DREIUNDVIERZIG

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VERGANGEHEIT

Die Schmerzen wurden immer unerträglicher. Dadurch fiel mir das Fahren schwer und ich muss sagen, dass ich wirklich froh war, als ich die Praxis endlich erreicht hatte. Dort angekommen, meldete ich mich an der Rezeption, als Notfall und da sie meine Unterlagen hatten und meine Geschichte kannten, musste ich auch nicht lange warten, sondern wurde sofort dran genommen.

Als die dort arbeitende Ärztin mich zu sich rief, erklärte ich ihr meine Schmerzen und mein Kommen. Außerdem fügte ich noch hinzu, dass mich seit Tagen eine große Müdigkeit, Übelkeit und Stimmundschwankungen plagen. Sie hing mich sofort an den Tropf, um die Schmerzen loszuwerden. Davor nahm eine Krankenschwester bei mir Blut ab und schickte es ins Labor. Eine halbe Stunde verging und meine Schmerzen wurden immer weniger und weniger. Als der Topf komplett zu Ende war, rief mich die Ärztin wieder zu sich. Da ich immer noch über Schmerzen im Unterleib klagte, legte sie mich auf die Liege und fertigte einen Ultraschall an. Ich blickte auf den Monitor und erkannte Unstimmigkeiten. Eigentlich müsste das Bild, welches ich erblicke leer und schwarz sein, doch dies war nicht der Fall. „Was ist das?", fragte ich und zeigte darauf. „Das meine Liebe, ist ein Baby. Herzlichen Glückwunsch sie sind schwanger.", gratulierte sie mir. Geschockt sah ich sie an. „Wie, wie ist das möglich? Ich nehme die Pille.", stotterte ich vor mich hin. „Ihre Medikamente haben die Pille außer Kraft gesetzt, sodass sie in der sechsten Woche schwanger sind.", erklärte sie mir. „Sechs, sechs Wochen?", hinterfragte ich erstaunt. Sie nickte und wischte mir das Gel von meinem Bauch. Immer noch völlig geschockt zog ich mich an und ließ mich von meiner Ärztin beraten. Sie sagte mir etwas zur Schwangerschaft, dass ich zum Gynäkologen muss und so weiter. Ich verabschiedete mich von ihr und fuhr nach Haus. Doch ehe ich losfahren konnte rief mich Emir an.

„Wo bist du? Wieso verlässt du das Haus ohne jemandem auch nur etwas zu sagen?
„Ich war beim Arzt, ich fahre jetzt zurück"
„Will ich auch hoffen."
„Ich hasse dich."

Gab ich knapp von mir und legte somit auf. Ich startete den Motor und fuhr nach Hause. Meine Gedanken waren gar nicht so ganz bei der Sache, weshalb ich mich gar nicht auf das Fahren konzentrieren konnte. Wenn ich ehrlich bin, weiß ich gar nicht, wie ich es überhaupt geschafft habe nach Hause zu kommen. Als ich das Auto in der Tiefgarage geparkt hatte, begab ich mich auf unser Stockwerkt. Esma kam mir entgegen und sah mich aufgebracht an. „Herr Sinanovic ist sehr wütend.", flüsterte sie mir zu und ich zuckte nur mit meinen Schultern und lief ins Wohnzimmer. „WIESO SAGST DU NICHT BESCHEID, WENN DU ZUM ARZT GEHST?", fragte er mich. „Wenn du nicht normal mit mir redest, will ich auch gar nicht mit dir reden.", entgegnete ich. „Wieso bist du zum Arzt gegangen?", wollte er wissen. „Weil ich wegen dir unnormale Schmerzen hatte, die trotz Tabletten nicht weggehen wollten.", antwortete ich ihm. Er sah mich auf einmal mit einem traurigen Blick an und setzte sich aufs Sofa. „Was hat der Arzt gesagt?", fragte er mich. „Herzlichen Glückwunsch, du hast es geschafft schon beim ersten Wurf einen Treffer zu landen. Ich bin in der zweiten Woche schwanger.", er sah mich entsetzt an und konnte meinen Worten nicht folgen. Ich klatschte ihm das Ultraschallbild auf den Tisch und stand auf. „Hier sieh es dir an, das ist das einzige, was du von deinem Kind sehen wirst, präge dir das Gefühl gut ein, denn das wirst du nie wieder haben, denn in zwei Wochen habe ich ein Abtreibtermin."

ENDE

Mahirs Mutter saß mir immer noch gegenüber. Wir schwiegen, weil ich nicht wusste, was ich ihr zu ihrer Aussage noch sagen sollte. Es war sehr offensichtlich, dass sie recht hatte. Leugnen wäre sowieso zu spät. „Ja, du hast recht. Mahir ist Bajazits Vater.", bestätigte ich nun trotzdem ihre Aussage. „Willst du es ihm sagen?", fragte sie mich. „Nein.", entgegnete ich. „Und du sagst es ihm bitte auch nicht.", fügte ich noch hinzu. Sie sah mich mit einem undefinierbaren Blick an. „Bitte versprich es. Schwöre es ich möchte dich nämlich nicht beschwören, es nicht zu tun. Er darf es fürs Erste nicht wissen. Das würde alles kaputt machen.", sie sah mich immer noch stumm an. „Ich finde, dass er es erfahren sollte. Er hat ein Recht dazu es zu erfahren, schließlich ist er Bajazits Vater.", erwiderte sie. „Bitte, versprich es mir.", wiederholte ich mich. „Versprochen.", gab sie gezwungenermaßen von sich und verabschiedete sich von mir, sodass unser Gespräch mit ihrem Versprechen zu Ende war.

Kampf zwischen Herz und VerstandWo Geschichten leben. Entdecke jetzt