"Gefühle sind ziemlich schrecklich, manchmal. Weißt du?", sagte ich zu Simon, der neben mir auf der Couch saß. Ich hatte eine Komödie sehen wollen, er etwas mit Football, und schließlich hatten wir uns auf "Blind Side" geeinigt. Der Film lief auf seinem Laptop, aber so richtig sahen wir beide nicht zu. Ich sah zu Simon hinüber, wartete auf eine Antwort, aber er reichte mir nur wortlos die Flasche Malibu, die wir uns teilten. Ich nahm sie, und nippte daran - Kokosnuss war nicht unbedingt meine Lieblings-Geschmacksrichtung, aber im Moment konnte ich es mir nicht leisten, groß wählerisch zu sein. Ich verzog das Gesicht, als der Alkohol sich seinen Weg meinen Hals hinunter brannte, und nahm noch einen weiteren, tieferen Schluck, bevor ich die Flasche an Simon zurück gab.
"Warum muss es unbedingt Malibu sein?", jammerte ich, während Sandra Bullock auf dem Bildschirm ernergisch die Arme verschränkte und uns anfunkelte. "Ich mag keine Kokosnüsse, und wir haben nicht mal Orangensaft zum Mischen da".
Simon tat sein bestes, den bösen Blick der Schauspielerin nachzuahmen, scheiterte aber kläglich. Er sah aus wie ein Clown. "Also wenn du zufällig noch etwas anderes da hast, immer her damit. Wenn nicht, dann Ruhe auf den billigen Plätzen", deklarierte er, die Flasche in der Hand. Er hatte ja recht. Wir wollten unseren Herzschmerz in aller Heimlichkeit in Alkohol ertränken, und das würden wir auch tun, Kokusnuss hin oder her. Die Zimmertausch-Aktion musste ja auch für etwas gut sein, und was war besser, um Leute kennen zu lernen, als ein kleines privates Trinkfest, um das eigene gebrochene Herz wieder zu heilen? Richtig, nichts. Jedenfalls fiel mir momentan nichts anderes ein, und jeder Moment, den ich nicht an Thomas denken musste, war ein guter.
"Hey, weißt du was? Neue Regel: jedes mal, wenn sie Beschützerinstikt oder so sagt, dann trinken wir. Und wenn ein Football da ist, dann auch." Zu dem Zeitpunkt war ich sehr zufrieden mit dieser Idee, und Simon hatte auch nichts daran auszusetzen. Leider.
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Eine Stunde später war der Film aus, und wir mehr als nur ein bisschen betrunken. "Ich will tanzen, komm schon Simon!", lachte ich, und er kam meiner Bitte nach, indem er Musik anmachte. Der Song begann langsam, und er kam mir bekannt vor, die Lyrics kannte ich aber nicht. Bevor ich mich beschweren konnte, kam der Refrain, und wir sangen beide mit, laut und falsch und aus voller Kehle: "I couldn't care less, 'bout sunny or shine. I couldn't care less what broke me this time!"
Wir tanzten durch das Zimmer, die Musik so laut aufgedreht, wie wir nur konnten. Und ja, wir hörten die typischen Lieder, von "Shout out to my Ex " bis "We Are Never Ever Getting Back Together", und um ehrlich zu sein ging es mir schon viel besser. Vielleicht war ein bisschen Musik genau das, was ich gebraucht hatte. Ich grinste, und nahm die Flasche Malibu, die mir Simon hinhielt. Sie war schon halbleer, und ich nahm einen tiefen Zug. Das Brennen des Alkohols nahm ich nicht mehr war, und als die ersten Takte von "What dosen't kill you makes you Stronger" erklangen, war die Welt für mich ein Stück weit in Ordnung. Ich packte Simon bei der Hand, und wir tanzten und lachten, bis wir nicht mehr konnten.
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"Siiiimoooon", lallte ich und kicherte, ohne genau zu wissen, warum. Ich lag auf dem Boden des Wohnzimmers, und hatte meine Arme und Beine von mir gestreckt wie ein Seestern, um mich herum waren die Polster verstreut, die ich, als ich von der Couch gekugelt war, mit mir in den Abgrund gerissen hatte. Gut, der Abgrund war der Fußboden, aber das war ja wohl mehr oder weniger das selbe. Alles drehte sich, und mir war ein bisschen übel, aber eigentlich war es ein nettes Gefühl, irgendwie schwebend, und gleichzeitig wie ein Karussell.
Der schwarzhaarige Junge beugte sich über mich und sah mich mit einem ein bisschen abwesenden Lächeln an. "Was denn?", murmelte er, und ich streckte meine Hände nach seinem Kopf aus, um seine Haare zu streicheln. Er hockte neben mir, und schwankte nur leicht - er hatte den Malibu eindeutig besser vertragen als ich, obwohl er mehr getrunken hatte.
Plötzlich kam mir eine Idee, und ich grinste. Mit der einen Hand packte ich so viel, wie ich nur von seinen Haaren zu fassen bekam, und mit der Zweiten - wow, meine Koordination war absolut furchtbar - warf ich ihm eines der Kissen an den Kopf. Simon verlor das Gleichgewicht, und landete halb auf dem Boden, hab auf mir, wo er mir mit dem plötzlichen Aufprall die Luft aus den Lungen drückte. Ich lachte, sobald ich wieder atmen konnte, und er auch. "Na warte!", rief er, und richtete sich auf, um ebenfalls nach einem Kissen zu fassen. Er saß nun rittlings auf mir, eine beruhigende Last, nicht zu schwer, aber als er sich über mich lehnte, sein Gewicht verlagerte, um an den Polster zu kommen, der oberhalb von meinem Kopf lag, breitete sich in mir eine kribbelige Wärme aus, wie ein heißes Schaudern, dass um meine Knochen spielte und tief in meinem Inneren wiederhallte.
"Oh", entfuhr mir, leise und überrascht. Simon hielt inne. Seine grünblauen Augen trafen meine, und mein Mund war plötzlich trocken. War es der Alkohol? Vielleicht. Aber noch stärker war das Verlangen, nicht allein zu sein. Ich stützte mich auf meine Ellenbogen, wie um mich aufzusetzen. Sein Gesicht war ganz nah an meinem, unsere Nasen berührten sich fast. Simon lächelte, und das war es, das den Ausschlag gab. Einen Moment später lagen meine Lippen auf seinen, und der intensive Geschmack nach Kokusnuss tanzte auf meiner Zunge.
Schließlich unterbrach ich den Kuss, und holte tief Atem. Mein Herz klopfte in meiner Brust, und meine Arme zitterten von der Anstrengung, meinen Oberkörper so lange in Position gehalten zu haben. Simons Finger huschten unter dem Saum meines Shirts und malten kitzelnd Formen auf meine Haut. Wir rollten uns herum, sodass es jetzt ich war, die rittlings auf ihm saß. Atemlose Stille, wir sahen uns abwartend an. Wir konnten beide nicht ernst bleiben.
Er tippte mir auf die Nase, und ich brach in perlendes Gelächter aus. Mir war immer noch ein bisschen schwindelig, aber jede einzelne Berührung fachte dieses Kribbeln in mir weiter an.
Es fühlte sich gut, an. Simon wusste, was er tat, und ich hatte nichts dagegen, mich treiben zu lassen, meinen Fingern bei ihrer Erkundung freien Lauf zu geben. Der Alkohol hatte meine Hemmschwelle bis in die Nichtexistenz gesenkt, und ich wollte einfach nur fühlen. Spaß haben, nur ein bisschen. Warum auch nicht.
Alles verschwamm, und nur einige Momente blieben klar bestehen.
Ich kann mich an den Glanz in seinen Augen erinnern.
Daran, dass ich ihm sein Shirt auszog, und er mir meines.
Wie warm es war, und vertraut. Irgendwie berauschend, prickelnd, wie Champagner.
Das wusste ich noch ganz genau.
Aber was danach gekommen war, das konnte ich nicht mehr sagen, als ich am nächsten Morgen in Simons Bett aufwachte.
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Badboy Academy
RomanceDie Badboy Academy - eine Eliteschule für die Reichen und Schönen des Landes. Annika weiß nicht wie sie hier gelandet ist. Und zwischen Badboys und schwarzen Kleidern, die bis zur Mitte der Oberschenkel reichen wird sie wahre Freunde finden - das, u...