47. Gespräche und Geschenke

663 27 17
                                    


Ich ließ die Zimmertür hinter mir ins Schloss fallen und lehnte mich dagegen. Ich war völlig fertig. Nachdem ich gestern bei Lou gewesen war, hatte ich noch ewig gebraucht, bis meine Hausaufgaben wenigstens halbwegs erledigt gewesen waren. Die Folge war, dass ich nun schon zwei Nächte hintereinander zu wenig geschlafen hatte, und mich auch dementsprechend fühlte. Und ich hatte immer noch keine Ahnung, was ich Lou schenken sollte. Ich stöhnte auf und ließ mich an der Tür nach unten rutschen, bis ich am Boden saß.

"Na, Ani? Du siehst ziemlich fertig aus, alles okay?". Ich hob den Kopf, und sah Valentin, der auf der Couch saß und mit seinem Laptop beschäftigt war. Er trug ein enges weißes Shirt und Jeans, die aussahen, als wären sie speziell für ihn gefertigt worden - sie saßen perfekt und betonten jeden Muskel. Mühsam stand ich auf und machte die paar Schritte zur Couch, auf die ich mich fallen ließ. Valentin lächelte mich warm an, und ich konnte nicht anders, als es zu erwiedern. Ich schlüpfte aus meinen Schuhen, zog die Knie an  und lehnte mich an seine Schulter. Ich wollte einfach nur schlafen, dabei hatte ich eigentlich ganz andere Sorgen

"Na, da ist wohl jemand müde", stellte mein Zimmerkollege fest und ich murmelte etwas Unverständliches, und brachte mich in eine komfortablere Position, bevor ich die Augen wieder schloss. Ein kleines Nickerchen war jetzt genau das Richtige für mich. Das letzte, was ich mitbekam, war, dass Valentin seinen Arm um mich legte.


*+*+*+*


Das Klingeln meines Handys riss mich aus meinen Träumen. Verschlafen und ein bisschen orientierungslos schreckte ich hoch, und verpasste  Valentin dabei fast einen Kinnhaken, dem er nur knapp ausweichen konnte. "Sorry", murmelte ich und wurde rot, doch er zuckte nur unbekümmert die Schultern. Wenigstens war er nicht sauer, dass ich ihn einfach so als Kissen missbraucht hatte. Ich schnappte mir mein immer noch läutendes Telefon. Es war Thomas. Oh. Ein unangenehmes Kribbeln machte sich in mir breit. Bevor ich es mir anders überlegen oder noch nervöser werden konnte, hob ich ab.

"Hallo Ani, alles gut bei dir? Wir haben uns heute beim Mittagessen verpasst, deswegen...". Es tat gut, Thomas' Stimme zu hören. Es war doch schon länger her, dass ich mit ihm gesprochen hatte.

"Hey, ja, alles bestens, keine Sorge. Mir geht's gut. Sag mal, hast du heute vielleicht Zeit? Lou hat ja am Wochenende Geburtstag, und...", begann ich. Vielleicht konnte Thomas mir helfen, ein Geschenk zu organisieren, er kannte Lou ja aus dem Kommitee, da konnte er mir sicher einen Tipp geben. Aber bevor ich ausreden konnte, unterbrach er mich.

"Tut mir leid, ich habe momentan gar keine freie Minute, die Vorbereitungen für die Halloween-Party sind dieses Jahr sehr aufwendig, weißt du? Aber danach können wir uns sicher wieder regelmäßiger sehen."

"Ja, natürlich. Kein Problem. Da hast du sicher viel zu tun", sagte ich, aber die Worte fühlten sich wie Asche auf meiner Zunge an. "Auf der Party sehen wir uns sicher auch", fügte ich halb hoffnungsvoll hinzu. Vielleicht konnten wir ja zusammen hingehen, als Paar?

"Genau, wenn alles glatt geht, dann sehen wir uns bestimmt zwischendurch. Moment". Ich hörte, wie ihn im Hintergrund irgendjemand etwas fragte, und er knapp antwortete. Dann war er wieder am Telefon. "Tut mir leid, Ani. Ich muss los. Pass gut auf dich auf, wir sehen uns!"

Ich wollte mich auch noch verabschieden, aber da legte er schon auf. Langsam ließ ich mein Handy sinken. Erleichterung und Enttäuschung rangen in mir, und genau deshalb fühlte ich mich auch schuldig. Außerdem war da ja immer noch das Geburtstagsgeschenk, dass ich nicht besorgt hatte.

Valentins besorgter Blick ruhte auf mir. "Schlechte Neuigkeiten?", fragte er bloß, und ich nickte. "Thomas hat keine Zeit, und ich weiß immer noch nicht, was ich Lou schenken soll. Seit Wochen weiß ich, dass sie an Halloween Geburtstag hat, und ich habe keine Geschenk vorbereitet! Ich bin eine schreckliche Freundin", meinte ich niedergeschlagen.

Badboy AcademyWo Geschichten leben. Entdecke jetzt