon immer sein wollte, aber nie sein konnte. Die alte Aida ist begraben und die neue ist auferstanden. Ich habe meine Kälte und Herzlosigkeit ganz tief in meinem Herzen begraben, sodass ich nicht so schnell wieder zugriff darauf haben werde.
Als die Stunde vorbei war, kam Yusuf mich abholen und fuhr mich auch zurück zum Hotel. Dort begab ich mich sofort zum Pool, wo ich meine Cocktails schlurfenden Mädchen vorfand. „Hier bin ich wieder. Und habt ihr mich vermisst.", rief ich ihnen zu, um auf mich aufmerksam zu machen. „NÖÖ.", riefen alle drei wie aus der Pistole geschossen. „Pff, merk ich mir.", entgegnete ich und zog mir meine Klamotten aus. „Derjenige, der dich zur Frau bekommen, wird sehr Wahrscheinlich vom Glück gesegnet sein.", sagte Ajla zu mir. „Wieso?", fragte ich sie völlig verwirrt. „Na du hast schöne und nicht gerade kleine Brüste, hast einen knackigen Arsch, einen definierten Bauch und einen Straffen Körper.", beantwortete sie mir meine Frage. „Hahah, danke.", entgegnete ich. „Ajla duso, ihr Körper ist harte Arbeit gewesen. In jeder freien Minute hat sich Aida, dem Sport zugewandt und so ihren Stress verarbeitet.", meldete sich Albulena zu Wort. Sie hatte recht, früher bin ich jedes Mal, wenn ich stress hatte, ins Fitnessstudio gegangen, um dort meinen Frust abzulassen und so ergab es sich, dass sich mein Körper formte und mein Stoffwechsel ändert. „Wer zuletzt im Pool ist schmeißt die nächste Runde.", schrie ich und rannte zum Pool. Die Mädchen standen alle auf und sprangen Lachend ins Wasser. „Albulena und Ajla waren gleichzeitig im Wasser, ich würde sagen, dass beide jeweils eine Runde schmeißen, was sagst du Amna? Stimmst du mir zu?" „Natürlich stimme ich dir zu.", wir fingen alle vier an zu lachen und verbrachten auch einige angenehme Stunden zusammen am Pool, indem wir uns unterhielten, Pläne machten und unsere Cocktails Schlurften. Nichts desto trotz behielt ich Mahir im Hinterkopf und auch wenn ich nicht jede Sekunde an ihn dachte, dann war es jede Minute. Ich liebe diesen Mann so unglaublich sehr und ich habe mich selber vor einer Welle schlechter Gefühle gerettet, indem ich mich entschieden habe zu ihm zurück zu kehren und mein Leben, dort im Dorf, bei ihm zu verbringen.
Meinungen? Kritik?
Viel Spaß beim Lesen :D
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Kampf zwischen Herz und Verstand
RomanceKampf zwischen Herz und Verstand „Aida bitte, du siehst das alles zu locker. Irgendwann willst du doch auch heiraten. Was dann?" „Ich heirate einen der mich so akzeptiert wie ich bin, oder ich heirate gar nicht. Ganz einfach." „Wenn du meinst." „Alb...