J1

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Nach meinem Geburtstag hatte ich eigentlich gute Laune, bis ich in die Küche ging und mal einen Blick auf den Kalender warf. Ich laß. Zwischen 1000 Meetings von meinen Eltern sah ich es. Mein Termin beim Hausarzt. J1, Jugenduntersuchung. Ich erschrak. Wog man mich da? Was stellen die da für Fragen. Ein mulmiger Gefühl stieg in mir auf. Schnell rannte ich nach oben und googelte. Schon kamen die ersten Antworten auf die Fragen. Ich laß in einem Forum. Lolipop- Girl 23 ( selten so einen dämlichen Namen gehört) schrieb: ,,Naja , man muß die Jacke oder den Pulli ausziehen , wegen dem Gewicht eben. Dann werden noch so Fragen gestellt wie : Rauchst du usw..'' Moment. Pulli ausziehen? Ich hab ein Problem. Das Problem löst sich leider auch nicht. Unsicher krempelte ich meinen Ärmel hoch. Narben. Überall. ,,Fuck'', fluchte ich. Wie konnte ich nur so dumm sein. ' Das ist alles deine Schuld' Sie lachte. , Ich bin eben stärker als du.' Ich versuchte ihre hässliche Stimme zu ignorieren. Stärker, haha. Niemals. Ich bin selbstbewusst, dass weiß ich. Plötzlich überkam mir Angst. Ich bin im Untergewicht! Wenn sie das sieht bin ich tot. Niemals, wirklich niemals will ich in eine Klinik kommen. Nur über meine verdammte Leiche. Mir wird bei dem Gedanke schlecht. Ich muss zunehmen. Ich muss einfach. Der Termin ist schon am Freitag. Wir haben Mittwoch. 3 Kilo innerhalb von 3 Tagen. Ich rannte in die Küche und machte den Kühlschrank auf. Ich nahm alles heraus. Ich meine, wirklich alles. Ich fing an Brötchen mit Salami in mich reinzustopfen. Nach 5 Brötchen machte ich eine Pause. Ich rannte wieder zur Waage. 7 mg mehr. Das ist nicht genug. Ich wollte anfangen zu rennen aber ich lief langsam. Keine Kalorien verbrennen. Ich tat genau das Gegenteil von dem, was ich eigentlich machen sollte. Mein schlechtes Gewissen fütterte ich mit dem Gedanken, dass das nur für mein Bestes sei. In der Klink wäre es schlimmer. Es ist bloß für den Schein. Die Stimme schrie mich ununterbrochen an. ,Es bringt nichts! Es bringt einfach nichts!' Diese Hure. Ich hörte nicht auf sie und stopfte mir als nächstes den Kuchen von gestern rein.


Bauchschmerzen des Todes plagten mich, nächtelang. Ich habe keine Minute geschlafen und mich im Schlaf gewälzt. Es tat weh auf dem Bauch zu liegen. Meine Hüftknochen machten das ''Schlafen'' so schmerzhaft dass ich letztens nicht einmal lag , sondern die ganze Nacht saß. Egal wieviel ich aß, man sah trotzdem meine Knochen. In der Schule wurde ich dafür beneidet. ,,Ohh Yuno. Du bist so schön dünn. Und trotzdem hast du noch nen geilen Arsch.'' ,kreischte meine nervige Freundin Sarah. Sie ist nett aber manchmal nervt sie mich. Ich fand die Knochen schön, doch sie ekelten mich mehr an. Trotz allem hatte ich noch Kurven und war kein Strich in der Landschaft. Ich aß unglaublich viel. Locker waren es 3000 kcal. 1000 mehr als ich eigentlich essen sollte. Es war mir egal, Hauptsache ich komme ins Normalgewicht und muss in keine Klinik. , Dumme Schlampe', meinte die Stimme.

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