Offenburg, MediClin

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Da saßen sie. In einem kleinen Kreis. Ein paar Jungs und Mädchen. Ich saß mich auf einen leeren Stuhl. Alle konzentrierten sich auf mich und ich sah die neugierigen Blicke. Dann kamen noch 2 Betreuer dazu mit einem Notizblock in der Hand. Sie begrüßten uns zur Abendrunde und gaben sich so ein Stoffdings durch die Runde. Sie erzählten sich alle wie es Ihnen geht und was heute bei Ihnen passiert ist und sowas, während ich sie mir alle genau analysierte. Ich fing bei einem Blonden Mädchen an. Sie war ungeschminkt und hatte eine Jacke an. Ihre schulterlangen Haare zusammengemacht. Sie wäre eigentlich hübsch, doch sie sah sehr nach dem Mädchen aus, die schlaflose Nächte verbrachte. Das sah ich an ihren Augenringen und ihr Blick nach unten verriet mir dass es ihr schlecht geht. Ihre Mundwinkel gingen eher Richtung nach unten. Bestimmt Depressionen. Das nächste Mädchen hatte bunte Haare und war ziemlich groß. Ihre Frisur war ein Kurzhaarschnitt und sie sah eher neutral aus. Ich konnte sie nicht genau einschätzen. Dünn war sie ja, aber ich dachte mir nicht dass sie essgestört war. Neben ihr saß ein gut aussehender Junge, doch er war nicht mein Typ. Er sah mir direkt in die Augen und ich in seine. Dann lächelte er. Peinlich berührt sah ich den nächsten Jungen neben sich an. Er war kleiner als ich und war extrem dünn. Magersucht , 100 pro. Er kaute nervös seine Nägel. Unsicherheit. Als nächstes erblickte ich auf ein dunkelhaariges Mädchen. Sie war etwas molliger, aber nicht dick. Sie sah sehr depressiv aus. Dann war da noch so ein richtig großer Typ der extrem dünn war. Ich ging wieder von Magersucht aus, aber man kann sich immer täuschen. Durch das ganze Anschauen habe ich nicht bemerkt, dass ich die nächste bin. ,,Stell dich doch vor.'' , sagte ein Betreuer. Ich habe seinen Namen vergessen. ,,Ich bin Yuno . Ich komme aus Baden Baden. Ich bin 15.'', erzählte ich lustlos. Die anderen schien das brennend zu interessieren. ,,Gut. Willkommen Yuno. Will sich jemand bereit erklären und ihr alles zeigen?'' ,,Klar. Das mach ich.'' , sagte die dunkelhaarige. ,,Gut okay. '' Alle standen auf und gingen wo hin. Nur ich und sie waren da. Sie zeigte mir alles. ,,Wir schauen auch Fernsehen Abends. Also in einer Stunde ungefähr. '', meinte sie. Ich nickte bloß. ,,Nikes oder?'', frage sie mich lächelnd. Ich gab nur ein stumpfes Ja als Antwort. ,,Sehen gut aus.'' ,gab sie mir ein Kompliment. ,, Danke'', sagte ich nun etwas freundlicher. Ich hatte ein festes Ziel. Ich werde einfach netter wirken als ich es bin und den anderen zuhören wenn sie mir was erzählen. Aber niemals wollte ich es den anderen sagen. Ich erzählte eh niemanden von meinen Problemen.

L wusste trotz allen Versuchen so ziemlich alles über mich. Wir kannten uns schon ewig und ich kenne ihn genauso gut wie er mich. Er war gestört. Damit meine ich nicht so gestört wie man es zum Spaß sagen würde, sondern er hatte echt eine Macke. Ich bin mir sicher es war eine psychische Erkrankung, die ich aber leider nicht zuordnen konnte. Natürlich war ich die einzige mit dem Gedanken. Keiner kannte ihn besser wie ich. Ja, wir waren so etwas wie beste Freunde, nur dass ihn nicht ausstehen kann. Er müsste eigentlich statt mir hier her. Mit ihm hätte ich die Klinik bestimmt nicht so langweilig gefunden, dass wusste ich sofort. Wir hätten nur Scheiße gebaut und die Betreuer fertig gemacht. Wir haben soviel erlebt zusammen. Ich schüttelte den Kopf als ich mich an früher erinnerte, wo wir jeden Tag zusammen zur Schule gelaufen sind, mit einem Joint in der Hand. Wir waren jeden Tag total dicht in der Schule und lachten die anderen Trottel in der Klasse aus. Alles falsche Menschen, dachten wir uns. Was auch wirklich so wahr. Nach der Schule haben wir fast immer noch einen geraucht. Es war Routine. Er fing damals noch an zu rauchen und bot mir auch Kippen an die ich aber immer ablehnte. Wir saßen an unserem Lieblingsort, wo kein Mensch war. Wir redeten über so ziemlich alles, aber vertrauen konnte ich ihm nie. Er war der beste Lügner der Welt und drehte vieles um, was dazu führte dass ich den Kontakt immer abbrechen wollte. Doch ich konnte einfach nicht. Er war ein jemand, den man nicht einfach ignorieren konnte. Denn eigentlich war er immer für mich da, auch wenn ich hasste. Er hat sich hoffnungslos in mich verliebt. Ich korbte ihn immer wieder aber naja, er gab nie auf. Wenn ich an ihn denke werd ich sauer und gleichzeitig vermisste ich ihn. Er war einer der wenigsten die wussten wo genau ich im Moment war. ,, Werde dich vermissen, Y . Wehe da fässt dich einer an'' , schrieb er mir auf den Weg zur Klinik. Er hat schon öfters gesagt dass ich nur ihm gehöre, aber ich lachte ihn immer aus wenn er das sagte. Er ist so verdammt seltsam. Was ich an ihm sehr bewundert habe war seine Intelligenz. Es überraschte mich immer wieder wieviel er doch wusste. Früher hatte ich Interesse für da haben wir immer über uns immer total zugekifft über das plancksches Wirkungsquantum oder über den Doppler-effekt unterhalten. Wenn ich so nachdenke versteh ich gar nicht warum wir das taten.

Er war ziemlich eifersüchtig doch er zeigte das nie richtig. Stattdessen fing er an mir irgendwas von irgendwelchen Weibern zu erzählen, über sein Sexleben was mich einfach gar nicht interessierte. Das habe ich ihm schonmal gesagt und doch versuchte er immer wieder mich eifersüchtig zu machen. Als er dachte dass dies klappte , gab es schon den ersten Annäherungsversuch den ich sofort ablehnte. Ich war unerreichbar und ich dachte er würde schnell aufgeben. Aber er tat das nicht. Er hörte nie auf.

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