6. Spiel mit dem Feuer

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Mit ein bisschen Glück - und meinem Plan - fand ich auch zurück in mein Zimmer. Es war erst gegen neun, deswegen war ich auch nicht sonderlich unter Zeitdruck - Ausgangssperre war erst um zehn Uhr, und selbst die wurde nur sehr lose gehandhabt und war wenig mehr als ein Vorschlag, an dem man sich nicht zwingend halten musste, die Lehrer hatten schließlich besseres zu tun, als sämtliche Schüler in ihre Betten zu scheuchen. 

Ich bog also gerade in den blauen Flur ein, in dem mein und Lous Raum lag, und sah, wie Simon, der schwarzhaarige Junge, den ich schon gestern im Aufenthaltsraum gesehen hatte, einer von den Freunden meiner Zimmergenossin, gerade die Tür zu unserem Zimmer schloss. Er drehte sich um und zuckte kaum merklich zusammen, als er mich kommen sah.

"Ah, hast du Lou also doch gefunden? Tut mir leid dass ich dir heut Nachmittag nicht weiterhelfen konnte.", sagte ich zu ihm und lächelte freundlich; ich wollte mich mit Lous Freunden halbwegs verstehen, schließlich würden wir wohl oder übel hin und wieder Zeit miteinander verbringen. 

Er starrte mich für einen Moment wortlos an, dann murmelte er im Vorbeigehen : "Ah, macht nichts... Ich... Tschüss!" und schon war er weg, anscheinend hatte er es ziemlich eilig. Ein bisschen ratlos stand ich da, ich war doch eigentlich nur absolut freundlich zu ihm gewesen... Nun, da war wohl jetzt nichts mehr dran zu ändern.

Ich betrat also mein Zimmer und bevor ich noch eine Begrüßung rufen konnte, hörte ich schon, dass Lou im Bad war und duschte; einerseits, weil das Wasser lief, andererseits, weil sie aus vollem Hals auf Französisch sang: "Elle court, elle court, la maladie d'amour, dans le cœur..."

Lächelnd verzog ich mich ins Schlafzimmer, wo ihr Gesang nicht ganz so laut zu hören war.


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Der nächste Vormittag zog schnell an mir vorbei - neue Lehrer, neue Schüler, Vorstellungsrunden, das übliche eben. Jenny und ich waren in allen Kursen zusammen und deswegen lernte ich nicht wirklich jemand anderes kennen, wir kamen zu zweit eigentlich gut zurecht. Auch Jamie sah ich nur kurz, er nickte mir zu, als er - schon wieder - zu spät zu Biologie kam.

Während Geographie erzählte ich Jenny davon, dass ich mich in der Bibliothek mit Jamie getroffen hatte, aber den Kuss ließ ich dabei unter den Tisch fallen - ich wusste einfach nicht, wie ich ihr das sagen sollte. Auch über Thomas sagte ich nur, dass wir zusammen gegessen hatten und er mir angeboten hatte, bei Latein zu helfen. 

Nachdem ich Jamie erwähnt hatte, war sie ganz Ohr. Jenny fragte mich aus als gälte es, einen Kriminalfall zu lösen, und ich gab ihr Auskunft über die kleinsten Details, eben alles, was sie wissen wollte. Immer wieder fragte sie mich: "Und, was ist jetzt, willst du was von ihm?!". Das schien ihr besonders am Herzen zu liegen und ich ahnte, dass sie nicht nein sagen würde, sollte Jamie etwas von ihr wollen.

Mittags verzichteten wir auf eine wirkliche Mahlzeit und schnappten uns nur je einen Apfel um endlich das Schulgelände erkunden zu können bevor der Nachmittagsunterricht anfing.


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Die Badboy Academy war nicht nur für ihre elitären Schüler und ihren extravaganten Stil bekannt, sonder auch für ihre hochmodernen Sportanlagen. Unsere Schule besaß nicht nur ein eigenes Hallenbad sondern auch eine ziemlich große Sporthalle und die üblichen Außenplätze für Fußball, Handball und Basketball, umschlossen von einer Laufbahn. Abseits gab es auch einen Bereich für die Leichtathletik und ein Beachvolleyballfeld. Unsere Mannschaften waren regelmäßig ziemlich erfolgreich; das Schwimmteam hatte nun schon zum dritten mal in Folge die Meisterschaft gewonnen und auch in anderen Sportarten waren sie nicht schlecht. 

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