9. Kapitel

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Erste Nachhilfestunde und eine unerwartete Begegnung

Zuhause angekommen, beschließe ich erstmal bei Lucy vorbeizuschauen. Ich klopfe sachte an ihre Tür und öffne sie langsam. Lucy liegt auf ihrem Bett und starrt die Decke an. „Hey...", begrüße ich sie leise und setze mich neben sie. „Ich darf in der Villa, von der ich neulich erzählt habe, dem Sohn Nachhilfe geben.", erzähle ich ihr. „Schön.", meint sie nur und starrt weiter die Decke an. „Was ist los?", frage ich besorgt. „Nichts, was soll denn sein?", erwidert sie und lächelt mich an. Ihr Lächeln ist sowas von aufgesetzt und falsch, dass merkt jeder! „Du warst feiern... unter der Woche und du hast dich total betrunken! Das passt gar nicht zu dir.", meine ich und schaue ihr in die Augen. „Ich brauchte eben ein wenig Ablenkung.", gesteht sie mir. „Und wegen was? Man Lucy, lass dir doch nicht alles aus der Nase ziehen!", sage ich jetzt schon deutlich ungeduldiger. „Ich bin unglücklich verliebt...", lässt sie schließlich die Bombe platzen.

„Was echt? In wen?", möchte ich sofort wissen. „Das spielt keine Rolle... Er liebt mich nicht.", meint sie traurig. „Hat er dir das gesagt?", hake ich nach. „Ja...", murmelt sie und eine Träne kullert ihre Wange hinab. „Der hat keine Ahnung, was er verpasst! Der hat dich nicht verdient!", sage ich mit fester Stimme und nehme sie in den Arm. Ein kleines Lächeln breitet sich auf ihrem Gesicht aus. „Eis und Filmeabend?", frage ich und grinse sie an. „Ja! Mädels Abend.", lacht sie. Immerhin lacht sie jetzt wieder. Zufrieden stehe ich auf und besorge uns einen witzigen Film und ganz viel Eis. Irgendwann schlafen wir beide einfach während dem Film ein.

Am nächsten Morgen, stehe ich wie immer auf, mache mich fertig und gehe joggen. Ich nehme, wie immer ab jetzt, den Waldweg. Die Vögel singen in den Baumkronen und überall riecht es nach Harz und feuchtem Laub. Der Waldgeruch, ist viel intensiver, wenn es geregnet hat. Ein leichter Wind geht und überall höre ich das Rascheln der Blätter. Ich beschleunige mein Tempo und lasse alles an mir vorbei fliegen. Das was ich beim Laufen spüre, ist Freiheit. Total durchgeschwitzt komme ich wieder bei der WG an. Ich schließe die Tür auf und lasse sie hinter mir wieder ins Schloss fallen. Ich höre ein lautes klirrendes Geräusch aus der Küche.

Schnell betrete ich sie und bleibe wie versteinert stehen. Lucy kniet auf dem Boden und hebt einige Scherben auf. Finn steht neben ihr und schaut zwischen uns hin und her. Mick steht einige Meter von ihnen entfernt und schaut wütend auf den Boden. „Was... ist hier los?", frage ich zögernd. „Mir ist nur mein Glas runter gefallen.", sagt Lucy und lächelt mich an. Finns Blick verfinstert sich und er stürmt aufgebracht aus der Wohnung. Mick verschwindet wütend, ohne ein weiteres Wort, auf seinem Zimmer. Ich bleibe wie angewurzelt stehen und schaue Lucy zu, wie sie die Scherben wegräumt. „Lucy... was ist hier wirklich passiert?", frage ich leise. Sie dreht sich zu mir um und schaut mir in die Augen. „Mir ist nur mein Glas aus der Hand gerutscht, wie schon gesagt. Es war nichts...", meint sie und schiebt sich an mir vorbei. Ich schaue ihr nach, wie sie die WG ebenfalls verlässt.

Nachdenklich gehe ich duschen und überlege, was wirklich passiert sein könnte. Sie hat mir offensichtlich nicht die Wahrheit gesagt... Ich klettere aus der Dusche, föhne meine Haare und ziehe mir etwas Schönes an. Anschließend verschwinde ich auf meinem Zimmer und schaue mir eine weitere Vorlesung an. Danach packe ich meine Unisachen zusammen und schaue nochmal bei Mick vorbei. „Mick... ich bin jetzt weg.", verabschiede ich mich leise. „Bis dann. Viel Spaß.", meint er und lächelt mich an. Sein Lächeln ist nicht echt, genauso wie das, von Lucy vorhin. Ich schließe die Tür und steige in mein Auto. Jetzt ist erstmal Nachhilfe angesagt!

Bei der Villa angekommen, drücke ich auf den Knopf, neben dem Eisentor. Sofort öffnet er sich und ich fahre hinein. Ich parke mein Auto auf dem Bediensteten Parkplatz. Oh ja, sowas gibt es hier, ich kann es auch nicht glauben! Ich steige aus und gehe auf die Haustür zu. Wie letztes Mal auch, öffnet mir wieder Mr. Smith die Tür und lässt mich eintreten. „Guten Tag, schön sie zu sehen. Folgen sie mir, bitte.", begrüßt er mich herzlich und führt mich in den 1. Stock, der Villa.

Er hält mir eine Tür auf und sagt: „Machen sie es sich bequem. Ethan wird gleich da sein." „Okay, danke Mr. Smith.", erwidere ich und trete ein. Er schließt hinter mir die Tür und ich schaue mich in dem Zimmer um. Es gibt einen Kamin, eine Couch, zwei Sessel, einen großen Tisch mit vielenStühlen und große Fenster lassen das Tageslicht herein. Ethan heißt sein Sohn also... Ethan McLeod.

Ich breite meine Unisachen auf dem großen Tisch aus und warte gespannt. Ich gehe zu einem, der großen Fenster und werfe einen Blick hinaus. Ein großer Garten ist auf der anderen Seite der Villa. Ein großer Springbrunnen und einige Bänke befinden sich dort. Es ist eher ein Park, als ein Garten. Überall stehen Bäume und alles ist voll mit Blumen. Ich höre wie die Tür hinter mir ins Schloss fällt und fahre erschrocken herum.

Vor mir steht er. Ich halte die Luft an. Er sieht gut aus, in seinem weißen Hemd und seiner dunklen Jeans. Seine braunen Haare sitzen perfekt und seine blauen Augen durchbohren mich mal wieder mit seinen Blicken. Es ist der Jogger. Ethan ist der Jogger. Der Jogger. Warte... Was?!

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