Plötzlich, und völlig unerwartet, war ich wach. Verwirrt blinzelte ich, bevor ich mich daran erinnerte, wo ich war, und erst dann realisierte ich, dass jemand meinen Namen rief. "Ani, du must jetzt langsam wirklich aufstehen! Ani, los, aufstehen, Jenny ist schon vor einer Ewigkeit ins Bad gegangen!". Die Stimme klang mehr amüsiert als genervt, aber ich verzog bei dem Gedanken, dass meine Freundin schon weg war, mein Gesicht. Das bedeutete nämlich, dass es höchste Zeit auch für mich war, aus dem Bett zu kriechen. "Nur noch fünf Minute", versprach ich mir murmelnd und drehte mich auf die andere Seite.
Jamie, der wohl schon eine Weile versuchte, mich zu wecken, verlor in diesem Moment wohl ein bisschen die Geduld, denn einen Augenblick später war meine wunderbare, kuschelig warme Decke verschwunden. "Jamie!", rief ich aufgebracht und sprang wie von der Tarantel gestochen aus dem Bett - in unserem Zimmer war es verdammt kalt! "Gib die Decke zurück!", verlangte ich dann, etwas ruhiger, und verschränkte meine Arme vor meiner Brust. Jamies Augen glitzerten vergnügt, und er lächelte verschmitzt. Die Sonne, die durch ein geöffnetes Fenster - deswegen war es so kalt! - fiel, ließ seine braunen Haare rötlich glänzen und hüllte die Szene in ein weiches Licht. Für einen Moment hielt ich inne, ich war wie versteinert. Irgendetwas schien Jamie in mir auszulösen, wie er so vor mir stand, grinsend im Morgenlicht, denn ein seltsames, leichtes Gefühl machte sich im mir breit.
"Hol sie dir doch", verkündete er scherzhaft, und ich lächelte ihn süßlich an, bevor ich mit drei blitzschnellen Schritten den Raum durchquerte und mich ohne auch nur im Geringsten zu zögern an den Arm hängte, unter dem er lässig meine Decke geklemmt hatte. Überrascht ließ er los, stolperte ein wenig zurück und stieß gegen Jennys Bett während ich mit meiner Bettdecke relativ unsanft auf dem Boden landete und lachend in die entgegengesetzte Richtung kugelte. Da hatte mich Jamie wohl ein wenig unterschätzt - aber ich hatte schließlich jahrelang zwei Freundinnen gehabt, die mir immer meine Decke stehlen wollten, und das hinterließ eben Spuren.
Jetzt fing auch Jamie an zu lachen, und ich rollte mich, immer noch kichernd, auf dem Boden in meine warme, flauschige Bettdecke ein und grinste ihn siegessicher an. "So erwachsen", meinte er schließlich kopfschüttelnd, aber selbst, als er versuchte, das so ernst wie möglich zu sagen, konnte ich sehen, dass er lächelte.
*+*+*
Nach dem Frühstück versammelten wir uns alle am Seeufer und teilten uns in die Teams auf, in denen wir heute die Aufgaben lösen würden, die Lou und das Schulkomitee vorbereitet hatte. Ich war ziemlich nervös, als ich mich von Jenny und Jamie verabschiedete, schließlich kannte ich die Jungen, die in meiner Gruppe waren, nicht. Wir waren insgesamt ziemlich viele Schüler auf einem Fleck, und dadurch war es ziemlich unübersichtlich, weil alle durcheinander liefen und ihre Teams suchen.
Endlich erspähte ich Thomas blonden Haarschopf am Rande der Menge, doch noch während ich mich an einer anderen Gruppe vorbeidrängte, verließ er seinen derzeitigen Standpunkt. "Thomas!", rief ich rasch. "Warte!" Überrascht drehte er sich um, und als er mich sah, lächelte er kurz. "Ani", grüßte er mich knapp mit einem Nicken, als ich zu ihm aufgeschlossen hatte.
Unauffällig musterte ich ihn, während wir schweigend auf die zwei Jungen warteten, die unsere Gruppe komplettieren würden. Thomas hielt, ziemlich unmotiviert aber doch, ein kleines Schild mit der Aufschrift "Team 7" in einer Hand - vermutlich, um das Zusammenfinden zu erreichen. Er schien generell nicht sehr begeistert von der Aussicht zu sein, die nächsten Tage mit "den Erstklässlern" verbringen zu müssen, auch wenn wir im Grunde nur ein Jahr jünger waren als er. Thomas graublaue Augen, die generell eher kalt und abweisend wirkten, musterten das Chaos abschätzig, und insgeheim war ich mir nicht sicher, ob es eine gute Idee gewesen war, dass ausgerechnet jemand mit so wenig Geduld und Kontaktfreudigkeit wie er, der ja ziemlich kurzangebunden war, bei diesem Projekt mitwirkte.
Gerade als ich anfing, mich zu langweilen, bekam ich eine Nachricht von Jenny.
WTF Weißt du wer James Walter ist xDD
Für einen Moment war ich verwirrt, dann erinnerte ich mich aber vage, dass ich den Namen in der Liste für Jennys Team gelesen hatte und schrieb ihr dementsprechend zurück.
ka, der is in deinem Team, oder??
Schon nach wenigen Sekunden kam die Antwort, und ich musste lachen, als ich las, warum sie so übermotiviert war. Jenny war einfach so was von verknallt!
Das ist jamie, halt sein richtiger name xDDDD Und ich bin mit ihm in einem team, is das nicht toll ^^ Ich freu mich so!!!!
Ich antwortete ihr noch kurz, aber noch während ich damit beschäftigt war, sagte Thomas in einem ziemlich genervten Tonfall: "Ah, da seit ihr endlich." Und tatsächlich, zwei Typen hatten sich inzwischen zu uns beiden gesellt; sie waren nicht die einzigen, die ihre Gruppe gefunden hatte, denn langsam nahm das Chaos, das bis jetzt geherrscht hatte, geordnetere Bahnen an.
Einer der beiden war ziemlich klein, zumindest einige Zentimeter kleiner als ich, und hatte blonde Haare, während der andere einen senfgelben Pulli trug und Thomas um ein kleines Stück überragte, aber dabei ziemlich schlaksig und ungelenk wirkte. "Nico", stellte sich der Große einsilbig vor, und mir fiel auf, dass er eine außergewöhnlich tiefe Stimme hatte. Der andere musste also Paul sein.
"Ich heiße Thomas Berger, das ist Ani, und jetzt wo wir alle sind gehen wir; die erste Aufgabe ist nämlich in der Frühstückshalle", sagte Thomas kurz, und drehte sich dann um und ging einfach; er erwartete einfach, dass wir ihm folgen würde. "Was hat den der für Probleme", murmele Nico, und Paul zuckte nur mit den Schultern, bevor wir uns auf den Weg machten.
*+*+*
Es dauerte noch eine ganze Weile, bis alle in der Halle waren, in der wir gefrühstückt hatten. Während wir warteten, führten wir ein bisschen Smalltalk, aber das war auch irgendwie komisch; wir hatten uns eben nichts zu sagen, und eigentlich waren wir schon nach Kurzem alle an unseren Handys.
Abwesend fragte ich mich, warum Thomas heute so schlechte Laune hatte. Es kam mir irgendwie seltsam vor, dass er zugestimmt hatte, hier mitzumachen und ein Wochenende quasi damit zu vergeuden, auf uns "aufzupassen" - er war einfach nicht der Typ für so etwas. Vielleicht hatte er aber nur schlecht geschlafen oder so, und das würde sich noch bessern.
Lächelnd winkte ich Jenny zu, die mit ihrem Team, das ja aus zwei anderen Mädchen und Jamie bestand, hereinkam. Sie schien mich aber nicht zu bemerken, denn sie plauderte angeregt mit dem einzigen Jungen in ihrem Team. Gerade eben fuhr er sich in einer lässigen Geste durch die Haare und lächelte - ein bisschen schief, wie immer. Sie lachte, wahrscheinlich über etwas, das er gerade gesagt hatte. Nachdenklich beobachtete ich die beiden - sie gaben ein nettes Pärchen ab, er charismatisch, sie offen, beide gutaussehend.
Trotzdem beschlich mich bei dem Gedanken ein ungutes Gefühl - ich wusste, dass Jenny sich definitiv mehr erhoffte, als einen kurzen Flirt, und irgendwas - vielleicht die Tatsache, dass er nicht nur mich, sondern auch dieses andere Mädchen auf der Raststätte, geküsst hatte - sagte mir, dass Jamie nicht der Typ war, der sich auf irgendetwas tiefer gehendes einlassen würde.
Besorgt wandte ich meine Blick von Jenny und ihrer Gruppe ab, ich glaubte nicht, dass sie nach mir Ausschau halten würde - dafür war sie viel zu beschäftigt. Gerade zu diesem Zeitpunkt fing Thomas meinen Blick auf. Er hatte bemerkt, dass ich die beiden beobachtet hatte, und zog fragend eine Augenbraue hoch. In diesem Moment spiegelten seine Augen weniger abweisende Kälte wieder, sonder wirkten wärmer, aber vielleicht war das auch nur das Licht. Ich lächelte schwach, und zuckte die Schultern - ich hatte die Entscheidung getroffen, Jenny nichts von Jamies Kuss zu erzählen; jetzt musste ich eben damit leben, dass sie auf ihn stand, auch wenn ich ihn für keine gute Wahl hielt und sie nicht die ganze Wahrheit über ihn wusste. Er war zwar nett, aber trotzdem. Ich konnte mir einfach nicht vorstellen, dass er es ernst mit ihr meinte.
Thomas warf mir einen Blick zu, der zu sagen schien "Tu was, oder lass es, deine Entscheidung", und schenkte mir ein mildes Lächeln, bevor er sich wieder nach vorne wandte, wo Lou ein Podest erklommen hatte und sich bereit machte, die erste Aufgabe zu verkünden.
DU LIEST GERADE
Badboy Academy
RomanceDie Badboy Academy - eine Eliteschule für die Reichen und Schönen des Landes. Annika weiß nicht wie sie hier gelandet ist. Und zwischen Badboys und schwarzen Kleidern, die bis zur Mitte der Oberschenkel reichen wird sie wahre Freunde finden - das, u...