ACHTUNDVIERZIG

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Ich riss meine Augen auf und blickte die dunkle Decke an. Die Uhr zeigte schon 5 Uhr morgens. Mein Atem wurde schneller und mein Herz fing an zu pumpen. Ich hatte von Mahir geträumt. Wie wir zusammen sind. Wie wir uns gegenseitig unsere Liebe gestehen. Wie wir einfach nur nebeneinander existent sind. Ich schnappte mir mein Handy und ging auf seinen Chat. Er war online und es schien so, als würde er nur darauf warten, dass ihm jemand schreibt. „Mahir?", schrieb ich und schon sah ich, dass er auch schrieb. „Seid Nächten warte ich darauf, dass du schreibst. Was hast du?", antwortete er. „Sind deine Eltern schon da?", wollte ich wissen. „Nein, wieso?", entgegnete er. Ich legte mein Handy weg, tapste vorsichtig die Treppen runter, schnappte mir meine Schlüssel und verließ das Haus. Aus irgendeinem Grund kamen mir, je näher ich an sein Haus trat, die Tränen. Meine Augen brannten und ich wurde immer schneller und schneller. Drei Mal atmete ich ein und aus bis ich die Klingel betätigte und drei Mal an die Tür klopfte. „Aida?", fragte mich Mahir erstaunt und zog mich mehr oder minder ins Haus rein. Wir standen uns schweigend gegenüber bis ich ihn an seinem T-shirt zu mir zog und einfach küsste. Er erwiderte den Kuss und zog mich näher an sich ran. Er wollte mehr, deswegen legte er seine Hand unter mein Shirt, doch ich drückte ihn weg. „Mahir", sagte ich nur außer Puste und sah ihn kopfschüttelnd an. „Wir müssen reden.", fügte ich dann hinzu als ich wieder einigermaßen zu mir kam. Er führte mich ins Wohnzimmer und ich setzte mich hin. „Mahir, ich, also wie soll ich es sagen. Ich, ich liebe dich auch. Aber ich werde nicht ewig in Montenegro bleiben. Du hast mir schon beim letzten Mal keine Antwort gegeben. Ich habe es hingenommen, aber ich habe beschlossen für kurze Zeit nach Deutschland zu gehen. Ich habe meine Eltern vermisst und sie haben mich und den Kleinen vermisst. Kannst du mitkommen? Könntest du dich meiner Familie vorstellen, könntest du mit mir ein Leben führen außerhalb von Montenegro.", Mahir sah mich wieder stillschweigend an. Wieder sagte er nichts und wieder ließ er mich Schlüsse aus seinem Schweigen ziehen. „Mahir in vier Wochen bin ich weg. Vielleicht komme ich nicht mehr wieder. Das solltest du wissen.", wieder sah er mich nur stumm an und regte sich nicht. Mit zitternden Händen stand ich auf und gab ihm einen flüchtigen Kuss auf die Lippen, ehe ich das Haus verließ. Zu Hause angekommen, ließ ich mich in meinem Zimmer auf die Knie fallen und weinte mir die Seele aus dem Leib. Mein Weinen ging nach einer Weile in ein Schluchzen über, welches komplett verstummte, nachdem ich aufgrund meiner Schnappatmung, in einen tiefen, aber dennoch unerträglichen Schlaf, fiel.

...

„Aida, wach auf, hörst du mich.", ich riss meine brennenden Augen auf und sah in Elenas besorgtes Gesicht. „Oh mein Gott, ich dachte schon, dass du gar nicht aufstehst.", ich sah sie verwirrt an. „Wieso?", krächzte ich. „Wir haben 15 Uhr und du schläfst immer noch. Seit neun Uhr versuche ich dich zu wecken, aber du wolltest immer nur weiter schlafen.", ich seufzte. „Ich stehe auf. Es tut mir leid.", entgegnete ich und richtete mich auf. Ich ging ausgiebig duschen und zog mich an. Anschließend setze ich mich zu meinem Sohn und zu Elvin in die Spielecke und während ich sie so betrachtete schweifte ich völlig mit den Gedanken ab: „Wann sagen wir es unseren Familien?", fragte ich Mahir. „Wann möchtest du es ihnen denn sagen?", stellte er mir eine Gegenfrage. „Ich denke, nach der Hochzeit von meinem Bruder, möchte ich es ihnen sagen.", antwortete ich ihm. „Dann sagen wir es ihnen nach der Hochzeit von deinem Bruder.", bestätigte er meine Antwort. „Wir war dein Tag Liebling?", wollte ich von ihm wissen. „Anstrengend. Ich musste Babo sehr viel im Laden helfen, bin dann nach Hause gegangen, um auch Mama etwas zu helfen, bin anschließend noch zwei Stunden mit dem Taxi unterwegs gewesen, weil ich meinem Freund geholfen habe und jetzt bin ich hier bei dir mein Engel und ich vergesse alle meine Sorgen.", entgegnete er. „Ich liebe dich Mahir.", gestand ich ihm. Er küsste meine Stirn und drückte mich an sich. Wie gern ich die Zeit einfach anhalten würde, mein Leben lang könnte ich so in seinen Armen liegen und ihn einfach nur stillschweigend ansehen. Er tut mir gut, er bring mich zum Lachen und er kann mich beruhigen. Er ist einer der wenigen, die mich wirklich kennen und das weiß er auch zu schätzen. „Irgendwann sind wir alt und grau und sitzen hier am Fluss zusammen, erinnern uns an unsere alten Tage und schwelgen einfach in Erinnerungen.", ich lächelte. „Klingt gut.", bestätigte ich seine Aussage.

Kampf zwischen Herz und VerstandWo Geschichten leben. Entdecke jetzt