Dieser Junge, den ich am ersten Tag an der neuen Schule direkt als arrogant abgestempelt hatte, war ziemlich neugierig wie es sich herausstellte. Ich baute meine Mauer um mich herum, um mich und meine Geheimnisse zu schützen. Ich wollte keinem etwas erzählen, vertraute absolut niemanden. Und doch, bei ihm hatte ich tatsächlich das Gefühl, ihm zu 100% vertrauen zu können. So verrückt es auch klingt, er war die erste Person bei der ich das fühlte. Aber dennoch war ich ziemlich misstrauisch bei dem Gedanken.
Wie würde er reagieren wenn er über Lucy Bescheid wüsste? Was würde er denken wenn ich ihm erzählen würde, dass ich in einer psychiatrischen Anstalt war? Tausend Fragen schwirrten in meinem Kopf. Um die Antworten zu kriegen, müsste ich es ihm erzählen. Aber ich hatte Angst. Er würde mich bestimmt für krank halten. Ich würde es ihm nicht übel nehmen, ehrlich gesagt.
Hinter der Mauer befand sich alles. Die ganze Wahrheit, die ich vertuschte. Eben das, was niemals jemand erfahren durfte. Und wer hatte es geschafft über diese Mauer zu klettern ? Er.
Er war ja eigentlich nur ein Kumpel von mir, aber insgeheim war ich in ihn verliebt. Ich verdrängte die Gefühle für ihn aber sofort. Es brachte nichts. Er würde sowieso niemals etwas mit mir anfangen wollen, dachte ich.
Er hätte mich vielleicht ohne die ganzen Dinge gewollt. Aber ich wollte ihn nicht anlügen, ich erzählte ihm dann lieber die Wahrheit über mich, als am Ende ein perfektes- Ich zu haben, dass vollkommen erfunden war.
Als normale Freundin würde er mich schon nehmen. Freundschaftlich, versteht sich.
Also erzählte ich ihm nach und nach immer mehr über mich. Ab und zu nervte mich Lucy damit.
Er hasst dich.
Er tut bloß so als würde er dich mögen.
Erzähl ihm nichts über mich! Sonst..
Lucy war mir egal. Alles was sie von sich gab, ergab weder Sinn, noch entsprach es irgendwie der Wahrheit. Ich ignorierte sie einfach, blendete sie aus.
Egal was ich tat, egal wo ich war. Mein Kopf war immer voll mit ihm.