Eigentlich war es seltsam, wie sehr ich mich - wie sehr sich alle - innerhalb der wenigen Wochen seit dem Schulanfang verändert hatten. Ich hüpfte fröhlich die Stiegen hinunter, meine wärmste und dickste Jacke über dem Arm. Es war jetzt Anfang November, und ich hatte doch irgendwie das Gefühl, als würde erst jetzt mein Leben an der Badboy Academy richtig Form annehmen. Zum ersten Mal fühlte seit meiner Ankunft, jedenfalls schien es mir so, fühlte ich mich einfach frei - kein Streit mit Jenny, kein Beziehungsdrama irgendeiner Art, und kein Schulstress. Ich lächelte fröhlich in mich hinein.
Valentin hatte mich überzeugt, uns spontan noch auf der Liste für den Ausflug zum Eislaufplatz eintragen zu lassen, und so war ich heute, obwohl Ferien waren, schon früh unterwegs. Ich freute mich darauf, den Tag mit Valentin verbringen zu können. Plötzlich stutzte ich. Warte, war das heute ein Date? Unser erstes Date? Ein bisschen panisch sah ich an mir herab. Ich hatte eine schlichte Jeans an, die mir ein bisschen zu groß war, sodass ich darunter eine dicke Strumpfhose tragen konnte. Ein grauer Rollkragenpulli und, ein kleiner Rucksack und eine plüschige weiße Haube komplettierte mein mehr als nur unaufregendes Outfit - und dazu hatte ich noch meinen gigantischen roten Parka, der zwar himmlisch warm hielt, aber alles andere als ein Fashion-Statement war. Oh nein. Eigentlich hatte ich mir keine Gedanken darüber gemacht, wie ich aussah, meine Haare in einem lockeren Pferdeschwanz gebunden und war praktisch ungeschminkt, aber jetzt ließ mich der Gedanke nicht mehr los.
Was, wenn sich Valentin etwas anderes erwartet hatte? Ich biss mir auf die Lippen und warf nervös einen Blick auf mein Handy. Mist, es war schon zu spät, um nocheinmal in mein Zimmer zu laufen und mich umzuziehen. Ich fuhr entweder so mit, wie ich war, oder ich konnte den Ausflug vergessen. Wunderbar.
Ich beschleunigte meine Schritte, und war im Nu beim Eingang des Hauptgebäudes, wo vielleicht zwanzig oder dreißig Schüler gerade dabei waren, in einen Reisebus zu steigen, während die Lehrer sie zählten und abhakten, wer schon da war. Ich schlüpfte in meine Jacke und wollte mich gerade hinten anstellen, als ich jemanden meinen Namen rufen hörte.
Ich wirbelte herum - es war Valentin, der im Laufschritt näher kam. Sein Lächeln war breit und ehrlich, und seine grünen Augen funkelten fröhlich, als er mir zuwinkte. Jeder Gedanke an mein Outfit war plötzlich vergessen, und ich winkte glücklich zurück. Er war in einen grauen Mantel gehüllt, und offensichtlich in Eile gewesen, denn er hatte ihn nicht einmal zugeknöpft. "Sorry", rief er mir entgegen. "Ich wollte eigentlich schon früher da sein, aber meine Zimmerzimmerkameradin hat sich im Badezimmer verbarrikadiert, und es hat ewig gedauert, bis sie da raus war."
Sein Tonfall war entschuldigend, aber ich lachte nur. "Kein Problem, ich bin auch gerade erst gekommen. Und glaub' mir, das kenn' ich. Wenn Lou erst mal im Bad ist, dann kann es sich nur noch um Stunden handeln!" Wir plauderten, während wir Schlange standen. Irgendwann nahm Valentin meine Hand, und das warme, prickelnde Gefühl, das mich wie ein Schauder durchlief, ließ mich für einen Moment den Faden verlieren, sodass ich mitten im Satz innehielt.
Valentin bemerkte das, und legte fragend den Kopf schief. "Ist das okay?", fragte er leise mit einem Nicken in Richtung unserer verschränkten Hände. "Klar", sagte ich aufrichtig. Es war mir egal, wer uns sah, oder was die Leute von uns denken mochten. Es fühlte sich gut an, und Valentins strahlendes Lächeln war mir das wert.
*+*+*+*
Das Eis und ich, stellte sich heraus, waren keine Freunde mehr. Als Kind war ich oft mit meinen Eltern Schlittschuh laufen gewesen, aber in den letzten beiden Jahren hatte ich nie wirklich Lust darauf gehabt, und wie es aussah, konnte man alles verlernen - auch das Eislaufen.
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Badboy Academy
RomanceDie Badboy Academy - eine Eliteschule für die Reichen und Schönen des Landes. Annika weiß nicht wie sie hier gelandet ist. Und zwischen Badboys und schwarzen Kleidern, die bis zur Mitte der Oberschenkel reichen wird sie wahre Freunde finden - das, u...