Thomas hob zweifelnd eine Augenbraue, noch immer unbeeindruckt. "Wie", sagte er dann "Kann es Jamies Schuld sein, dass du deinen Freunden erzählst, dass wir ein Paar sind?" Ich hatte, wenn ich jetzt darüber nachdachte, einfach keine gute Antwort darauf. Oder wenigstens eine logische. "Er hat mich eine Schlampe genannt", murmelte ich also, und verschränkte trotzig meine Arme. "Es war nicht meine Schuld".
Ich sah, wie so etwas wie ein Lächeln über Thomas' Züge gleiten wollte. "Deine Antwort auf Beleidigungen dieser Art ist also, ihm zu erklären dass du einen Freund hast? Auch wenn besagter Freund noch nichts von seinem Glück weiß?". Ich sah betreten zu Boden.
"Es hat mehr Sinn gemacht, als ich es gesagt habe!", behauptete ich. Thomas lachte leise, dann wurde er wieder ernst. "Ani, Ani, Ani. Was soll ich bloß mit dir machen? Kannst du dich erinnern, wie wir vereinbart haben, dass wir es langsam angehen wollten? Uns nicht sofort der Gerüchteküche ausliefern wollten?".
Ich nickte stumm. Oh, das hörte sich nicht gut an. Wahrscheinlich hatte ich mir gerade alle Chancen, jemals wirklich mit Thomas zusammen zu kommen, vermasselt. Meine Augen begannen zu brennen. "Nicht weinen, nicht jetzt. Später!", sagte ich mir innerlich, aber das half nicht wirklich. Ich betrachtete eingehend meine Füße, um seinem Blick auszuweichen. Ich hatte Angst davor, was ich in seinen Augen lesen würde.
"Nun, weißt du, ich hätte ja vorgehabt, noch ein bisschen zu warten und ein richtig romantisches Date zu planen und dich dann, wenn alles perfekt ist, zu fragen, ob du meine Freundin sein möchtest. Aber ich denke, der Part mit dem warten und planen hat sich mittlerweile mehr oder weniger erledigt, oder? Also Ani; du bist definitiv das einzigartigste Mädchen, das ich jemals getroffen habe. Willst du meine Freundin sein?"
Ich konnte nicht glauben, was ich da hörte. Für einen Moment war ich wie versteinert, wie eingefroren. Dann drehte ich mich auf dem Absatz um - und fiel Thomas um den Hals. "Ja, natürlich! Danke, Thomas, wirklich. Und du bist auch nicht sauer, dass ich das einfach so...", weiter kam ich mit meinem Gebabbel nicht, denn Thomas umfasste mit seinen eleganten, langen Fingern mein Gesicht und sah mir für einen Moment tief in die Augen, lächelnd und sanft, bevor er sich zu mir hinunterbeugte und mich küsste, innig und gefühlvoll.
*+*+*+*
Den restlichen Tag verbrachten wir auf dem Gelände der Schule, zusammen. Es war ein schöner Spätsommertag, golden uns sonnig, und ich fühlte mich wie in einem Traum. Thomas war mein Freund, ganz offiziell! Es war herrlich, wie unbeschwert wir uns unterhalten konnten, wie gut wir zusammen passten. Er brachte mich zum Lachen, und ich fühlte mich in seiner Gegenwart einfach wohl. Es war perfekt!
Abends trafen wir uns in einem der Aufenthaltsräume, einem gemütlichen kleinen Zimmer, das nur mit einer einladende Couch, einigen bequemen Sesseln und einem großen Fernseher eingerichtet war - ideal für einen Filmabend.
Als der Abspann über den Bildschirm flimmerte gähnte ich leise und drehte mich ein bisschen, damit ich Thomas ins Gesicht sehen konnte. Ich hatte mich an ihn gekuschelt, er hatte einen Arm um mich gelegt. Er lächelte mich sanft an, und ich konnte nicht anders als mich ein bisschen zu strecken und ihn zu küssen.
"Es ist schon spät", meinte ich dann, als wir uns wieder getrennt hatten. Thomas legte in einer ungläubigen Geste den Kopf schief: "Schon müde Ani? So spät ist es nun wieder auch nicht!". Trotzdem setzte er sich auf, und kurz darauf befanden wir uns auf dem Weg zu meinem Zimmer.
Vor meiner Tür küsste mich Thomas noch einmal zum Abschied, und für einige Minuten standen wir eng umschlungen im Gang, der um diese Uhrzeit menschenleer war. Dann lösten wir uns von einender, lächelnd. "War ein schöner Tag heute, mit dir.", sagte ich, ein bisschen atemlos von unserem Kuss. "Find' ich auch", flüsterte Thomas schon fast und warf mir einen letzten Blick, ein letztes feines Lächeln zu, bevor er sich zum Gehen wandte. "Schlaf gut, Ani."
Für ein paar Sekunden stand ich vor meinem Zimmer, glücklich und zufrieden. Und dann fiel mir ein, dass da drinnen wahrscheinlich Lou wartete, die alles haarklein erzählt haben wollte. Oh, ich hatte meine Zimmerkollegin gerne, aber trotzdem hatte ich gerade keine Lust, jedes Wort von Thomas zu analysieren.
Mit einem Seufzen fand ich mich mit meinem Schicksal ab und öffnete so leise wie möglich die Türe. Der Wohnraum war dunkel, aber im Schlafzimmer brannte Licht und ich konnte Stimmen hören - hatte Lou denn Besuch? Ich hielt in der Tür inne - sollte Simon etwa immer noch hier sein? Er hatte mich heute morgen wirklich neugierig gemacht mit seiner Geheimnistuerei und damit, dass er unbedingt mit Lou sprechen wollte. Vorsichtig trat ich ein bisschen näher, sodass ich die Stimmen besser verstehen konnte - ich weiß, man soll nicht bei fremden Gesprächen lauschen, aber hey, es war nicht meine Schuld, das war schließlich auch mein Zimmer, und wenn sie etwas Geheimes zu besprechen hatten wäre es vielleicht besser, das nicht hier zu tun wo sie jeder - also ich - hören konnte.
"... und das glaubst du wirklich? Mädel, du bist ja wirklich noch viel dümmer als ich gedacht habe! Wirklich, Maja, du must dich entscheiden was du willst! Ja, er hat sich entschuldigt, aber das heißt doch nicht, dass du...", sagte eine weibliche Stimme, der ich keinen Namen zuordnen konnte, die mir aber vage bekannt vorkam.
"Aber er hat mir gesagt, dass er es dieses Mal ernst meint und...", das war Maja, die so klang, als hätte sie schon wieder geweint.
Diesmal war es Lou, die ihr ins Wort fiel: "Und du liebst ihn doch, oder nicht?".
Kurz herrschte Stille, nur Maja schniefte leise, bevor sie leise antwortete: "Ich glaube schon".
"Alors, bon, dann musst es doch versuchen. Das müsst ihr beide, naturellement!", ermutigte sie Lou sanft.
"Aber was ist wenn...", begann das dritte Mädchen wieder, und ich entschloss mich, mich leise aus dem Zimmer zu entfernen - das ging mich nun wirklich nichts an, Neugier hin oder her. Wieder einmal hatte ich im Nachhinein ein schlechtes Gewissen.
*+*+*+*
Mittlerweile war es schon nach Mitternacht, und ich wanderte mehr als nur ein bisschen ziellos durch die Flure der Badboy Academy. Es war geradezu gespenstisch, die langen eleganten Korridore, in spärliches Licht getaucht und totenstill, lagen vor mir als wäre ich ganz alleine hier. Ich machte ein paar Selfies und schickte sie Sandra, mit der ich schon seit einigen Tagen nicht wirklich geschrieben hatte. Freundinnen waren wir zwar immer noch, aber das war auch irgendwie einfacher wenn man nicht hunderte Kilometer weit weg in einem Internat war.
In Gedanken versunken fand ich mich dann am Eingang der Bibliothek wieder, die natürlich um diese Urzeit schon geschlossen war. Ich gähnte - mittlerweile war ich echt müde, aber ich hatte das Gefühl, dass Lou und ihre Freundinnen noch am diskutieren waren, und da wollte ich nicht stören - mich plagte sowieso schon das schlechte Gewissen weil ich sie belauscht hatte.
Da kam mir das Sofa, das im Eingangsbereich der Bibliothek zwischen zwei immensen Palmen in Blumentöpfen gerade recht. Eigentlich wollte ich mich nur ein bisschen hinsetzten, vielleicht Musik hören oder so, aber innerhalb von Minuten fielen mir die Augen zu und ich war auch prompt eingeschlafen.
*+*+*+*
Jemand stupste meine Nase an. Unwillig runzelte ich meine Stirn und drehte mich ein bisschen, um dem Stupser zu entkommen - keine Chance.
Stups.
Stups.
Stups.
Ehrlich, das nervte. Ich wollte schlafen! Ich war verdammt müde! Mürrisch schlug ich die Augen auf - und zuckte überrascht zurück. Jamies Gesicht war nur Zentimeter von meinem entfernt, und in seinen Augen blitzte der Schalk. "Oh, Dornröschen ist aufgewacht! Dabei hab ich dich ja garnicht geküsst... Na Prinzessin, gut geschlafen?", um seine Lippen spielte das schiefe Lächeln, das ich so gut kannte, und ich fühlte, wie mein Ärger Amüsement Platz machte.
Es war immer noch dunkel, so lange konnte ich also nicht geschlafen haben. Müde rieb ich mir die Augen. "Was machst du denn hier, Jamie?"
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Badboy Academy
RomanceDie Badboy Academy - eine Eliteschule für die Reichen und Schönen des Landes. Annika weiß nicht wie sie hier gelandet ist. Und zwischen Badboys und schwarzen Kleidern, die bis zur Mitte der Oberschenkel reichen wird sie wahre Freunde finden - das, u...