Der Komödie erster Teil - Die Ankunft

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Sehr geehrte Direktorin!

Mein Name ist Annika Steiner und ich bin siebzehn Jahre alt. Ich sehe gut aus weil ich groß, schlank und kurvig bin, ein hübsches Gesicht und volles, honigblondes Haar habe. Meine Augen sind blau und man sagt mir, dass sie tief und seelenvoll sind. Ich bin weder sportlich noch übermäßig intelligent, noch ein Künstlerin irgendeiner Art aber ich kann eine sinnvolle Konversation führen und dabei aufreizend und/oder schüchtern wirken, je nach Bedarf. Im Grunde bin ich ein romantisches Mädchen, das auf ihren Prinzen wartet. Und genau den möchte ich an Ihrer Akademie finden. Ich bin wirklich ambitioniert und würde mich sehr freuen, von Ihnen zu hören.

Mit freundlichen Grüßen,

Annika Steiner, Bewerberin an der Badboy-Akademie

Aistansia Ynikortal, die Direktorin des Instituts für Badboy-Verkupplungen an der Badboy-Akademie schmunzelte, als sie den außergewöhnlich kurzen, prägnanten Bewerbungstext las. Da hatte wohl jemand übereifrige Freundinnen, die sich einen Spaß erlauben wollten. Seit alle Einreichungen auch per Mail gemacht werden konnten waren solche Scherzanmeldungen immer häufiger geworden. Aistansia schüttelte ihren Kopf. Dann besah sie sich das Foto, das als Anhang mitgesendet worden war, genauer. Tatsächlich, dieses Mädchen sah nicht übel aus, auch wenn sie nicht wirklich eine Bewerberin war. Egal, sie hatte Potenzial – und die Bewerbung landete auf dem „Vielleicht-Haufen".


*+*+*


Ich, Annika Steiner, stand vor meiner neuen Schule und konnte es nicht glauben. Nicht nur, dass ich einfach so Schule wechselte, ohne besonderen Grund, sondern auch, dass es ein Internat war und ich hier erst zu Weihnachten wieder raus kommen würde. Einfach unfassbar.  Eigentlich wollte ich auch gar nicht hier sein. Meine Eltern hatten den gesamten Sommer auf mich eingeredet, denn schließlich war das Internat Badboy Akademy eine sehr, sehr bekannte, prestigeträchtige Privatschule und das war doch eine großartige Chance und so weiter und so fort. Anscheinend hatte ich irgendwann eingewilligt, es zu versuchen und nun war ich hier und zerrte meinen Koffer die Stiegen hinauf in den Eingangsbereich. Die Schule war groß – riesig, um genau zu sein. 

Von vorn sah das dreistöckige Gebäude alt aus, genau wie man es sich vorstellte – gelbe Wände, prunkvolle Verzierungen, ein Schulmotto - "Nam quae Mars aliis, dat tibi diva Venus" - samt Wappen und darüber ragte ein hübscher, wenn auch kitschiger Turm hervor, aber weiter hinten konnte man einen Neubau mit viel Glas und Beton erkennen, auf den eine Art Park mit Sportplatz folgte. Das gesamte Areal war von einem hohen, altmodischen Eisenzaun umgeben und ich musste unwillkürlich an ein Gefängnis denken. 

Nicht besonders motiviert folgte ich den anderen neuen Schülern einen Gang hinunter, wo eine Liste für die Zimmereinteilung und eine für die Mahlzeiten an einer Pinnwand hing. Eine Art Empfang bei dem uns alles erklärt werden würde schien es hier nicht zu geben, also machte ich schnell mit meinem Handy ein Foto von den beiden Listen - ich habe ein Gedächtnis wie ein Nudelsieb, vor allem was Zahlen angeht - und schon war ich auf dem Weg, meine neue Zimmerkollegin kennen zu lernen. 

Das stellte sich als definitiv unmöglich heraus, denn ich schaffte es innerhalb von fünf Minuten, mich rettungslos zu verlaufen. Ich hätte ja durchaus jemanden gefragt, wie ich zu den Zimmern finden würde, aber da war keiner und an einer Klasse anklopfen war dann doch zu peinlich, vor allem, weil die am ersten Schultag ja sowieso leer sein müssten. Warum war ich nicht einfach den anderen gefolgt, so wie beim ersten Mal? Naja, ich musste auf die Toilette und dann waren alle weg. Also wirklich, es war die perfekt getimte Pinkelpause gewesen. Ein voller Erfolg.

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