Badboy Academy

21. Sag niemals Nie

"Ani, da bist du ja!", rief Simon überschwänglich und winkte mich in seine Richtung. Ich lächelte ihn an und schwenkte den Becher in meiner Hand als Begrüßung. Er stand mit einigen anderen Leuten in einem lockeren Halbkreis zusammen, gerade soweit von der Musik entfernt, dass man noch etwas mitbekam, aber sich ohne gröbere Probleme unterhalten konnte.

Ich stellte mich zwischen ihn und Hannah, die gerade versuchte, etwas zu erzählen, aber noch vor der Pointe prustend zu lachen angefangen hatte und jetzt nicht mehr aufhören zu können schien. Neben Hannah stand noch ein Mädchen, das ein ziemlich cooles dunkelblaues Kleid trug. 

"Dein Kleid ist ur hübsch!", rief ich ihr fröhlich zu. "Ich bin übrigens Ani". Sie sah mich an. "Olivia. Und danke, das ist mein Lieblingskleid", sagte sie und lächelte geziert. Irgendwie war sie mir unsympathisch. Ihr Name kam mir bekannt vor, und ich überlegte kurz, bevor mir einfiel, dass Jenny und Jamie eine Olivia in ihrem Team gehabt  hatte - das musste sie also sein. 

Ich nahm einen tiefen Schluck aus meinem Becher, und musste feststellen, dass er leer war. Ich verzog das Gesicht, eigentlich hatte ich keine Lust, mir schon wieder nachschenken zu gehen. Der Junge, der zwischen Jamie - wo hatte er denn seine Knutschfreundin gelassen - und Simon stand, hatte dunkelbraune Haare und war ziemlich scharf. Ich hatte ihn heute schon einmal gesehen und man hatte ihn mir sogar vorgestellt, aber an seinen Namen konnte ich mich nicht mehr erinnern. Er warf mir einen amüsierten Blick zu, als ich böse auf meinen Becher starrte. "Soll ich dir was zu trinken holen?", fragte er, und ich nickte begeistert. Wie cool war das denn, dann musste ich nicht selber gehen! Irgendwo weit hinten sagte eine Stimme in meinem Kopf, dass ich unheimlich faul war, aber das war mir in dem Moment einfach egal. 

*+*+*

Simon hatte mich in ein Gespräch darüber verwickelt, ob die eine Wolke, die sich gerade vor den Mond schob, eher wie ein Kürbis oder wie ein Kohlkopf aussah, als der hübsche Junge - ehrlich, wie hieß der nochmal? - mir meinen Drink brachte. Ich lächelte ihn dankbar an, und er schlug sich prompt auf meine Seite, was die Wolke anging. Ja, ich hatte Recht! Nimm das, Simon!

Hannah und Olivia schienen sich ziemlich gut zu verstehen, und innerhalb kürzester Zeit waren die beiden zu einem der Feuer gegangen, um dort weiter zu tratschen. Ich konnte mir vorstellen, dass vor allem Olivia in ihrem Kleid ziemlich fror und sich am Lagerfeuer aufwärmen wollte.

Nach vielleicht zwanzig Minuten - es konnten auch mehr gewesen sein, ich wusste nicht mehr genau, wie viel Zeit verstrichen war -  hatte sich unsere Gruppe ziemlich zerstreut. Simon und Valentin - so hieß der hübsche Junge! - waren losgegangen, um Lou zu suchen, und ich blieb mit Jamie allein zurück. 

"So, Ani, wie gefällt dir die Party?", fragte er mich mit einem schiefen Lächeln, als sich die anderen beiden Typen entfernten. Jamie hatte seine Haare anders gestylt als sonst, wilder, verwegener. Er trug enge dunkle Jeans, ein einfaches weißes Shirt und eine schwarze Lederjacke, die seine Schultern betonten und ihm diesen gewissen Badboy Flair verlieh, der viele Mädchen -  und irgendwie auch mich - schwach werden ließ. Er wirkte frech und rebellisch, geradezu schalkhaft, und seine ganze Haltung strahlte Selbstvertrauen und Finesse aus. Jamie wusste, wie er aussah und feierte jede Minute, die er im Mittelpunkt der Aufmerksamkeit stand, kostete jede Sekunde mit einem süffisanten schiefen Lächeln aus, als lebe er für diesen Moment alleine, in all seiner betont lässigen Perfektion.

 "Wow, Jamie sieht einfach verboten gut aus.", dachte ich mir, zuckte und nahm hastig einen Schluck aus meinem Becher. Natürlich verschluckte ich mich prompt, und hustete so stark, dass mir Tränen in die Augen traten. So ein Mist.