,, Nichts kannst du ." , schrie mich mein Vater an. Sauer schmiss er die Mathearbeit auf den Boden. ,, Ich unterschreibe das nicht." Er war wieder enttäuscht von mir. Wie immer. Kein Wunder, ich hatte in diesem verdammt leichten Thema eine 3 geschrieben. ,,Nächstes Mal schreibe ich eine Eins, versprochen." ,,Ich hoff's für dich." ,sagte er nur gehässig. Traurig ging ich in mein Zimmer. Ich sah mir noch einmal diese total dummen Fehler an. Alles Denkfehler. Lucy hatte mich während der Arbeit total abgelenkt. Als alle konzentriert ihre Arbeit schrieben, saß ich genervt vor dem Blatt und versuchte Lucy und die anderen Stimmen auszublenden, erfolglos. Ich wollte sie wirklich ignorieren, aber es ist so schwer. Man kann sich das, denk ich zumindest, nicht vorstellen wenn man es nicht selbst hat.
Danach schrieb ich zwar nur noch Einsen und 2er , trotzdem war ich nie gut genug für sie. Dabei hab ich mich immer angestrengt. Mit der Zeit wurde es mir egal, ich habe einfach nicht mehr gelernt. Die 2 hab ich im Zeugnis bekommen. Aber die anderen Noten waren nicht so prickelnd. Das passte meinen Eltern gar nicht.
Jeden Tag gab es Streit. Ob es um die Schule ging, mein Verhalten oder sonstiges. Sie ließen mich nie ausreden und genau das war eine Sache die ich überhaupt nicht leiden kann. Wenn ich etwas erklären wollte , haben sie mich ständig unterbrochen. Früher hatten sie mal so laut geschrien, das selbst der Nachbar kam und fast die Polizei holen wollte. Ich war noch etwas jünger, hatte keine Ahnung was überhaupt passiert war . Ich war nur ein verwirrtes, heulendes kleines Mädchen.
Das war nur eine Sache die ich wusste. Das es wahrscheinlich schon immer so war, wenn nicht schlimmer.
Lucy war wirklich schrecklich. Ich hasste sie einfach für das was sie mir schon alles antat. Doch wir waren beide irgendwann der Meinung, dass mein Vater ein Arschloch ist. Natürlich weiß ich selber dass sie nur eine Krankheit ist. Aber ich kann mit ihr reden, als wäre sie wirklich da. Ihre Stimme hörte sich echt an. So als wenn sie direkt hinter mir steht und alles miterlebt, aus meinen Augen. Es ist verrückt und eigentlich total nervig, denn ihre Meinung interessierte mich nicht. Sie sagte mir ständig, ich soll sie nicht ignorieren. Trotzdem klappte es ab und zu ihrer Stimme nicht zuzuhören.
Das schlimmste ist, wenn sie mich irgendwie erschreckt. Sie tat das so oft. Zum Beispiel sah ich sie plötzlich irgendwo stehen, da wo ich es immer am wenigsten erwarte. Ich muss ehrlich sagen, anfangs hatte ich soviel Angst davor. Ich hatte immer Panik dass ich sie gleich sehen würde. Mit der Zeit ging es klar, ich fand es nicht mehr schlimm.
Trotzdem wollte ich das nicht mehr. Sie war das, was ich am meisten an mir hasste.
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