2. Viele neue Gesichter

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Eigentlich hatte ich keine Lust, meinen Koffer jetzt sofort aus zu packen, aber da ich mich nicht sofort wieder verlaufen wollte musste ich Wohl oder Übel auf meine Zimmergenossin - Louanne - warten. Ich hoffte bloß, dass ich schnell ein paar neue Freunde machen würde - ich hatte keine Lust, eine Einzelgängerin zu werden und noch dazu würde es Monate dauern, bis ich mich im riesenhaften Schulgebäude zurechtfinden würde, selbst wenn ich einen Plan hatte. Ja, das brauchte ich. Ein paar zuverlässige, nette Freundinnen und dann war alles schon um einiges leichter.

Also packte ich meinen Koffer aus und musste feststellen, dass jemand einen Teil meiner Kleidung durch schwarze eng anliegend-elegante Kleider, die bis zur Mitte meiner Oberschenkel reichten, ersetzt hatte. Da waren wohl wieder meine Freundinnen am Werk gewesen, denn auf dem ersten der feinsäuberlich gefalteten Kleider lag eine kleine Notiz in der Handschrift meiner besten Freundin Sandra. Ich begann also zu lesen:

"Ani-Darling,

wir wissen zwar alle, dass du modisch überbaut keinen Plan hast, aber wir hoffen auf Besserung! Hier die inoffizielle Schuluniform für Mädchen auf der Badboy Academy: schwarze Kleider, die bis zur Mitte der Oberschenke reichen! Hübsch, oder? Du wirst uns noch dankbar sein, dass wir dir so etwas Schönes eingepackt haben wenn du deinen Badboy findest! 

Viel Spaß! Tu nichts was wir nicht auch tun würden ;)

Sandra & Nadine"

Seufzend begann ich, das Gewand in den freien Kasten ein zu sortieren. Generell schien mir die rechte Seite des länglichen Zimmers zuzustehen, denn sowohl das linke Bett als auch der Schrank waren schon von Lou belegt worden.

Einige Zeit später rief sie mich in den Hauptraum und verkündete, dass sie mich jetzt kurz herumführen wollte. Dabei musterte sie mich ein wenig abschätzig und mir fiel ein, dass ich mich nicht - wie hatte sie es ausgedrückt? - frisch gemacht hatte sondern mir nicht einmal die Haare gebürstet hatte. Wahrscheinlich war ich ziemlich zerzaust und ungeschminkt obendrein, ganz im Gegensatz zu ihr, die sich inzwischen gestylt hatte und obendrein ein kurzes schwarzes Kleid trug - Sandra hatte recht gehabt! - während ich in Jeans und T-Shirt einen eher bescheidenen Eindruck machte. Lous dunkelbraunes Haar floss in sanften Wellen um ihr Gesicht und sie wirkte im ersten Moment wie einer Werbung für Shampoo entsprungen, wirklich, es fehlte nur noch das professionelle Lächeln.

Louanne musterte mich erneut und ihrem kritisch-abschätzig Blick zufolge gefiel ihr ganz und gar nicht, was sie sah. Sie schüttelte ihre wallenden Haare und verkündet: "Ach, Chérie, du musst dich ein bisschen aufhübschen! Denk doch an die Jungs!". Sie nahm meine Hand und zog mich ins Bad während sie vergnügt meinte: "Keine Sorge, das schaffen wir schon, ich mach dir die Haare und vielleicht ein bisschen Make-up für deine Augen, die Lippen, und dann, voilà, bist du frisch wie der junge Morgen!" Ich ließ zu, dass Lou mich auf den Stuhl vor dem zugegeben gigantischen Spiegel im Badezimmer drückte. Breit grinsend begann sie ihr Werk.

*+*+*

Nachdem ich angemessen gekleidet war - ein schwarzes Kleid hatte ich mir aber doch nicht aufzwingen lassen, Jeans und ein frisches Top taten es schließlich auch - und außerdem auf Hochglanz poliert war - ich fühlte mich hübsch, und das war für mich etwas ganz und gar nicht alltägliches -  führte Lou mich quer durch die Schule, zeigte mir Sekretariat, Klassen, Aufenthaltsraum, Kantine, Aula und Bibliothek und brachte mich schließlich in den zweiten Stock. Dort stiegen wir eine eher schmale, unscheinbare Treppe hinauf, die zu einer Art Aufenthaltsraum unter dem Dach des Schulgebäudes führte. Ich hatte während unserer Blitztour durch die Schule nur wenige Schüler aus der Nähe zu Gesicht bekommen, die meisten waren auf ihren Zimmern, packten ihre Koffer aus oder waren im Freien, wo sie das warme Spätsommerwetter genießen konnten. 

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