Seit der Preisverleihung war es Abend geworden, und damit auch dunkel genug, dass man das andere Ufer des Sees nicht mehr sehen konnte. An unseren Hütten brannten schon die kleinen Laternen, die verhindern sollten, dass jemand vom Steg ins Wasser fiel, und ich sah schon von weitem die Lagerfeuer, die bereits brannten und um die sich schon jede Menge Leute tummelten.
Lou, Simon und ich waren ein bisschen spät dran, aber das machte mir überhaupt nichts, nein, es war mir sogar lieber, dass schon etwas los war. Langsam mischten wir uns unter die Leute, die auf Decken um die drei Lagerfeuer saßen, sich von einem Tisch auf der anderen Seite der Wiese etwas zu trinken holten und generell mit einander plaudernd herumstanden. Im Hintergrund spielte schon leise Musik, aber die strategisch überall platzierten Lautsprecher ließen vermuten, dass es nachher auch noch lauter zugehen würde.
Ich musste grinsen - ich liebte es einfach, wenn die Musik laut war, alle tanzten und einfach Spaß hatten. Außerdem war meine Alkoholtoleranz nicht besonders hoch, und das heute war einfach eine perfekte Gelegenheit, sich ein bisschen gehen zu lassen. Lou, die noch neben mir war - Simon hatte sich schon in Richtung Bar-Tisch verabschiedet - erwiderte mein Lächeln.
"So Chérie", meinte sie mit einem wilden Funkeln in ihren braunen Augen "Lets get the Party started, non?"
*+*+*
Mit einem undefinierbaren Alkohol-Saft-Mischgetränk in der Hand fühlte ich mich gleich viel siegessicherer, und schon nach dem ersten Becher spürte ich, wie alle Nervosität und Anspannung von mir abfiel. Jenny und ich hatten uns gestritten - Egal! Jamie spielte irgendein perverses Machtspielchen mit mir - Na und? Wenn er so geil war, dass er sich nicht entscheiden konnte, wen er zuerst küssen sollte, war das nicht mein verdammtes Problem! Thomas verwirrte mich total - und wenn schon! Wenigstens war er heiß!
Ausgelassen unterhielt ich mich mit Lou, die mich einigen neuen Leuten vorstellte, unter anderem dem gut aussehende Valentin und Hannah, die ich ja auch schon an meinem ersten Schultag kennengelernt hatte. Mit diesen beiden ließ sie mich dann auch irgendwann alleine, um irgendwo nach dem Rechten zu sehen, und wir hockten uns zu dritt zu einem der Lagerfeuer, auch, weil es mittlerweile kühl geworden war. Die beiden waren mindestens so angetrunken wie ich, und Hannah erzählte gerade die Geschichte, wie einige Freunde von ihr einmal ein Haus gemietet hatten, um einen Geburtstag zu feiern und dabei verschiedenste Feuermelder mit einer Shisha ausgelöst hatten.
"Und dann", lachte sie "Dann ist er einfach auf einen Sessel geklettert und hat den Feuermelder von der Decke gerissen, und wir hatten alle echt Panik, dass jetzt die Feuerwehr kommt und uns verhaftet!"
Ich wieherte los, aber dann erblickte ich etwas - genauer gesagt jemanden - bei dem mir das Lachen im Hals stecken blieb. Richtig geraten, es waren Jenny und Jamie. Küssend. Tief in mir regte sich das Bedürfnis, einfach zu ihnen rüber zu gehen und Jamie eine Ohrfeige zu geben. Oder zu kotzen, ich musste wirklich nicht sehen, wie sich diese Beiden gegenseitig die Zungen in den Hals steckten. Stattdessen saß ich wie erstarrt da und beobachtete sie.
Jenny stand mit dem Rücken zu mir, und ich hatte sie nur erkannt, weil sie ein Oberteil trug, über dessen Vor- und Nachteile wir mindestens zwei- oder drei Stunden lang diskutiert hatten. Es war ziemlich auffällig weil es neonpink war, und zudem bauchfrei. Dazu trug sie einen schwarzen Minirock und schwarze Highheels. Alles in allem war ihr Outfit ziemlich gewagt, knapp an der Grenze zu nuttig, und nichts, was ich ihr jemals zugetraut hätte.
Ziemlich energisch wandte ich mich von diesem Anblick an und nahm einen tiefen Schluck aus meinem Becher. "Ich geh mal und hol mir noch was zu trinken", meinte ich, und verließ die Runde um das Lagerfeuer.
*+*+*
"Aniiiiiiii", schrie Nico mir ohne besonderen Anlass ins Ohr und umarmte mich stürmisch, als hätten wir uns Jahre nicht gesehen. An der Bar (die eigentlich nur ein langer Tisch voll von unzähligen Flaschen war) war ich auf Thomas, Paul und Nico getroffen, die alle drei während des Wochenendes in meinem Team gewesen waren.
"Wir machen Bottleflip challenge, klar?", meinte Paul plötzlich lautstark, und streckte mir eine mit ein wenig Wasser gefüllte Plastikflasche entgegen. Woher er die hatte wusste ich nicht, aber es war mir auch irgendwie egal. Thomas nippte nur unbeteiligt an seinem Getränk und lächelte leise, während mir Paul und Nico die Spielregeln der zum Trinkspiel umfunktionierten Challange erklärten, und dabei grundlos herumschrieen und wild gestikulierten, als müssten sie mir einen total komplizierten Sachverhalt erklären. Im Grunde war das Spiel ganz einfach. Abwechselnd wurden Bottleflips versucht und wer es nicht schaffte, seine Flasche zum stehen zu bringen, der musste einen Shot trinken. Eigentlich ganz einfach, oder?
Zuerst war Paul an der Reihe, dann Nico. Beide Jungen schienen ziemlich geübt in dieser Disziplin, denn sie schafften es ohne Probleme (wenn man nicht einrechnet, dass sie bei jedem Erfolg so aggressiv dabbten, dass sie eine Gefahr für alle in ihrer Umgebung darstellten).
Dann kam ich an die Reihe. Meine Finger schlossen sich fest um den Flaschenhals, und ich konzentrierte mich einen Moment lang, blendete alles aus, Musik, Gelächter, Lichter. Es gab nur noch mich, die Flasche und die Tischkante. Langsam holte ich tief Luft, und dann, blitzschnell, führte ich die geschmeidige Bewegung aus, die die Flasche auf die Tischkante befördern sollte.
Mit ungläubig aufgerissenem Mund sah ich entgeistert zu, wie die Plastikflasche an der Tischkante abprallte und im Gras landete. "Faaaaaaail!", schrie mir Paul ins Ohr, und ich fing haltlos an zu lachen, während Nico mir den Shot reichte. "Revanche!", forderte ich, immer noch kichernd, und Paul schlang zustimmend seinen Arm um meine Schultern.
*+*+*
"Das war craaaaaaaazy", kicherte ich, wohl schon zum dritten mal in den letzten dreißig Sekunden. Thomas musterte mich besorgt. Er hatte als einziger nicht bei der Bottleflip Challenge mitgemacht und war demnach noch ziemlich nüchtern, vor allem im Vergeblich zu mir. Ich kicherte. Oh ja, im Vergleich zu mir. Paul war inzwischen mit Nico am Klo verschwunden. Zum Kotzen, versteht sich. Denn Paul hatte leider unsere letzte Revanche absagen müssen, weil er plötzlich grün im Gesicht wurde. Schade, sehr schade.
"Thoooomas", murmelte ich, und vielleicht lallte ich auch ein bisschen. "Mir ist langweilig. Mach was!" Der Blonde musterte mich prüfend. Ich lehnte gegen ihn, und er hatte einen seiner Arme um meine Taille geschlungen, rein vorsorglich, denn mein Gleichgewicht war auch nicht mehr das was es einmal war. Er war richtig heiß. Ich kicherte.
"Ani", sagte er, und runzelte die Stirn kritisch. Verdammt, er war ziemlich nüchtern. Vielleicht ganz. Aber bevor ich das sagen konnte, sprach er schon weiter: "Lass uns tanzen gehen!"
Ich nickte begeistert, und er führte mich von der Bar weg, auf die freie, ebene Grasfläche, wo die Musik am lautesten war und sich diejenigen tummelten, die tanzen wollten.
Für einen Moment fühlte ich mich ziemlich wackelig auf den Beinen, aber dann fing ich an, meinen Körper im Takt der Musik zu bewegen, und ich spürte, wie die Euphorie von mir Besitz ergriff. Ich fasste Thomas am Arm und zog ihn tiefer in die Traube von Tänzern. Er schien sich, obwohl es seine Idee gewesen war, tanzen zu gehen, unwohl zu fühlen.
"Ani", schrie er über die laute Musik hinweg. "Ich denke...". Ich zwinkerte ihm zu, bevor ich laut mit dem Refrain mitsang: "Shut up and dance with me!". Er schüttelte seinen blonden Kopf, lachte, und begann dann aber folgsam, im Takt mitzugehen. "Wie geil ist das denn!", dachte ich, während ich meine Bewegungen seinen anpasste. Ich lachte zufrieden, ich liebte Partys einfach, das war fantastisch!
Und wenn ich vielleicht näher an ihm dran tanzte, als das eigentlich okay wäre, und seine Hände irgendwann auf meinen Hüften landeten und dort blieben, tja, was soll man dazu schon sagen, außer dass wir beide definitiv nicht vergeben und noch dazu betrunken waren?
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Badboy Academy
RomanceDie Badboy Academy - eine Eliteschule für die Reichen und Schönen des Landes. Annika weiß nicht wie sie hier gelandet ist. Und zwischen Badboys und schwarzen Kleidern, die bis zur Mitte der Oberschenkel reichen wird sie wahre Freunde finden - das, u...